Bankenbeben testet die Märkte - BÖAG Kolumne

Von Börsianern allgemein und insbesondere von der Finanzindustrie wurde der Start in diese neue Handelswoche mit großer Anspannung erwartet: Wie würden die Marktteilnehmer die am Wochenende hektisch vollzogene Notrettung der Credit Suisse durch eine staatlich orchestrierte Übernahme seitens der UBS aufnehmen? Kommt hier ein Stein ins Rollen oder kann das schwindende Vertrauen in den Bankensektor und seine Überwacher stabilisiert werden?
Nun, die Eröffnungslücke beim DAX (WKN: 846900, ISIN: DE0008469008, Chart, News) war zunächst moderat, weitete sich aber in den frühen Handelsstunden spürbar aus. So mancher Stop-Loss dürfte ausgelöst worden sein, als einzelne Banktitel rund 10 Prozent niedriger notierten. Doch der im November/Dezember überwundene Widerstand bei 14.450 Punkten hielt und der Turnaround gelang bereits zum Mittag. Die 15.000er-Marke wurde bereits zur Eröffnung am Dienstag genommen und seitdem deutlich übertroffen.
Also, kein Domino-Effekt für andere Finanzwerte und den Rest der Wirtschaft? Vorerst nicht. Auch wenn über die Art der Rettung und den Umgang mit den AT1-Anleihen sicher noch lange gestritten wird, konnte die aufgekommene Krisenstimmung zunächst erfolgreich eingefangen werden. Ob die Lehren und Instrumente aus der 15 Jahre zurückliegenden Finanzkrise wirklich greifen, ist aber noch nicht absehbar. Zu dynamisch verändern sich die Rahmenbedingungen, insbesondere durch anhaltende Inflation und drohende Rezession. Hier hat letzten Donnerstag die EZB mit der Leitzins-Anhebung um 50 Basispunkte Entschlossenheit demonstriert. Heute Abend wird dann die FED zeigen, was ihr wichtiger ist. Und wie immer gilt: Nachbeben sind nicht ausgeschlossen!
Autor: Thomas Strelow, Börse Düsseldorf
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