Börse am Morgen: Adler Group, Ölpreis und Konjunkturdaten - Nord LB
Laut Münchener Ifo-Institut hat die Einstellungsbereitschaft der dt. Unternehmen im August erneut nachgelassen. Mit 97,0 Punkten erreichte das Beschäftigungsbarometer den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Dies bestätigt auch das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln). Zwar sind gemäß IW keine größeren Entlassungen zu befürchten, aber Arbeitslose haben zunehmend Schwierigkeiten, eine neue Beschäftigung zu finden. In den Sektoren Baugewerbe, Handel und Industrie wird vermehrt über Entlassungen nachgedacht, da sich die konjunkturelle Nachfrageschwäche immer stärker manifestiert.
Die sich eintrübende Konjunktur bei anhaltend hoher Inflation belastet auch zunehmend die Verbraucherstimmung. Für September antizipieren die GfK-Konsumforscher einen Rückgang des Barometers um 0,9 auf minus 25,5 Punkte. Zwar hatte sich das GfK-Konsumklima acht Monate in Folge verbessert, seit Juli trübt es sich aber wieder ein. Laut GfK werde der private Konsum in diesem Jahr keinen positiven Beitrag zur Konjunktur leisten und eher eine Belastung für die Wachstumsaussichten sein.
Noch nie waren die Sorgen um die eigene Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen größer. Die Deutsche Industrie und Handelskammer (DIHK) beruft sich bei dieser Aussage auf eine Umfrage von rd. 3.600 Betrieben. Unternehmen verlieren zunehmend den Glauben in die Energiewende und planen immer häufiger mit Produktionsverlagerungen ins Ausland. Das seit 2012 von der DIHK erhobene Energiewende Barometer liegt auf einer Skala von minus 100 bis plus 100 bei minus 27! Abwanderungstendenzen sind laut DIHK bei größeren Industrieunternehmen (mindestens 500 Mitarbeiter) am stärksten ausgeprägt (43% planen oder verlagern bereits).
Tagesausblick
Endlich kommen heute mal wieder neue Daten mit Marktrelevanz auf den Tisch. Insbesondere die vorläufigen Verbraucherpreise aus Deutschland für den Monat August werden dabei für Interesse sorgen: Wir gehen von einem minimalen Monatsplus aus, was die Inflationsrate von 6,2% auf 6,0% oder gar knapp darunter drücken wird. Im Verlauf des Tages werden dazu bereits die Daten aus den einzelnen Bundesländern veröffentlicht. Die morgigen, für die EZB wichtigeren, europäischen Verbraucherpreise dürften dagegen ein deutlicheres Monatsplus aufweisen. Ansonsten sollte am Vormittag noch auf das europäische Economic Sentiment geschaut werden und am Nachmittag auf die ADP-Beschäftigungszahlen, welche aber zuletzt keine brauchbaren Indikationen für die Tendenz der neugeschaffenen Stellen gegeben haben.
Renten- und Aktienmärkte
Spekulationen über weitere Unterstützungsmassnahmen der chin. Regierung trieben am Dienstag die Börsen. Anleger zeigten sich zudem wieder zuversichtlich, dass auch die Inflation nachhaltig unter Kontrolle gebracht wird. Bundesanleihen und US Treasuries blieben in diesem Umfeld gefragt. Z. B. Renditen 10jähriger Bunds fielen auf 2,51% (-4BP).
DAX +0,88%; MDAX +1,38%, TecDAX +1,21%, Dow Jones +0,84%; S&P 500 +1,45%; Nasdaq Comp. +1,74%.
Unternehmen
Die Adler Gruppe (WKN: A14U78, ISIN: LU1250154413, Chart, News) kommt nicht aus den roten Zahlen. Hohe Baukosten und steigende Zinsen sowie ein starker Transaktionsrückgang zollen Tribut. Marktteilnehmern fällt es immer schwieriger Immobilienbestände zu bewerten. Allein in NRW sucht Adler für 7.000 Wohnungen Käufer. Im ersten Halbjahr 2023 musste Adler sein Portfolio um EUR 1,0 Mrd. auf EUR 6,4 Mrd. wertberichtigen.
Der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) als Vertreter der Sparkassen in Brandenburg, Sachsen, Sachsen Anhalt und Mecklenburg- Vorpommern, bekommt den konjunkturellen Abschwung sowie die sich verschlechternde Lage auf dem Immobilienmarkt massiv zu spüren. Im HJ1 brach das Kreditneugeschäft um rd. 36% ein. Die Kreditnachfrage bei Wohnungsbaudarlehen fiel sogar um 48%.
Devisen & Rohstoffe
Die sich im August eintrübende amerik. Verbraucherstimmung läßt den EUR/USD -Wechselkurs im Tagesverlauf wieder über die Markte von 1,08 klettern.
Öl handelt seit Wochenbeginn relativ impulslos und ist weiterhin gefangen zwischen einem knappen Rohölangebot (der großen Förderländer) und einer schwächelnden chinesischen Wirtschaft. Die freundlichere Stimmung an den Finanzmärkten der letzten Tage wirkt derzeit preisunterstützend.
Der Kupferpreis profitierte von Spekulationen über ein großes chin. Konjunkturpaket. Kupfer stieg um 0,8% auf USD 8.419 pro Tonne.
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