Börse am Morgen: Deutsche Post DHL, Porsche und Inflationsdaten im Fokus - Nord LB
Die wegen teurer Energiekosten und hoher Steuern befürchtete Deindustrialisierung in Deutschland ist nach den Worten von Ifo-Präsident Fuest bereits im Gange. "Wir beobachten in einer Reihe von Industrien, darunter mit Chemie und Auto in zwei Schlüsselbranchen, einen Abbau", sagte Fuest. Die Automobilindustrie schrumpfe bereits seit mehreren Jahren, "ihre Produktion entspricht heute nur noch etwa zwei Dritteln des Niveaus von 2018".
Die Zeit der hohen Inflationsraten neigt sich laut Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau allmählich dem Ende entgegen. "Wir gehen davon aus, dass die Inflation im Jahr 2025 wieder bei 2% liegen wird. Dazu verpflichte ich mich heute", sagte das Ratsmitglied der EZB.
Die aktuellen Zahlen zur Entwicklung der Verbraucherpreise in den USA zeigen klare Hinweise auf Entspannungstendenzen. Mit Blick auf den Headline-Index ist die Jahresrate im Juni erwartungsgemäß auf 3,0% gefallen. Bei der Kernrate kam es sogar zu einem unerwartet deutlichen Rückgang der Jahresrate auf nun 4,8%. Diese für die Fed-Geldpolitik sehr wichtige Größe ist folglich unter die psychologisch wichtige Marke von 5,0% gefallen. Damit scheint sich das FOMC zunehmend ein Gefecht mit einem längst im Rückzug befindlichen Feind, nämlich den gefährlich erhöhten Inflationserwartungen der jüngeren Vergangenheit, zu liefern. Angesichts der langen Wirkungsverzögerungen, mit denen geldpolitische Maßnahmen auf die Wirtschaft wirken, könnte dieser Kampf gegen den Preisauftrieb in den USA durchaus noch bedrohlich für die ökonomische Aktivität im Land der eigentlich unbegrenzten Möglichkeiten werden!
Heute
Nachdem gestern in den USA zunächst Zahlen zur Entwicklung der CPIs gemeldet worden sind, ist heute noch auf die Angaben zu den PPIs in den Vereinigten Staaten zu warten. Bei dieser Zeitreihe rechnen wir am aktuellen Rand – also im Juni – mit einem weiteren Rückgang der Jahresrate (genauer gesagt in Richtung der Marke von 0,4%).
Renten- und Aktienmärkte
An den Anleihemärkten zeigte sich dies und jenseits des Atlantik ein kräftiger Rückgang der Renditen, nachdem Daten zur Preisentwicklung in den USA der Spekulation auf weiter steigende Zinsen einen Dämpfer versetzt hatten.
Der deutsche Aktienmarkt legte auch an Tag drei dieser Woche weiter zu. US-Verbraucherpreise befeuerten die Erholung. Der DAX sprang in diesem Zuge wieder über die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten, unter die er in der schwachen Vorwoche gefallen war. DAX +1,47%; MDAX +2,32%; TecDAX +1,79%.
Gleiches Bild an der Wall Street: Auch hier griffen Anleger angesichts einer überraschend deutlichen Inflationsabkühlung erleichtert bei Aktien zu. Dow Jones +0,24%; S&P 500 +0,71%; Nasdaq Comp. +1,12%.
Unternehmen
Die Deutsche Post DHL will in Lateinamerika wachsen. Die Tochter DHL Supply Chain investiere bis 2028 rund 500 Mio. EUR in der Region, teilte der Konzern mit. Die Gelder sollen für den Ausbau von Infrastruktur und Transportkapazitäten eingesetzt werden. Supply Chain bietet Dienstleistungen rund um Lagerhäuser für zahlreiche Branchen an.
Der Autobauer Porsche hat im ersten Halbjahr mit 167.354 Fahrzeugen 15% mehr ausgeliefert als im Vorjahreszeitraum. Dabei legte der Absatz im größten Einzelmarkt China bei einem "herausfordernden Marktumfeld" um 8% auf knapp 44.000 Einheiten zu, wie Porsche mitteilte. In Europa stiegen die Verkäufe um 23% auf 36.574 Autos. "Nach den ersten sechs Monaten können wir mit unserem Auslieferungsergebnis zufrieden sein", sagte Vertriebschef von Platen. Verkaufsschlager waren wie bisher die SUVs Macan und Cayenne. Der erste vollelektrische Porsche, der Taycan, litt weiter unter Teilemangel, vor allem bei Halbleitern. Von Januar bis Juni lieferte Porsche knapp 18.000 Exemplare an die Kunden, 5% weniger als im vergangenen Jahr.
Devisen & Rohstoffe
Der Euro legte zu und erreichte den höchsten Stand seit Frühjahr 2022. Er profitierte vom schwächeren USD, der wiederum vom unerwartet starken Rückgang der Inflation in den USA belastet wurde.
Auch die Ölpreise haben von einer Kursschwäche des USD profitiert und deutlich zugelegt. Erstmals seit Anfang Mai stieg der Preis für Rohöl aus der Nordsee wieder über 80 USD je Barrel.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!