Mutares: „Wenn sich eine Chance bietet, nutzen wir sie“
Der Private-Equity-Investor Mutares hat einen transaktionsreichen Monat hinter sich. Mit drei Akquisitionen und einem Exit waren die Münchener ausgesprochen aktiv. Während der Verkauf der Nordec Group Oy an ein finnisches Käuferkonsortium die Jahresziele greifbar erscheinen lässt, setzt Mutares mit den jüngsten Akquisitionen einer Getriebefertigung von der Magna Gruppe in Frankreich und dem Erwerb der dänischen und polnischen Bus- sowie der serbischen Geschäftsaktivitäten der Arriva-Gruppe von der Deutschen Bahn ein Ausrufezeichen auf der Akquisitionsseite. Im Exklusiv-Interview mit 4investors.de erklärt Mutares-CIO Johannes Laumann die Vorzüge der jüngsten Deals.
www.4investors.de: Mutares war im September sehr umtriebig. Starten wir mit dem anstehenden Verkauf von Nordec. Die Jahresziele sollten damit vor allem beim Ergebnis greifbar sein?
Laumann: Wir haben mit dem Nordec-Exit zweifellos einen großen Schritt gemacht, zumal wir im Gegensatz zum alternativ als Option angedachten IPO nun einen Komplettverkauf realisieren können. Wir haben zudem noch den einen oder anderen Deal in der Pipeline, allerdings kann man in der aktuellen Großwetterlage nur schwer von einem zuverlässig planbaren Umfeld sprechen, aber unsere Prognose für das Geschäftsjahr 2022 steht.
www.4investors.de: Mit dem Kauf des Getriebewerks in Bordeaux von Magna kaufen Sie 200 Millionen Euro Umsatz dazu. Wenn man Getriebewerk hört, dann klingt das zunächst etwas „old school“ im Automotive-Bereich. Was macht diesen Zukauf so interessant für Mutares?
Laumann: In der Tat ist der Zukauf für uns sehr lukrativ. Wir haben hier mehrere Aspekte. Wir haben signifikante Synergien im Bearbeitungsbereich mit unseren Portfoliogesellschaften PrimoTecs und Cimos und auch in E-Autos braucht man, allerdings deutlich weniger komplexe, Getriebe. Mit Magna ist es bereits der zweite Deal in kürzester Zeit, was eindeutig das Vertrauen in die Fähigkeit von Mutares unterstreicht.
www.4investors.de: Sie haben in der Meldung den strategischen Fit des jüngsten Magna-Zukaufs zu CIMOS, PrimoTECS Group, KICO und ISH Group betont. Ist geplant, aus den genannten einzelnen Einheiten eine große zu formen?
Laumann: Unser Ziel ist natürlich immer, Synergien zu heben und damit im gesamten Portfolio effizienter zu werden. Vor allem in unserem Automobilbereich ist das gut umzusetzen, da sich Produkte, Maschinen oder Arbeitsabläufe mehr ähneln als in anderen Industrien in unserem Portfolio. In der Tat passen die genannten Firmen sehr gut zusammen und ungeachtet der rechtlichen Separierung sehe ich die Gesellschaften operativ eng verknüpft.
www.4investors.de: Der Kauf von Teilen der Arriva Group bringt weitere 400 Millionen Euro Jahresumsatz. Allerdings hat die Deutsche Bahn als Mutter sich bei der Restrukturierung die Zähne ausgebissen. Welchen anderen Ansatz hat Mutares bei Arriva?
Laumann: Was uns ausmacht, ist unser unternehmerischer Ansatz. Das heißt bei uns hat das Unternehmen die Möglichkeit, sich frei zu entwickeln und zu wachsen und ist nicht im „Gerüst“ der Mutter festgesetzt. Speziell bei Arriva in Dänemark sehen wir großes Potenzial bei den Abläufen zum Angebot, der internen Abwicklung und der Organisationsstruktur. Ich freue mich sehr über den Kauf dieses Geschäfts, an dessen Transaktion wir weit über ein Jahr gearbeitet haben.
www.4investors.de: Insgesamt haben Sie zuletzt bei den Zukäufen vor allem im Automotive-Bereich zugeschlagen. Sind die Targets in diesem Bereich derzeit besonders günstig bzw. Konzerne besonders darauf bedacht, Ballast abzuwerfen?
Laumann: Generell ist die Pipeline ganz gut gefüllt, ich erwarte allerdings in Q4 eine leichte Abkühlung. Konzerne nutzen Krisenzeiten, um sich neu aufzustellen und mehrfach auch, um sich auf das Kerngeschäft zu fokussieren. Das ist unsere Chance. Unabhängig von der aktuellen Situation ist aus meiner Sicht die Autobranche im Umbruch und da gibt es das eine oder andere Asset für uns.
www.4investors.de: Befürchten Sie kein Klumpenrisiko? Wie steuern Sie die Risiken gerade im Automotive-Bereich, auch angesichts des schwierigen Konjunkturumfeldes?
Laumann: Grundsätzlich ist unser Portfolio über die drei Bereiche Automotive & Mobility, Technology & Engineering sowie Goods & Services gut ausbalanciert, sodass kein Bereich zu groß wird. Wir gehen bei der Target-Suche opportunistisch vor, wenn sich eine Chance bietet, nutzen wir sie. Eine Krise ist für uns auch immer eine Chance und wir gehen als Gewinner hervor.
www.4investors.de: Wo steht Mutares nach dem Abschluss der aktuell gemeldeten Transaktionen umsatzseitig auf Konzernebene und welche Ergebniseffekte erwarten Sie auf Holdingebene?
Laumann: Auf annualisierter Basis stehen wir bei deutlich über 4 Milliarden Euro Umsatz; der Ergebniseffekt auf Holdingebene sind wie immer die planbaren Einnahmen an Beratungsleistungen, die erwartungsgemäß direkt nach Erwerb sehr hoch sind.
www.4investors.de: Wie sieht die Transaktionspipeline für den Rest des Jahres aus? Was können die Aktionäre noch erwarten? Sind noch ähnlich umsatzstarke Akquisitionen wie die beiden letzten zu erwarten?
Laumann: Wir haben dieses Jahr bereits deutlich über 1 Milliarde Euro Umsatz zugekauft und die Pipeline sieht speziell in Nordics und Frankreich ganz gut aus. Ich erwarte allerdings eine gewisse Abkühlung in Q4 und zu Beginn des nächsten Jahres. Sicherlich ruhen wir uns nicht aus und wenn es einen guten Deal gibt, dann werden wir diesen auch machen. Parallel dazu fokussieren wir uns aktuell noch deutlicher auf die Exit Pipeline.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Mutares.