US-Einzelhandel: Hohe Preise und gestiegene Zinsen belasten - Nord LB

In den USA sind vor einigen Minuten aktuelle Zahlen zur Entwicklung der US-Einzelhandelsumsätze gemeldet worden. Diesen noch vorläufigen Angaben für den November folgend zeigte sich bei der Zeitreihe ein Rückgang um spürbare 0,6% M/M. Diese Entwicklung muss als negative Überraschung gewertet werden. Sicherlich handelt es sich bei der aktuellen Abschwächung vor allem um eine Gegenbewegung nach einem Anstieg im Vormonat. Dennoch ist festzuhalten, dass die Kombination von hohen Preisen und gestiegenen Zinsen langsam zu einem Belastungsfaktor für den Konsum zu werden scheint.
Der Blick auf die Details der soeben gemeldeten Zahlen offenbart, dass die Umsätze in den US-Autohäusern im Berichtsmonat November um beachtliche 2,3% M/M gefallen sind. Diese Nachricht sollte aber auch nicht zu negativ bewertet werden. Der aktuelle Einbruch ist ganz klar eine Gegenbewegung nach starken Absatzzahlen im Vormonat. Exklusive Automobile zeigte sich bei den Einzelhandelsumsätzen eine Veränderungsrate von -0,2% M/M. An den Tankstellen gingen die Umsätze am aktuellen Rand nach dem sehr deutlichen Anstieg im Vormonat dagegen nur ganz leicht zurück. In Zahlen gesprochen wurde eine Veränderungsrate von -0,1% M/M gemeldet. Der Kraftstoffpreis spielt natürlich eine besondere Rolle für diese Unterkomponente. Unter Ausklammerung des Treibstoffs gaben die Einzelhandelsumsätze im Berichtsmonat November im Gleichschritt mit der Headline-Zeitreihe um 0,6% M/M nach.
Nach freundlichen Zahlen im Vormonat gingen die Umsätze in den beiden eng mit dem US-Immobilienmarkt verbundenen Untergruppen Möbel und Baumaterialien am aktuellen Rand spürbar zurück. Auch wenn aktuell sicherlich durchaus mit einer gewissen Skepsis auf den nordamerikanischen Häusermarkt geblickt werden darf, würden wir die ökonomische Bedeutung dieser Zahlen aber keinesfalls überbewerten wollen. In diesem Kontext sollte wohl eher auf die neuen Daten zum NAHB-Bauklima zu warten sein. Dieser Stimmungsindikator gilt schließlich als sehr guter Frühindikator für die weitere Entwicklung der US-Immobilienpreise. Nach der jüngsten Schwächephase ist bei dieser Zeitreihe zunächst aber nicht mit einer nachhaltigen Erholung zu rechnen.
Die Kontrollgruppe der US-Einzelhandelsumsätze, die für die BIP-Erhebung von Relevanz ist, musste im November einen leichten Rücksetzer hinnehmen (um 0,2% M/M). Diese Entwicklung ist sicherlich keine Katastrophe, es zeigt sich aber zunehmend, dass der US-Konsument aktuell kaum mehr positive Impulse für die nordamerikanische Wirtschaft liefern kann. Natürlich bleibt die erfreuliche Beschäftigungssituation ein hilfreicher Faktor – aber das gestiegene Zinsniveau wird langsam schon zu einem Problem für die privaten Haushalte im Land der eigentlich unbegrenzten Möglichkeiten. Man wird die Entwicklung der Kreditkartendarlehen nun besonders genau im Auge behalten müssen.
Fazit: Die US-Einzelhandelsumsätze haben sich im November deutlicher abgeschwächt und sind in Zahlen gesprochen um 0,6% M/M gefallen. Diese am aktuellen Rand zu beobachtende Entwicklung ist natürlich vor allem das Resultat einer Gegenbewegung nach starken Zahlen im Vormonat. Allerdings scheint die Kombination von hohen Preisen und gestiegenen Zinsen inzwischen doch zu einer Belastung für den US-Konsumenten zu werden. Noch hilft die erfreuliche Lage am Arbeitsmarkt der Vereinigten Staaten zwar, die Wolken über der US-Konjunktur beginnen jedoch, sich nach und nach zu verdunkeln. Dieses Faktum sollte das FOMC nicht aus dem Auge verlieren.
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