Aktienmarkt-Rally ausgebremst! Börsen-Ausblick u.a. mit BASF, Conti, Japan - Nord LB
Zwar hat die Bank of Japan den traditionellen Leitzins am aktuellen Rand erwartungsgemäß nicht verändert, viele Marktteilnehmer hatten aber mit weiteren „Lockerungen“ bei der Yield-Curve-Control gerechnet. Diese Hoffnungen sind heute enttäuscht worden. Die Notenbank in Tokio betreibt somit weiterhin Zeitspiel und übt sich in Taschenspielertricks. Damit wird eine eigentlich unvermeidliche Entscheidung aber nur herausgezögert. Der Yen leidet kurzfristig dennoch klar unter der Beibehaltung der Maßnahmen zur Yield-Curve-Control. Der japanische Aktienmarkt profitierte dagegen von dieser Nachricht. Es handelt sich aber lediglich um ein Strohfeuer. Perspektivisch wird die Notenbank in Tokio ihre Strategie sicherlich anpassen müssen.
Die US-Einzelhandelsumsätze präsentieren sich zum Abschluss des Jahres 2022 schwach. In Zahlen ausgedrückt ist diese Zeitreihe im Dezember um 1,1% M/M gefallen. Eine klare Schwäche zeigt sich in vergleichsweise vielen Kategorien. Überdurchschnittlich hohe Preisnachlässe im Weihnachtsgeschäft mögen zwar zu gewissen Verzerrungen geführt haben, können aber wohl allenfalls einen Teil der unfreundlichen Entwicklungen im Dezember erklären. Hohe Zinsen scheinen immer stärker auf die Konsumfreude der US-Haushalte zu drücken. Die Fed darf die Augen vor dieser Nachricht nicht verschließen. Wenn jetzt bei der Neuausrichtung der US-Geldpolitik nicht besonnener vorgegangen wird, könnte das FOMC die Ökonomie der Vereinigten Staaten in eine Rezession abgleiten lassen.
Dem gestrigen „Rausch an Datenveröffentlichungen“ folgen heute nur noch einige „Nachzügler“ aus den USA in Form der Baubeginne, Baugenehmigungen für den Dezember, der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und des Philadelphia-Index bereits für den Januar. Dabei ist aufgrund des Zinsumfeldes und der gestiegenen Baukosten durch höhere Rohstoffpreise von erneut rückläufigen Baubeginnen auszugehen; die Baugenehmigungen könnten sich auf bereits niedrigem Niveau etwas stabilisieren.
Renten- und Aktienmärkte
Deutsche Staatsanleihen profitierten deutlich von schwachen US-Konjunkturdaten. Gleiches Bild am US-Rentenmarkt: Zinsdruck aus Japan und Konjunkturdaten aus den USA sorgten für einen Renditedruck bei den US-Treasuries.
Die seit Jahresbeginn zu beobachtende Börsenrally am deutschen Aktienmarkt wurde gestern von einer schwächelnden Wall Street ausgebremst. In den Fokus gerät nun die Berichtssaison. Denn die bereits deutlich gestiegenen Kurse müssen nachträglich mit Gewinnsteigerungen gerechtfertigt werden. Schwache US-Wirtschaftsdaten und wiederkehrende Zinssorgen haben den Anlegern an der Wall Street die Stimmung verhagelt.
Unternehmen
Milliardenschwere Abschreibungen auf die Beteiligung an Wintershall Dea drückten BASF im vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen. Der Chemiekonzern machte einen Verlust nach Steuern von 1,376 Mrd. EUR, nachdem 2021 noch ein Gewinn von 5,523 Mrd. zu Buche stand. Analysten hatten im Schnitt mit einem Gewinn von 4,768 Mrd. EUR gerechnet, auch wenn das Unternehmen hohe Abschreibungen auf Wintershall Dea bereits im Jahresverlauf verbucht hatte. In Q4 fielen aber weitere Wertberichtigungen über 5,4 Mrd. EUR an, da Wintershall Dea nun einen vollständigen Rückzug aus seinen Geschäften in Russland plant. Insgesamt beliefen sich die Abschreibungen auf rund 7,3 Mrd. EUR.
Verspätete Zahlungen und höhere Kosten im Industriegeschäft machen dem Autozulieferer Continental zu schaffen. Der Barmittelzufluss sei im abgelaufenen Jahr voraussichtlich mit 200 Mio. EUR deutlich niedriger ausgefallen als zuletzt mit 600 bis 800 Mio. EUR erwartet. Dabei spielte vor allem der unerwartet niedrige Gewinn im Unternehmensbereich ContiTech eine Rolle: Die bereinigte Gewinnmarge habe hier 2022 mit 4,7% unter der Prognose von etwa 6-7% gelegen. Das sei im Wesentlichen durch gestiegene Produktionskosten, einen unvorteilhaften Produktmix sowie pandemiebedingte Geschäftseinschränkungen in China begründet. Dazu kamen geringer als erwartete Zahlungseingänge.
Devisen und Rohstoffe
Der Euro gab deutlich nach. Grund dafür waren schwache USKonjunkturdaten und Hinweise auf deutliche Zinserhöhungen in der Eurozone.
Die Ölpreise wurden erneut von der Aussicht auf eine stärkere Nachfrage in China gestützt.
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