Aktienmarkt: Fed und Unternehmenszahlen treiben - Börse München
Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche nach uneinheitlichem Verlauf weiter zugelegt. Nachdem zu Beginn der Handelswoche noch Sorgen in Bezug auf die weitere Gasversorgung und die Konjunktur zu Abschlägen geführt hatten, ging es in der zweiten Wochenhälfte aufwärts. Impulse hierfür liefert zum einen die US-Notenbank Fed. Diese hatte ihren Leitzins wie erwartet um 0,75 Prozentpunkte angehoben, allerdings gleichzeitig signalisiert, das Tempo ihrer geldpolitischen Straffung eventuell etwas zu senken. Zudem ließen Unternehmenszahlen und -ausblicke die Stimmung der Anleger steigen. Dies war vor allem am Freitag zu erleben, als die besser als erwartet ausgefallenen Quartalsberichte der US-Tech-Giganten Amazon und Apple nicht nur den jeweiligen Aktienkurs, sondern auch die Märkte insgesamt beflügelten.
Der Dax stieg im Wochenvergleich um 1,7 Prozent auf 13.484,05 Punkte. Der MDax gewann 2,2 Prozent auf 27.364,57 Zähler. Der TecDax verbesserte sich um 2,5 Prozent auf 3.125,34 Punkte. Der m:access All-Share kam um 1,7 Prozent auf 2.145,64 Zähler voran.
Der Kurs von Infineon legte im Dax auf Wochensicht um 7,2 Prozent zu, hier machte sich auch die Beliebtheit von Tech-Werten nach den Zahlen von Amazon und Apple bemerkbar. Gegen den Trend büßten die Titel von Adidas 7,3 Prozent ein, eine Senkung der Jahresprognose verdarb den Anlegern die Laune. Noch deutlicher abwärts ging es bei Fresenius Medical Care, hier betrug das Wochenminus 17,2 Prozent. Das Dialyse-Unternehmen sieht negative Auswirkungen des Mitarbeitermangels in den USA. Der Kurs des Mutterkonzerns Fresenius büßte 7,3 Prozent ein.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche gestiegen. Die Ankündigung Russlands, die Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 weiter zu reduzieren und die befürchteten Folgen eines kompletten Lieferstopps vor allem für die deutsche Wirtschaft ließen das Sicherheitsbedürfnis der Anleger ebenso wachsen wie die unverändert sehr hohen Inflationsraten in der Eurozone. Der Umstand, dass die USA technisch gesehen in eine Rezession gerutscht sind, trug das Seine bei. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe fiel im Wochenvergleich von 1,02 auf 0,82 Prozent. Die Umlaufrendite sank von 0,94 auf 0,77 Prozent.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche erneut deutliche Gewinne verzeichnet. Die Hoffnung, die Fed werde ihre Geldpolitik langsamer straffen als bisher erwartet, sowie einige gut ausgefallene Quartalszahlen versetzten die Anleger in Kauflaune. Der Dow-Jones-Index kletterte im Wochenvergleich um 3,0 Prozent auf 32.845,13 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index stieg um 4,3 Prozent auf 4.130,29 Zähler. Beim technologielastigen Nasdaq-100-Index ging es um 4,4 Prozent nach oben auf 12.947,97 Punkte.
Ausblick
Die Furcht vor den Folgen einer stark eingeschränkten oder ganz ausbleibenden Gasversorgung und einer Rezession als letzte Konsequenz bleibt den deutschen Aktienbörsen in der aktuellen Woche erhalten. Auch vor diesem Hintergrund dürften die Anleger gespannt auf die anstehenden Konjunkturdaten blicken, von denen sich etliche Experten Signale auf eine weitere Eintrübung der Aussichten erwarten. Aus Deutschland und der Eurozone stehen dabei die Einkaufsmanagerindizes im Fokus. Solche kommen auch aus den USA, wobei die wichtigste Veröffentlichung von dort die Arbeitsmarktzahlen sein dürften. Diese spielen unter anderem für die US-Notenbank eine erhebliche Rolle, weswegen sie stets auch auf ihre möglichen Auswirkungen auf die weitere Geldpolitik hin analysiert werden.
Im Hinblick auf die Geldpolitik dürften daneben neue Inflationsdaten interessieren. Zudem steht in Großbritannien das Ergebnis der Notenbanksitzung an, Beobachter rechnen mit einer spürbaren Anhebung der Zinsen durch die Bank of England.
Trotz der eingetrübten Lage der Weltwirtschaft sehen Analysten aber auch das Potenzial für Kurszuwächse in den kommenden Tagen. Die Impulse hierfür erwarten sie dabei von den kommenden Unternehmenszahlen, hierzulande steht der Höhenpunkt der Berichtssaison bevor. Allein aus dem Dax geben 15 Unternehmen Einblick in ihre Bücher, darunter Adidas, Allianz, BMW, Infineon und Siemens Healthineers . Von den bisher vorgelegten Zahlen hatten etliche positiv überrascht, was sich auch auf die Stimmung am Gesamtmarkt ausgewirkt hatte.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 01.08.: Einzelhandelsumsätze in Deutschland; Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Arbeitslosenzahlen für die Eurozone; ISM-Index für das produzierende Gewerbe in den USA; Caixin-Index für das produzierende Gewerbe in China
Mittwoch, 03.08.: Handelsbilanz Deutschlands; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Einzelhandelsumsätze in der Eurozone; Erzeugerpreise in der Eurozone; ADP-Arbeitsmarktbericht (USA); ISM-Index für das nicht-produzierende Gewerbe in den USA; Werkaufträge in den USA
Donnerstag, 04.08.: Werkaufträge in Deutschland; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England; Handelsbilanz der USA
Freitag, 05.08.: Industrieproduktion in Deutschland; US-Arbeitsmarktbericht
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