Durchatmen angesagt! Börse am Morgen: u.a. mit H&M, Rheinmetall, Vossloh - Nord LB
Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer gestrigen Sitzung wie erwartet ihre Leitzinsen erneut um jeweils 25 Basispunkte angehoben. Der relevante Einlagesatz steigt damit auf 3,50%. Die EZB sieht im Gegensatz zur US-Notenbank den Zeitpunkt für eine Zinspause noch nicht gekommen. Trotz der jüngst rückläufigen Tendenz wird die Inflation weiterhin als zu hoch für einen zu langen Zeitraum eingeschätzt. Auf der Pressekonferenz gab EZB-Präsidentin Christine Lagarde gleich mehrere klare Signale, dass weitere Zinserhöhungen noch anstehen dürften. Die Reise sei demnach noch nicht zu Ende. So habe die EZB bei Zinserhöhungen noch einiges zu tun und Lagarde bezeichnete es daher als „sehr wahrscheinlich“, dass im Juli die Zinsen weiter angehoben werden.
Auf der FOMC-Sitzung am Mittwoch hat die US amerikanische Federal Reserve wie erwartet eine Pause im Zinsanhebungszyklus eingelegt. Im Fokus standen die Zinsprojektionen, vor allem für 2023. Und hierbei überraschte das FOMC die Finanzmärkte mit dem Anpeilen von noch zwei (!) weiteren Zinsanhebungen in 2023.
Im Berichtsmonat Mai konnten die US-Einzelhandelsumsätze nach noch vorläufigen Daten um immerhin 0,3% M/M zulegen. Vor allem die Absatzzahlen in den Autohäusern haben positiv überraschen können. Die Kontrollgruppe der Einzelhandelsumsätze zog dagegen nur um 0,2% M/M an. Dennoch bleibt der private Konsum – zumindest vorerst – eine tragende Säule für die nordamerikanische Ökonomie.
Heute
Nach daten- und ereignisreichen Tagen ist heute absehbar wohl eher mal ein Durchatmen angesagt. So wird natürlich am frühen Morgen auf die Entscheidungen der Bank of Japan zu achten sein, doch dann beginnt bereits eine Durststrecke (woran auch die finalen europäischen Verbraucherpreise für Mai nichts ändern), die bis zum Nachmittag andauern wird, wenn in den USA das vorläufige Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan bereits für den Berichtsmonat Juni zur Veröffentlichung ansteht. Im Gegensatz zu jenem des Conference Boards ist die Stimmung im Michigan-Index zwischenzeitlich noch deutlicher in die Tiefe gerauscht, hat sich etwas erholt, ist aber zuletzt wieder gefallen. Immerhin ist diesmal eine Stabilisierung bei nahezu unveränderten 60 Punkten zu erwarten.
Renten- und Aktienmärkte
Nicht aufgrund der Zinserhöhung (diese war bereits eingepreist), sondern aufgrund des Ausblicks der EZB auf weitere Zinsschritte gaben die Kurse deutscher Bundesanleihen gestern nach. US-Treasuries bauten dagegen im Handelsverlauf ihre Kursgewinne aus. Positive Konjunkturdaten drückten auf die Renditen.
Europas Aktienbörsen wurden durch die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen der EZB eingebremst. Am Nachmittag konnten die Verluste aber dank einer festen Wall Street eingegrenzt werden. Letztere wurde durch positive Konjunkturdaten beflügelt. S&P 500 sowie Nasdaq erreichten 12-Monats-Hochs. DAX -0,13%; MDAX -0,82%; TecDAX -0,01% Dow +1,27%; S&P 500 +1,22%; Nasdaq Comp. +1,15%
Unternehmen
Der Modekonzern H&M aus Schweden litt im 2. Quartal 2022/23 (März – Mai) unter ungünstigen Wetterbedingungen in mehreren Kernmärkten. Zwar legte der Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 6% auf SEK 57,6 Mrd. zu, auf Basis lokaler Währungen blieb er aber konstant. Allerdings berichtete das Unternehmen, dessen wichtigster Einzelmarkt Deutschland ist, von einem guten Start in den Juni.
Das Bahntechnik-Unternehmen Vossloh hebt nach einer guten Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr und einer gestiegenen Visibilität für den weiteren Jahresverlauf seine Umsatz- und EBIT-Prognosen für 2023 an. Dies berücksichtigt auch die Erwartung einer steigenden Rentabilität: Bezogen auf den Mittelwert der Umsatzprognose ergibt sich eine Spanne für die EBIT-Marge zwischen 7,5% und 8,1% (zuvor: 7,2% bis 8,0%).
Nach Angaben von CEO Pappberger erwartet Rheinmetall in den nächsten Wochen den Abschluss eines Rahmenvertrages mit der Bundesrepublik im Volumen von mehreren Milliarden Euro.
Devisen und Rohstoffe
Der Euro profitierte gegenüber dem US-Dollar von der Zinserhöhung der EZB und handelte klar über der Marke von 1,09 USD. Da ein schwächerer US-Dollar die Rohölnachfrage aus Fremdwährungsländern stützt, profitierten die in US-Dollar notierten Ölpreise, die am Nachmittag mehr als 2% über dem Vortagesniveau handelten.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!