Börse am Morgen: Aroundtown, Bayer und Bertelsmann - Nord LB
Die lahmende deutsche Wirtschaft steht laut dem Berliner DIW vor keiner durchgreifenden Erholung. Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) lag im August ggü. Juli unverändert bei 90,3 Punkten. Damit verharrte der Barometerwert seit Mai deutlich unter der neutralen 100-PunkteMarke, die ein durchschnittliches Wachstum anzeigt. Die Konjunkturschwäche zieht sich aktuell durch alle Bereiche. Die Exportwirtschaft leide vor allem unter der schwächelnden Weltkonjunktur, während der private Konsum durch die hierzulande nur allmählich nachlassende Inflation und eine abwartende Haltung der Haushalte gebremst werde. Sorgen bereite in erster Linie die deutsche Industrie. Die gedämpfte Nachfrage aus dem In- und Ausland und die höheren Zinsen belasteten die Stimmung und die Geschäftserwartungen merklich. Da die Industriekonjunktur weltweit schwächelt, sei keine baldige Erholung zu erwarten.
Wieder stärker steigende Energiepreise haben im August einen deutlichen Rückgang der Inflation in Deutschland verhindert. Die Verbraucherpreise lagen um durchschnittlich 6,1% höher als im Vorjahresmonat. Im Juli war die Inflationsrate auf 6,2% gefallen, nachdem sie im Juni auf 6,4% gestiegen war. Preistreiber Nummer eins blieben Nahrungsmittel: Sie kosteten 9,0% mehr als ein Jahr zuvor, nach plus 11,0% im Juli. Energie verteuerte sich mit 8,3% (Juli: 5,7%) wieder stärker, während für Dienstleistungen 5,1% (Juli: 5,2%) mehr bezahlt werden mussten. Die Teuerungsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, die sogenannte Kerninflation, verharrte bei 5,5%.
Renten- und Aktienmärkte
Deutsche Bundesanleihen standen zur Wochenmitte unter Druck. Belastet wurde der Anleihemarkt durch neue deutsche Inflationsdaten. Spannend wird es heute bei den vorläufigen europäischen Verbraucherpreisen für August, die wir um 0,3% M/M höher erwarten und die der EZB nur wenig Druck nehmen dürften. Die nächste Zinssitzung steht Mitte September an.
Angesichts einer weiter hartnäckigen Inflation ist der deutsche Aktienmarkt nicht recht vom Fleck gekommen. Anleger fürchteten, dass die Notenbanken im Kampf gegen die Teuerung weitere Zinserhöhungen planen könnten. DAX -0,24%; MDAX -0,52%, TecDAX -0,09%.
Die durch maue Konjunkturdaten gestärkten Hoffnungen auf eine Zinspause der Fed haben an der Wall Street zur Wochenmitte für positive Vorzeichen gesorgt. Im Technologiesektor verdarb allerdings eine Prognosesenkung von HP Anlegern die Laune. Der Computer-Hersteller gab knapp 7% ab. HP geht für 2023 von einem bereinigten Gewinn pro Aktie zwischen 3,23 und 3,35 USD nach zuvor 3,30 bis 3,50 USD aus. Grund sei die andauernd schwache Nachfrage nach neuem IT-Equipment und das stockende Geschäft in China. Dow Jones +0,11%; S&P 500 +0,38%; Nasdaq Comp. +0,54%.
Unternehmen
Bayer investiert rund 220 Mio. EUR in Forschung und Entwicklung von Pflanzenschutzmitteln im nordrhein-westfälischen Monheim. Mit dem Geld entstehe binnen 3 Jahren ein neuer Gebäudekomplex mit Laboren, Büros und einem Gewächshaus. Der Schwerpunkt der Arbeiten werde auf der Sicherheit von Pflanzenschutzmitteln für Mensch, Tier und Umwelt liegen.
Der Immobilieninvestor Aroundtown (WKN: A2DW8Z, ISIN: LU1673108939, Chart, News) hat infolge von Verkäufen und höheren Zinsen im ersten Halbjahr weniger verdient. Während die Nettomieteinnahmen auf 589 (602) Millionen Euro zurückgingen, sank das für die Branche entscheidende operative Ergebnis (FFO I) auf 175 (Vorjahr: 186) Millionen. Aufgrund der schwierigen Marktlage sei auf den Immobilienbestand eine Abschreibung von 1,7 Milliarden Euro angefallen, hieß es zudem.
Trotz eines Umsatzrekords hat Bertelsmann in H1 einen Gewinnrückgang einstecken müssen. In H1 fiel der operative Gewinn um etwa 10% auf rund 1,28 (Vorjahr: 1,43) Mrd. EUR. Das Konzernergebnis sackte noch deutlicher um rund 47% auf 260 Mio. EUR. Grund hierfür seien neben dem schwachen TVWerbegeschäft auch Umstrukturierungen, etwa der Umbau des Zeitschriftengeschäfts bei RTL Deutschland, die Neuausrichtung des US-Geschäfts bei Penguin Random House und die TiefdruckStandortschließungen bei Bertelsmann Marketing Services.
Devisen & Rohstoffe
Der EUR hat seine am Vortag erzielten Gewinne ggü. dem USD ausgebaut. Unterstützung kam von den Inflationsdaten aus Deutschland.
Die Ölpreise wurden von Spekulationen auf Versorgungsengpässe in der Hurrikan-Zeit im Golf von Mexiko gestützt.
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