USA: Erfreulich solider Arbeitsmarkt hält Handlungsdruck auf FOMC aufrecht, vorerst - Nord LB
Soeben wurden Daten zum US-Arbeitsmarkt gemeldet. Die Zahlen sind sehr relevant für die Finanzmärkte, da sowohl die Beschäftigungs- als auch die Lohnentwicklungen mitbestimmen, in welchem Tempo und in welcher Höhe die Federal Reserve die Zinsschritte vornehmen wird.
Laut der vom BLS durchgeführten Unternehmensbefragung sind im Mai 390.000 Jobs geschaffen worden. Die beiden Vormonate wurden um 22.000 nach unten revidiert. Die Zahlen sind insgesamt erneut sehr solide. Die gestern veröffentlichten Angaben von ADP mit einem Stellenaufbau von 128.000 deuteten diesmal mal wieder nicht die korrekte Tendenz bei den Payrolls an.
Die Arbeitslosenquote ging nicht zurück, sondern blieb konstant bei 3,6%. Abgesehen vom Herbst 2019 ist es dennoch der tiefste Stand seit 1969! In dieser (separat ermittelten) Haushaltsbefragung wurde ein Beschäftigungsanstieg von 321.000 angegeben, der von einem Zuwachs in der Labor Force um 330.000 begleitet war. Der Arbeitsmarktbericht fiel also in jedem Fall erneut robust aus.
Besonders im Fokus standen diesmal wieder die durchschnittlichen Stundenlöhne. Im Mai kam es zu einem Anstieg um 0,3% M/M, die Jahresrate ging aber erfreulicherweise von 5,5% auf 5,2% zurück. Damit bleibt zwar die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale bestehen, was für die Fed von besonders hoher Relevanz ist. Dennoch darf auch konstatiert werden, dass dieser Lohnanstieg angesichts des nahezu leergefegten Arbeitsmarktes und der vielen offenen Stellen (statistisch gesehen kommen auf einen Bewerber zwei offene Stellen) eigentlich recht moderat auszufallen scheint.
Der Beschäftigungsmotor läuft insgesamt weiter rund. Die Arbeitslosenquote nahe historischer Tiefststände und der Anstieg der Stundenlöhne erfordern eine geldpolitische Neuausrichtung. Der Angriffskrieg Russlands verschärft die Lieferengpässe weiter und treibt die Energiepreise in die Höhe. Es ist abzusehen, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten zwar basisbedingt etwas zurückgehen wird – aber auch nur sehr langsam. Viel zu hoch bleibt sie also noch länger!
Die Fed hat bereits mit zwei Zinsanhebungen reagiert und wird im Juni eine dritte Zinsanhebung um dann 50Bp vornehmen müssen, der im Juli eine vierte folgen wird. Bis zur FOMC-Sitzung im September kann viel passieren, so dass sich dann auch bereits die konjunkturelle Lage anders präsentieren könnte als derzeit: Die hohe Inflation und der massive Zinsanstieg werden mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer konjunkturellen Abbremsung führen, die Frage ist nur wie stark. Erste Anzeichen dafür liefern der sich abschwächende Immobilienmarkt und die sich eintrübende Verbraucherstimmung. Ein angestrebtes „Soft Landing“ erscheint angesichts dieser massiven Ausschläge von Inflation und Zinsen historisch gesehen sehr schwierig erreichbar zu sein!
Fazit: Die US-Arbeitsmarktdaten für den Mai fielen insgesamt wie erwartet aus: Der Stellenaufbau lag bei 390.000. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 3,6%. Der Lohnanstieg um 0,3% M/M scheint trotz der eigentlich zu befürchtenden Lohn-Preis-Spirale angesichts des nahezu leergefegten Arbeitsmarktes und der vielen offenen Stellen eigentlich recht moderat auszufallen. Letzteres nimmt einen Hauch des Drucks von der Fed. Dennoch erfordert auch dieser Datenkranz vom Arbeitsmarkt – neben der Inflation bei über 8% – natürlich eine geldpolitische Neuausrichtung. Das FOMC wird im Juni eine dritte Zinsanhebung um dann 50bp vornehmen müssen, der im Juli eine vierte folgen wird. Danach ist vieles offen: Die hohe Inflation und der massive Zinsanstieg werden zu einer konjunkturellen Abbremsung führen, die Frage ist nur wie stark und wie zügig. Erste Anzeichen dafür liefern der sich abschwächende Immobilienmarkt und die sich eintrübende Verbraucherstimmung. Ein angestrebtes „Soft Landing“ erscheint angesichts dieser zu beobachtenden massiven Ausschläge von Inflation und Zinsen historisch gesehen sehr schwierig erreichbar zu sein. In dieser Situation wäre jedenfalls „Complacency“ im Markt und im FOMC völlig fehl am Platz!
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