ifo-Geschäftsklima: Im Sommer heiter bis wolkig - Nord LB
Das ifo-Institut hat heute die Ergebnisse seiner jüngsten Befragung deutscher Unternehmen veröffentlicht. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich demnach gegenüber dem Vormonat Januar weiter verbessert. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Berichtsmonat auf 91,1 Punkte. Die Erwartungen für die Geschäftsentwicklung in sechs Monaten legte um 2,1 Punkte auf 88,5 zu. Allerdings sind die Unternehmen mit der aktuellen Geschäftslage etwas unzufriedener; der Index gibt um 0,2 Punkte auf 93,9 ab.
Die Verbesserungen stellen insgesamt keine große Überraschung dar. Der fünfte Anstieg des Geschäftsklimas in Folge ist positiv zu bewerten. Eventuell war nach den recht deutlichen Anstiegen der anderen Frühindikatoren wie Einkaufsmanagerindex und ZEW-Umfrage etwas mehr erwartet worden. Trotzdem bleibt das Bild einer deutschen Wirtschaft, die zum Frühjahr wieder Fußgefasst hat, intakt, wobei das im historischen Vergleich weiterhin niedrige Niveau der Indikatoren und die etwas verschlechterte Lagebeurteilung vor zu viel Optimismus warnen sollte.
Größere Verbesserungen der Stimmung gab es im verarbeitenden Gewerbe und im Handel. Für das verarbeitende Gewerbe rückte der Index um 5 Punkte vor und liegt nun wieder deutlich über dem Durchschnitt seit 2015. Fünf Punkte aufwärts ging es auch für den Handel, allerdings von nach wie vor sehr niedrigem Niveau aus. Sehr tief stehen bleibt nur der Index für das besonders zinssensitive Bauhauptgewerbe, der sich im Vergleich zum Vormonat auch nicht wesentlich verbesserte.
Die deutsche Wirtschaft scheint sich nun aus den Verwerfungen durch die Pandemie und den unmittelbaren Auswirkungen des Ukraine-Krieges herausgearbeitet zu haben. Die langfristigen Belastungen durch das gestiegene Niveau der Energiepreise bleibt aber. Im Vordergrund dürfte nun die Entwicklung der Inflation und die Geldpolitik der EZB stehen. Zwar war die Inflation zuletzt weiter auf Rückzug, ein Blick auf die Kapitalmarktzinsen zeigt aber, dass die restriktive Rhetorik der Notenbank ernst zu nehmen ist. Die Zentralbank sorgt sich insbesondere um die Kernrate der Inflation, die durch Zweitrundeneffekte länger höher bleiben könnte als gewünscht. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen lag am aktuellen Rand wieder bei 2,55% und damit nur marginal unter ihrem Höchstwert der letzten zehn Jahre, das Ende Dezember 2022 markiert wurde.
Fazit
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Februar erneut verbessert. Der Index für das Geschäftsklima stieg auf 91,1 Punkte. Die Erwartungskomponente der Umfrage zeigt mit 88,5 Punkten weiter eine wirtschaftliche Belebung im Sommer an, gleichzeitig sind die Unternehmen aber wieder etwas unzufriedener mit der aktuellen Lage, deren Indexwert auf 93,9 Punkte marginal nachgibt. Insgesamt bleibt das Bild einer sich stabilisierenden deutschen Wirtschaft intakt, die im Sommer mit etwas Wachstum rechnen kann. Die etwas verschlechterte Lagebeurteilung sollte jedoch vor zu viel Optimismus warnen. Zwar haben sich viele Belastungsfakturen aus Pandemie erledigt und die unmittelbaren Verwerfungen in Folge des Ukraine-Krieges sind in den Hintergrund getreten; im Fokus stehen nun aber eine hartnäckigere Inflation und eine restriktive Geldpolitik. Eine etwas robuster laufende Wirtschaft lässt die Tür für weitere Leitzinserhöhungen offen.
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