Aktien: Philips, Roche, ifo-Index und Konjunkturängste im Fokus - Nord LB
Die Stimmung in den dt. Unternehmen hat sich im April überraschend stabilisieren können. Der ifo-Geschäftsklimaindex legte leicht auf 91,8 Punkte zu, was vor allem auf die Gegenbewegung bei den Erwartungen nach dem regelrechten Absturz im März zurückzuführen ist. Die deutsche Wirtschaft erweist sich zumindest derzeit als recht resilient. Aber auch die vorsichtige Haltung der Regierung mit Blick auf ein vollständiges Energieembargo gegen Russland dürfte den größten Befürchtungen in den Unternehmen entgegenwirken. Die weitere Stimmungsverschlechterung im Handel und im Baugewerbe belegen aber, dass die dt. Wirtschaft in Teilen bereits stark mit den Belastungen durch den Energiepreisschub sowie neue Liefer- und Materialengpässe zu kämpfen hat. An einer Wachstumsabschwächung führt kaum ein Weg vorbei, das Ausmaß hängt sehr stark von den kaum zu prognostizierenden weiteren Entwicklungen im Konflikt mit Russland ab.
Der Auftragseingang im deutschen Bauhauptgewerbe ist im Februar gegenüber dem Vormonat gesunken. Das reale Minus lag kalenderbereinigt bei 4,3% bzw. saison- und kalenderbereinigt bei 2,7%, teilte Destatis mit. Im Vergleich zum Vorjahr ergab sich jedoch ein deutliches Plus von 8,6% auf 7,7 Mrd. EUR.
Ausblick
Nach dem gestrigen Ifo-Geschäftsklimaindex wird es etwas ruhiger an der Indikatorenfront – bis am Donnerstag wieder eine richtige Datenflut einsetzt. Heute wird ein Auge auf die USAuftragseingänge langlebiger Güter geworfen, die im Feb. recht lausig ausfielen und nun im März vermutlich davon einiges (aber auch nur knapp die Hälfte) wieder wettgemacht haben dürften. Zudem interessiert das Verbrauchervertrauen des Conference Boards, welches sich im Gegensatz zu dem der Uni Michigan zuletzt deutlich besser halten konnte. Und nach dem Mix aus einem sehr starken New Yorker Empire State Survey und einem schwächeren Philadelphia-Index könnte der Richmond Fed Index aus der Serie der regionalen Unternehmensumfragen der USA eine Tendenz für den dortigen Sektor konkretisieren helfen.
Rentenmarkt
Die anhaltend maue Stimmung an den Aktienmärkten hat die Anleger zum Wochenauftakt in deutsche Staatsanleihen getrieben. Konjunkturängste und die Beibehaltung der drastischen Corona-Maßnahmen in China haben US-Treasuries für die Investoren wieder interessant gemacht.
Aktienmarkt
Zinssorgen und Konjunkturängste haben die Anleger am dt. Aktienmarkt weiter verunsichert und zu Kursrückgängen geführt. DAX -1,54%, MDAX -1,81%, TecDAX -0,82%. Nach anfänglichen Verlusten hat die Stimmung an der Wall Street gedreht. Die Hoffnung auf gute Quartalszahlen großer Techwerte in den nächsten Tagen sorgte für Optimismus. Dow Jones +0,70%, S&P 500 +0,57%, Nasdaq-Comp. +1,29%.
Unternehmen
Philips hat in Q1 bei einem Umsatz von 3,92 (3,83) Mrd. EUR im ersten Quartal ein bereinigtes EBITDA von 488 (579) Mio. EUR erzielt. Netto wies der Konzern einen Verlust von 151 Mio. EUR aus, nach einem Gewinn von 40 Mio. EUR im Vorjahr. Philips hat angekündigt, Kostenmaßnahmen zu ergreifen und die Preise zu erhöhen, um inflationsbedingten Gegenwind auszugleichen. Die starke Kundennachfrage und der hohe Auftragsbestand sowie die Umsatzentwicklung stützen jedoch die im Jan. gesteckten Ziele.
Die starke Nachfrage nach neu eingeführten Medikamenten und eine anhaltend hohe Nachfrage nach Corona-Tests hat beim Schweizer Pharmakonzern Roche die Umsätze in Q1 stärker als erwartet steigen lassen. Die Erlöse verbesserten sich insgesamt um 10% auf 16,45 Mrd. CHF. In der Division Pharma legte der Umsatz um 5% auf 11,15 Mrd. EUR zu, im Bereich Diagnostik (v.a. Corona-Tests) kletterten die Erlöse um 22% auf 5,29 Mrd. CHF. Im Gesamtjahr erwartet Roche ein Verkaufswachstum im stabilen bis niedrigen einstelligen Bereich (zu konstanten Wechselkursen). Für den Kerngewinn je Titel wird ein im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich liegendes Wachstum angestrebt.
Devisen
Angesichts der vielschichtigen Unsicherheiten (Rezessionsangst, hohe Inflation, perspektivisch deutlich steigende US-Zinsen) haben die Anleger den Euro erneut links liegen lassen und der Krisenwährung US-$ den Vorzug gegeben.
Rohstoffe
Die Null-Covid-Politik der chinesischen Führung und damit verbundene Sorgen vor einer schwächeren Ölnachfrage haben den Preis des schwarzen Goldes weiter sinken lassen.
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