Börse am Morgen: Amazon, Apple, Ölpreis und deutsche Chemieindustrie im Fokus - Nord LB
Dickes Plus bei den Auftragseingängen in der deutschen Industrie: Ihre Aufträge wuchsen im Juni völlig überraschend um 7,0% zum Vormonat und damit so stark wie seit 3 Jahren nicht mehr. Allerdings ist das allein Großaufträgen - insbesondere aus der Luft- und Raumfahrtbranche - zu verdanken.
Positive News auch von der deutschen Chemieindustrie: Diese hat ihren Abwärtstrend im Juli gebremst. Das Barometer für das Geschäftsklima stieg um 3,1 auf -25,0 Punkte, wie das Ifo-Institut zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Wehrmutstropfen bleiben: Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden Monate werden von der Branche sehr negativ bewertet. Gründe: schwache Nachfrage und hohe Produktionskosten beuteln die deutsche Chemieindustrie.
Die US-Arbeitsmarktdaten für Juli fielen erneut recht solide aus: Der Stellenaufbau war wie erwartet leicht rückläufig, mit 187.000 aber dennoch recht hoch. Zudem ging die Arbeitslosenquote unerwartet von 3,6% auf 3,5% zurück. Es bleibt dabei: Trotz des widrigen Umfeldes mit (noch) recht hoher Inflation und gestiegenen Zinsen läuft der Job-Motor ziemlich ordentlich. Der USArbeitsmarkt ist ein Fels in der Brandung. Diese anhaltende Robustheit kommt der Fed nicht unbedingt entgegen: Denn die Zinsanhebungen von 525Bp innerhalb von 16 Monaten sollten eigentlich die Nachfrage dämpfen und darüber die Preiszuwächse reduzieren helfen. Die Zahlen lassen aber erkennen, dass der Arbeitsmarkt und damit die Wirtschaft robuster sind als gedacht. Auf der nächsten FOMC-Sitzung sollte die Fed dennoch abwarten, da die erfolgte Zinsanhebungsorgie perspektivisch für noch einige Belastung sorgen wird.
Wochenausblick
Im Fokus der nächsten Tage steht ganz klar die Veröffentlichung der US-Konsumentenpreise am Donnerstag. Hierbei wird es darauf ankommen, wie stark nach dem Abrutschen der Inflation von 4% auf 3% nun im Berichtsmonat Juli die Gegenbewegung nach oben ausfallen wird. Am Freitag sollten die US-Produzentenpreise noch weitere Details zu Tendenzen auf den einzelnen Preisebenen liefern können. Reichen diese Daten bereits für ein Abwarten der Fed?
Renten- und Aktienmärkte
Die Kurse deutscher Staatsanleihen und die der US-Treasuries legten nach der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts zu.
Wegen nachlassender Spekulationen auf weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank haben Investoren am Freitag bei deutschen Aktien zugegriffen. Da aber die erhofften klaren Signale ausblieben, blieb die Bewegung ohne großen Schwung. Auf der Unternehmensseite bot die Bilanzsaison kaum Impulse, da sie ein gemischtes Bild lieferte. DAX +0,37%; MDAX +0,58%, TechDAX -0,48%.
An der Wall Street gab es keine klare Richtung. Gegen Handelsende wurden die Anleger vorsichtiger, die positiven Vorzeichen wechselten in den negativen Bereich, nachdem die durchwachsenen Jobdaten unterschiedlich interpretiert wurden. Unternehmensseitig hat die Quartalsberichtssaison in den USA ihren Höhepunkt hinter sich. V. a. in der Technologiebranche war sie stark gelaufen. Am Freitag standen die Schwergewichte Amazon (+8,3%) und Apple (-4,8%) im Fokus. Dow Jones -0,43%; S&P 500 -0,53%; Nasdaq Comp. -0,36%.
Unternehmen
Amazon: Der Siegeszug generativer KI gibt der wichtigen CloudSparte von Amazon Rückenwind. Auch im Online-Handel läuft es für den Konzern: Im Rahmen der jährlichen Rabattaktion „Prime Day” verbuchte er z.B. einen Rekordumsatz. Der Konzernumsatz stieg in Q2 unerwartet deutlich um 11% auf 134,4 Mrd. USD.
Ein überraschend starkes Dienstleistungsgeschäft hat Apple die Bilanz gerettet. Denn bei Apples wichtigstem Produkt, dem iPhone, lief es im abgelaufenen Quartal nicht sehr rund. Die Verkaufserlöse blieben mit 39,67 Mrd. USD hinter den Erwartungen zurück. So ging der Konzernumsatz insgesamt auf 81,8 Mrd. USD zurück. Das Minus fiel mit 1,4% allerdings geringer aus als befürchtet. Für das lfd. Quartal stellte Apple stagnierende Erlöse in Aussicht. Apple investiert derzeit Milliarden in die Zukunftstechnologie generative Künstliche Intelligenz. Neben KI-Anwendungen könnte auch die vor kurzem vorgestellte Datenbrille „Vision Pro” die Grenzen des Geschäftsmodells verändern.
Devisen & Rohstoffe
Der USD drehte nach den US-Arbeitsmarktdaten ins Minus, der EUR zeigte sich dagegen über 1,10 USD nur wenig bewegt.
Ölpreise legten erneut deutlich zu, nachdem Saudi-Arabien letzte Woche die Kürzung der Ölförderung bis September bekanntgab.
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