Deutschland - ZEW-Daten: Krieg belastet Konjunktur schwer - VP Bank
Die ZEW-Konjunkturerwartungen fallen im März von 54.3 auf -39.3. Es ist der erste prominente Frühindikator, der die bislang absehbaren wirtschaftlichen Folgen des Krieges reflektiert. Die Botschaft ist eindeutig: Der Krieg in der Ukraine bremst die konjunkturelle Entwicklung aus.
Die vom ZEW befragten Finanzmarktanalysten rechnen aufgrund des Energiepreisanstiegs und der vom Kriegsgeschehen ausgehenden Unsicherheit mit einem regelrechten Absturz der Wirtschaft. Die Konjunkturerwartungen lassen sogar auf eine Rezession schliessen. Die für Deutschland ursprünglich prognostizierten Wachstumsraten im Bereich von 4 % sind längst Makulatur.
Allerdings sollte die wirtschaftliche Erholung noch nicht gänzlich abgeschrieben werden. Restaurants und Hotels freuen sich jetzt schon über höhere Umsätze, was sich positiv auf das Bruttoinlandprodukt (BIP) im ersten Quartal auswirken wird.
Die Nachholeffekte im Dienstleistungsbereich werden sich auch im zweiten Quartal fortsetzen, so dass auch in den Frühjahrsmonaten mit positiven gesamtwirtschaftlichen Wachstumsraten gerechnet werden kann. Die Haushalte können jetzt auf die während der Pandemie gebildeten Ersparnisse zurückgreifen und damit die gestiegenen Energiekosten kompensieren.
Sorgen bereitet indes die Industrie. Der Krieg in der Ukraine ist eine schwerwiegende Belastung für die ohnehin angeschlagenen Lieferketten. Es fehlen etwa in der Automobilindustrie die in der Ukraine hergestellten Kabelbäume. Darüber hinaus können die hohen Energiekosten nicht in allen Branchen an Kunden weitergereicht werden.
Damit besteht die Gefahr von vorübergehenden Produktionsstilllegungen – einfach weil die Kosten über den Erlösen liegen. Gerade die Schwierigkeiten in der Industrie werden die wirtschaftliche Expansion im laufenden Jahr dämpfen. Die ZEW-Konjunkturerwartungen legen sogar noch Schlimmeres nahe.
Autor: Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
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