US-Einzelhandel vollzieht eine Jo-Jo-Bewegung – diesmal runter! - Nord LB

An der Börse ist der Lehrsatz bekannt: „Hin und her macht Taschen leer“! Im Einzelhandel ist das je nach Standpunkt nur bedingt der Fall: Dem überraschenden Sprung der US-Einzelhandelsumsätze im Berichtsmonat Januar um 3,2% M/M nach oben folgte im Februar ein Minus um 0,4% M/M. Es war mit einem statistisch bedingten Rückpralleffekt zu rechnen gewesen, die aktuellen Daten passen demnach schon noch in den Rahmen. Allerdings muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass die Monate November und Dezember bereits mit Rückgängen von jeweils über einem Prozent enttäuschten, so dass dies heute das dritte Minus in den letzten vier Monaten darstellt. Das einzige Plus fiel mit über 3% aber stark aus!
Der Start ins I. Quartal darf insofern mit den beiden jetzt vorliegenden Monaten als recht solide bezeichnet werden. In den Vereinigten Staaten stemmt sich der Konsument noch gegen die drohende Rezession. Zumindest das laufende Quartal dürfte angesichts der Konsumleidenschaft als robuste Phase in die Statistik eingehen können. Dies ist zweifellos eine positive Nachricht für die Wirtschaft Nordamerikas.
Der Blick auf die Details der soeben veröffentlichten Daten zum Konsumverhalten in den USA offenbart, dass die Umsätze in den Autohäusern um 1,8% M/M zurückgingen. Exklusive Automobile fielen die Einzelhandelsumsätze folglich um 0,1% M/M. Die zwei sehr eng mit dem US-Immobilienmarkt verknüpften Produktgruppen Möbel (-2,5% M/M) und Baumaterialien (-0,1% M/M) fielen uneinheitlich aus. Insgesamt kam es in den Komponenten im Februar vor allem zu Gegenbewegungen der Tendenzen vom Januar.
Die für die BIP-Erhebung zentrale Kontrollgruppe der Einzelhandelsumsätze zog im Berichtsmonat Februar um bemerkenswerte 0,5% M/M an. Im Januar war zudem bereits ein Anstieg von 2,3% M/M gemeldet worden. Beide Monate zusammen genommen sprechen also ebenfalls von einem guten Start ins I. Quartal 2023. Offenkundig kann der US-Konsument den Belastungen durch die hohe Inflation noch halbwegs gut trotzen und der nordamerikanischen Konjunktur somit stützende Impulse liefern – auch wenn der letzte Monat weniger beeindruckend war. An dieser Stelle spielt die weiterhin erfreuliche Lage am Arbeitsmarkt der USA sicherlich eine zentrale Rolle: Die hohen Beschäftigtenzahlen zusammen mit gewissen Lohnsteigerungen bedeuten ein anhaltend hohes Konsumpotenzial in den Malls Nordamerikas.
Damit erfordern die heutigen Daten keine Neueinschätzung für die zu erwartende Zinsentscheidung der US-Notenbank in einer Woche: Sollten keine weiteren Negativschlagzeilen über Schwierigkeiten bei US-Banken bis dahin auf den Tisch kommen, wird die Federal Reserve eine erneute Zinsanhebung um 25Bp auf dann 5,00% verkünden. Dennoch müssen die Turbulenzen um einige Banken schon als ein Schuss vor den Bug gewertet werden: Wohl noch kein Eisberg, aber es wird (zinsbedingt) schon kälter…
Der nachlassende Preisanstieg bei den US-Produzentenpreisen (-0,1% M/M; 4,6% Y/Y) ist erfreulich!
Fazit: Die US-Einzelhandelsumsätze vollzogen in den ersten beiden Monaten des Jahres eine Jo-Jo-Bewegung: Dem überraschenden Sprung der US-Einzelhandelsumsätze im Berichtsmonat Januar um 3,2% M/M nach oben folgte im Februar ein Minus um 0,4% M/M. Mit einer statistisch bedingten Gegenbewegung war zu rechnen gewesen. Die Jahresrate notiert folglich bei 5,4%. Damit steigen die Umsätze im US-Einzelhandel etwas weniger deutlich als die Inflation, dennoch scheinen die Verbraucher die Preiszuwächse noch gut verkraften zu können. Die weiterhin sehr erfreuliche Beschäftigungssituation unterstützt die Konsumleidenschaft. Insgesamt ist der Start ins I. Quartal also als halbwegs gelungen zu bezeichnen. Diese Zahlen erfordern keine Neueinschätzung der US-Geldpolitik: Sollten keine weiteren Negativschlagzeilen über Schwierigkeiten bei (US-)Banken bis zum 22. März auf den Tisch kommen, wird die Federal Reserve eine erneute Zinsanhebung um 25Bp auf 5,00% verkünden. Mehr wäre ein großes Risiko für die angeschlagenen Märkte! Denn die Turbulenzen um einige Banken müssen schon als ein Schuss vor den Bug in dieser Zinsanhebungsorgie gewertet werden: Wohl noch kein Eisberg, aber wir kommen alle in kältere Gefilde…
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!