Börse am Morgen: E.ON, Vestas, CO2-Preis und US-Inflationszahlen im Fokus - Nord LB
Nachdem gestern die überraschend beschlossene Übergewinnsteuer für ital. Banken für heftige Börsenturbulenzen sorgte, versucht das ital. Finanzministerium die Wogen zu glätten. Die geplanten Steuereinnahmen sollen 0,1% der jeweiligen Bilanzsumme nicht überschreiten. Dabei ist Italien in Europa nicht allein. Auch andere europ. Staaten wie Ungarn, Tschechien und Spanien haben Sondersteuern auf Banken eingeführt.
Tagesausblick
Nach mehreren Tagen Abwarten ist es heute endlich soweit: Die US-Inflationszahlen für Juli kommen auf den Tisch! Sie können entscheidende Impulse für die Markterwartungen zu weiteren geldpolitischen Maßnahmen der Fed liefern. Wir erwarten sowohl bei der Headline als auch der Kernrate Monatszuwächse um jeweils 0,2% M/M. Aufgrund diesmal nicht vorhandener entlastender Basiseffekte aus dem Vorjahr sollte die Inflationsrate entsprechend von 3,0% auf 3,2% Y/Y leicht ansteigen, die Kernrate bei 4,8% Y/Y verharren. Mit diesen prognostizierten Werten, die in etwa auch den Marktschätzungen entsprechen, könnte es durchaus zu einer Pause bei den Zinsanhebungen im September kommen. Aber davor können ja noch Daten von sowohl einem weiteren Inflations- als auch eines Arbeitsmarktberichts die Marktstimmung beeinträchtigen. Zudem sind zuletzt die Benzinpreise wieder deutlicher angezogen. Der Angriff Russlands auf die Ukraine, globale Dürren oder auch zu viel Niederschlag (el niño) sind ebenfalls Faktoren, die weltweit die Nahrungsmittelpreise wieder in die Höhe treiben. Insofern bleibt die Inflationsentwicklung kritisch zu beobachten!
Rentenmarkt
Bereits zum Ende der letzten Woche kommunizierte die dt. Bundesbank, dass Einlagen der öffentlichen Haushalte bei der dt. Notenbank ab dem 01. Oktober nicht mehr verzinst werden. Im September 2022 hatte die EZB eine bis dahin geltende Zinsobergrenze für staatliche Einlagen bei den EUR-Notenbanken zeitweise außer Kraft gesetzt. Ziel dieser Maßnahme war es damals den Repo-Markt zu stabilisieren und einen abrupten Abfluss von Kapital in die Finanzmärkte zu vermeiden. Erste Auswirkungen dieser Entscheidung konnte in den letzten Tagen bereits in der Bewegung der dt. Renditestrukturkurve beobachtet werden. Inländische Staatseinlagen i. H. v. rd. EUR 50 Mrd. drängen auf den Markt und führten am kurzen Ende der Kurve zu fallenden Renditen. Zu Beginn der Woche rutschte die Verzinsung 2-jährigen dt. Schätze unter 3% (gestern: 2,92% +2bp). Derzeit spekuliert der Markt darüber, dass andere Zentralbanken der Bundesbank wohl nicht folgen werden.
Unternehmen
Vestas (weltgrößte Windturbinenbauer) halbiert seine Verluste und nimmt die schwarzen Zahlen ins Visier. Für das Gesamtjahr soll wieder ein Gewinn erzielt werden. Der oper. Verlust wurde ggü. dem Vorjahreszeitraum auf EUR 70 Mio. gesenkt. Dabei setzt Vestas verstärkt auf Preiserhöhungen. Schon in 2022 mußten die Dänen Projektverzögerungen und Wertminderungen verkraften. Die Windbranche leidet schon längere Zeit unter hohen Kosten und einem sehr harten Preiskampf. Erst am Dienstag berichteten wir über Siemens Gamesa.
Laut E.ON-Chef Leonhard Birnbaum ist die Energiekrise trotz fallender Preise noch nicht vorbei. Die hohen Gasspeicherlevel seien keine Garantie. Nähere Informationen über die Füllstände erhalten wir erst im Verlauf des Tages. Heute stellen die Betreiber der dt. Gasspeicher nämlich ihre aktuellen Winterszenarien vor. Erst kürzlich hatte der Verband INES davor gewarnt, dass die Reserven bei sehr kalten Temperaturen und gleichbleibendem Gasverbrauch bereits im Januar 2024 leer sein könnten. Gemäß Bundesnetzagentur verbrauchte Deutschland letztes Jahr rd. 14% weniger Gas als im Durchschnitt von 2018-2021. In dieser Gemengelage kamen gestern sehr erfreuliche Neuigkeiten. Dem IfoInstitut zufolge sind die Kosten für die Gaspreisbremse nach aktueller Schätzung viel niedriger als vermutet. Für das Entlastungspaket der Bundesregierung waren im Wirtschaftsstabilisierungsfonds ursprünglich EUR 40,3 Mrd. veranschlagt. Die Preisbremse kostet aber wahrscheinlich nur rd. ein Drittel dieser Summe (EUR 13,1 Mrd.). Grund hierfür sind die stark gefallen Gaspreise.
Rohstoffe
Die geplante Anhebung des CO2-Preises 2024 wird lt. dem Branchenverband der Tankstellen Benzin und Diesel um ca. 4 Cent pro Liter verteuern (ab 2024 soll der CO2-Preis um EUR 10 auf EUR 40 pro Tonne CO2 steigen). Erst 2021 wurde die CO2- Bepreisung mit EUR 25 pro Tonne eingeführt. Ölpreise legten aufgrund vor Sorgen um russische Öllieferungen zu.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
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