Stabilisierung in den USA? - Börse am Morgen u.a. mit Hornbach, Salzgitter, ThyssenKrupp - Nord LB

Die gestern kommunizierten ZEW-Umfrageergebnisse zur aktuellen Konjunkturstimmung in Deutschland fielen unerfreulicher als erwartet aus. Die Stimmung der Finanzmarktexperten hat sich im Mai überraschend deutlich weiter eingetrübt. Die ZEW Konjunkturerwartungen sanken den dritten Monat in Folge massiv auf nur noch -10,7 Punkte. Auf Sicht von sechs Monaten wird mit einer signifikanten konjunkturellen Abkühlung – einer Durststrecke – gerechnet. Auch die aktuelle Lage wird wieder schlechter als im Vormonat beurteilt. Hier dürften die zuletzt für den Monat März überraschend negativ ausgefallenen Konjunkturdaten zu Produktion, Auftragseingängen, Einzelhandel sowie Export- und Importzahlen ausschlaggebend gewesen sein. Eine techn. Rezession mit zwei negativen Quartalen in der BIP-Veränderung wurde ohnehin nur um Haaresbreite umschifft. Perspektivisch wird sich die restriktive Geldpolitik ohnehin noch weiter dämpfend auswirken, zumal die EZB inflationsbedingt noch weitere – vermutlich zwei – Zinsstraffungen wird vornehmen wollen.
Heute
Dem gestrigen – eher vorausschauenden – NAHB-Immobilienindex für Mai folgen heute die – eher zurückblickenden – Baubeginne und –genehmigungen für April. Es scheint sich in den USA eine Stabilisierung oder nur ganz moderates Nachgeben in den beiden Indikatoren anzudeuten. Damit sind die Werte schon noch deutlich niedriger als auf den Höhepunkten Anfang 2022, aber immerhin sollte es aktuell nicht mehr rasant abwärts gehen. Auch so etwas kann schon eine gute Nachricht sein! Am morgigen deutschen Himmelfahrtstag schauen die anwesenden MarktteilnehmerInnen auf die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (tendenziell leicht steigend), die US-Frühindikatoren (erneut deutlich negativ) und den Philadelphia Index (zulegend und damit etwas weniger negativ nach dem Einbruch im Vormonat).
Renten- und Aktienmärkte
10-jährige dt. Bundesanleihen haben am Dienstag nachgegeben (2,35%). Die Zinsstrukturkurve bewegte sich aber kaum und bleibt invers. Kurzlaufende dt. Bunds (2J) rentieren bei 2,62%. US Staatsanleihen handeln im Umfeld der Debt Ceiling Angst und in Erwartung des ersten Zinssenkungsschritts der FED seit Wochen in einem Korridor. Gestern belasteten die Einzelhandelsumsätze den US-Anleihenmarkt.
Der deutsche Aktienmarkt kämpft weiter mit der psychologisch wichtigen 16.000er Marke. Seit dem Hoch am 08. Mai (15.995 Punkte) handelt der dt. Leitindex in einer Bandbreite von 250 Punkten unterhalb der 16.000. Die deutlich eingetrübte Wirtschaftsstimmung (ZEW) sowie Unsicherheit über die amerik. Schuldenobergrenze wirken nicht sonderlich unterstützend. In diesem Umfeld traut der IWF der Bundesrepublik in den kommenden Jahren nur noch geringe Wachstumsraten zu. Während man derweil für 2023 von einer Stagnation ausgeht, antizipiert man im Zeitraum 2024 - 2026 nur noch Raten von ein bis zwei Prozent. DAX -0,12%; MDAX -0,24%; TecDAX +0,13% Dow Jones -1,00%; S&P 500 -0,64%; Nasdaq Comp. -0,18%
Unternehmen
Die zwei größten deutschen Stahlkonzerne Salzgitter und ThyssenKrupp Steel Europe haben beim Bundeskartellamt eine Projektplanungsgesellschaft für klimafreundliche Stahlproduktion angemeldet. Ziel ist es bei der Projektentwicklung der CO2-freien oder CO2-reduzierten Stahlproduktion zusammenzuarbeiten.
Die Baumarktkette Hornbach leidet unter der weiter anhaltenden hohen Inflation sowie einer getrübten Konsumstimmung. Vorstandschef Erich Harsch sagte am Dienstag, dass „man Erfolg nicht pachten kann“, hält aber ausdrücklich an einer „Dauertiefpreisstrategie“ fest. Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) fällt um 20% auf EUR 290,1 Mio. Für das laufende Bilanzjahr erwartet die Kette einen weiteren Rückgang des EBIT um fünf bis fünfzehn Prozent bei stagnierendem Umsatz.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR/USD-Wechselkurs ist trotz der enttäuschenden dt. ZEW-Zahlen vom gestrigen Tage weiterhin hauptsächlich durch den Newsflow über die Schuldenobergrenze charakterisiert. Das 1,08 Niveau bleibt bisher unterstützt.
Die USA stocken ihre strategischen Ölreserven weiter auf. Wie das US-Energieministerium mitteilte, sollen nach dem Rekordverkauf aus 2022 (220 Millionen Barrel) weitere 3 Millionen Barrel erworben werden. Dies ist im Vergleich zwar eine relativ geringe Menge, zeigt jedoch, dass es die USA mit einer Wiederaufstockung der Reserven ernst meinen. Die Ölpreise (USD 75,00) setzten ihre Erholung fort (12-Monatstief Brent 03.05.23: USD 72,33).
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