EZB hebt stetig Zinsen an: Notwendig zur Inflationsbekämpfung – Währungen schwanken allerdings - iBanFirst

Die rosigen Zeiten sind vorbei: Was hatten wir uns in Deutschland – und weltweit – an historisch niedrige Zinsen gewöhnt. Unternehmen, Verbraucher und Häuslebauer konnten sich günstig Geld leihen. Seit mehr als einem Jahr sind diese Bedingungen, die außer Sparern und Versicherungen überwiegend Gewinner kannten, indes passé. Die Inflation ist auf Rekordhöhen geklettert. Und da musste die EZB mit höheren Zinsen gegensteuern; das tat sie allerdings nur recht zögerlich. Im Februar hat die EZB nun bereits die fünfte Zinserhöhung in Folge beschlossen. Der Leitzins der Eurozone stieg so um 0,5 Prozentpunkte auf 3 Prozent. Eine nächste Anhebung hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde für März schon angekündigt, gegebenenfalls um einen weiteren halben Prozentpunkt. Danach will die Zentralbank den Kurs bewerten. Gibt es dann vielleicht eine Pause wie anderswo?
Lange gezögert – nun eisern dabei
Nun ist die Teuerung in der Eurozone zuletzt zurückgegangen. Dennoch liegt sie angesichts dessen, was wir gewohnt waren, mit 8,5 Prozent auf einem extrem hohen Niveau. Vom offiziellen EZB- Inflationsziel von 2 Prozent sind wir ohnehin meilenweit entfernt. Dabei folgt die EZB mit ihren Zinserhöhungen den geldpolitischen Entscheidungen in Großbritannien und den USA – was sie lange Zeit mit Rücksicht auf die hoch verschuldeten Südeuropäern unterlassen hatte. In den USA liegt der Leitzins sogar in der Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent, womit wiederum der Dollar an Attraktivität gewonnen hat.
Die jüngste Zinserhöhung der EZB traf in der deutschen Wirtschaft, vor allem in der Finanzwirtschaft, auf ein positives Echo. Weitere Schritte sollten folgen, so der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) bezeichnete die erneute Zinsentscheidung des EZB-Rats gar als unausweichlich. Alles vor dem Hintergrund der Inflationsbekämpfung. Dass damit aber ein Kostenfaktor gleichzeitig steigt – nämlich der Zins für Kredite –, bleibt bei diesen Wortmeldungen allerdings unerwähnt. Das Volumen von Neubauprojekten ist bereits eingebrochen, ja große Akteure auf dem Wohnungsmarkt haben ihre Aktivitäten sogar vollkommen eingestellt. Auch andere dringende Investitionen außerhalb der Immobilienwirtschaft werden nun gebremst. Dennoch muss dieser Kurs beibehalten werden, um die Preise zu stabilisieren. Die 2-Prozent-Inflation liegt zwar in weiter Ferne. Gerade aber auch deshalb sind zusätzliche Zinserhöhungen nötig.
Wichtiges Ziel: Preisstabilität
Gegenüber dem Dollar hatte der Euro in den vergangenen Monaten an Stärke gewonnen; nicht wegen der EZB-Aufholpolitik, sondern einigermaßen positiver Konjunkturnachrichten. Seit Anfang Februar schwächelt der Euro jedoch wieder. Typisch für die aktuelle Lage. Gerade Unternehmen, die in verschiedenen Währungsräumen aktiv sind, sollten sich daher auf dieses weiterhin schwankende Umfeld einstellen – und über Währungsabsicherungen entsprechend vorsorgen.
Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Mark Elser, Country Head Germany von iBanFirst. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!