Nordex überrascht die Börse - offenbar dringender Kapitalbedarf - Aktie steigt
Nordex hat offenbar dringenden Kapitalbedarf, den die Ankeraktionärin Acciona stillen muss. Das Unternehmen zeichnet bei dem Hamburger Windenergie-Unternehmen eine überraschende Kapitalerhöhung im Volumen von 139,2 Millionen Euro. Platziert werden rund 16 Millionen neue Aktien von Nordex zu einem Ausgabepreis von 8,70 Euro. Das entspricht dem Schlusskurs der Nordex-Aktie aus dem XETRA-Handel vom Freitag.
In den letzten Wochen und Monaten war der Aktienkurs von Nordex regelrecht abgestürzt. Seit dem Jahreshoch 2022 bei 18,73 Euro vom 9. März hat sich der Wert des Unternehmens und der Aktie mehr als halbiert. Am Dienstag erreichte die Baisse der Nordex Aktie (WKN: A0D655, ISIN: DE000A0D6554, Chart, News) bei 8,134 Euro ihr bisheriges Tief. Nach den Nordex News vom Wochenende liegt die Indikation für die aus dem TecDAX rausgeflogene Windenergie-Aktie heute Morgen bei 9,100/9,178 Euro.
„Das Unternehmen bleibt weiter gut positioniert, mittelfristig eine verbesserte Profitabilität mit dem strategischen Ziel einer Konzern-EBITDA-Marge von 8 Prozent zu erzielen, sobald sich das Marktumfeld stabilisiert hat und sich die aktualisierten Preis-Systeme bei den neuen Aufträgen auswirken”, so Nordex in der Mitteilung zur Kapitalerhöhung. Man wolle mit der Ausgabe der neuen Aktien die Liquidität erhöhen un dide Bilanz stärken, heißt es.
Nordex nennt in dem Zusammenhang kurzfristige Risiken, denen der Sektor ausgesetzt sei. Lieferketten-Probleme, ein Hackerangriff, Kostensteigerungen bei Rohstoffen und enttäuschende Quartalszahlen nach einem schleppenden Geschäft zum Jahresauftakt hatten den Konzern zuletzt belastet und den Aktienkurs fallen lassen.
Nordex meldete für das erste Quartal 2022 einen Umsatzrückgang von 1,.25 Milliarden Euro auf 0,93 Milliarden Euro. „Die im Vergleich zum ersten Quartal 2021 schwächere Umsatzentwicklung ist auf eine geplante Produktionsumstellung auf andere Blätter und eine witterungsbedingte geringere Installationsleistung zurückzuführen”, so die Norddeutschen. Beim Auftragseingang ohne Serviceverträge meldet Nordex einen vergleichsweise leichten Rückgang von 911 Millionen Euro auf 903 Millionen Euro.
Auf EBITDA-Basis meldet man einen operativen Quartalsverlust von 89 Millionen Euro nach 10 Millionen Euro Gewinn im Vorjahresquartal. Neben der schlechten Umsatzentwicklung haben Kosten für die Neuausrichtung der Produktion in Höhe von 37 Millionen Euro zusätzliche Belastungen verursacht. Zusätzliche Ergebnisbelastungen für Nordex entstanden aus gestiegenen Rohstoff- und Logistikkosten.
Die Ende Mai gesenkte Prognose für 2022 wird bestätigt. Den Angaben des Hamburger Windenergie-Unternehmens zufolge wird der Konzernumsatz im Jahr 2022 zwischen 5,2 Milliarden Euro und 5,7 Milliarden Euro liegen. Auf EBITDA-Basis erwartet Nordex im besten Fall eine Marge am Breakeven-Punkt, im schlechtesten Fall eine negative Gewinnspanne mit bis zu -4 Prozent. Geplant hatte Nordex zuvor einen Umsatz zwischen 5,4 Milliarden Euro und 6,0 Milliarden Euro. Die EBITDA-Gewinnspanne solle zwischen 1.0 Prozent und 3,5 Prozent im positiven Bereich liegen.
„Diese Prognose berücksichtigt nun alle einmaligen und nicht-operativen Kosten, die sich aus dem externen Umfeld ergeben, von dem viele Industrien aktuell betroffen sind. Einige dieser einmaligen Kosten, nämlich die direkten Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, die Kosten für die Neuausrichtung der Produktion und die Kosten im Zusammenhang mit Cybervorfällen, dürften 2023 nicht mehr anfallen und die erwartete Erholung der Marge unterstützen”, so Nordex am Dienstag.
Mittelfristig will die Gesellschaft eine EBITDA-Marge von 8 Prozent erreichen. „Die Kostensituation bleibt volatil und es kommt zu deutlichen Unterbrechungen der Lieferketten. Dennoch werden die Risiken im operativen Geschäft weiterhin gut ausgesteuert; dabei zeigt sich eine gute Dynamik im Auftragseingang. Dieses geschieht mit einer verbesserten Preisgestaltung, die unsere Margenerholung in Richtung unseres mittelfristigen strategischen Ziels von einer EBITDA-Marge in Höhe von 8 Prozent unterstützen sollte”, so José Luis Blanco, Vorstandsvorsitzender (CEO) der Nordex Group.