Gut gefüllte Agenda: Quartalszahlen bei BASF, Deutsche Bank, VW und Co - Börse München
Keine klare Richtung: Die deutschen Aktienmärkte haben in der vergangenen Woche einen unruhigen Verlauf ohne einheitlichen Trend verzeichnet. Zeitweise herrschten Zurückhaltung und Lustlosigkeit unter den Anlegern, zudem machten sich nach den deutlichen Zuwächsen der Vorwoche Konsolidierungstendenzen bemerkbar. Zu Wochenbeginn hatten mit Enttäuschung aufgenommene Wirtschaftszahlen aus China die Stimmung getrübt. Auch die Themen Inflation, steigende Energiepreise, Lieferengpässe und die Krise des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande beschäftigten die Marktteilnehmer weiterhin. Positive Impulse kamen vor allem von Unternehmensseite. Zu Ende der Handelswoche sorgten zudem robuste Stimmungsdaten aus Deutschland für Auftrieb.
Im Wochenvergleich ging der Deutsche Aktienindex (Dax) leicht um 0,3 Prozent auf 15.542,98 Punkte zurück. Der MDax legte dagegen um 1,4 Prozent zu auf 34.824,99 Zähler. Der TecDax stieg um 1,9 Prozent auf 3.796,46 Punkte. Der m:access All-Share rückte um 1,0 Prozent auf 2.692,58 Zähler vor.
Größte Wochengewinner im MDax waren die Titel von Auto1 mit einem Kurssprung um 11,6 Prozent. Die Anleger honorierten einerseits die Nachricht, dass die Handelsplattform für Gebrauchtwagen ihre Partnerschaft mit Volvo ausbauen wird, andererseits wirkte sich ein positives Analystenurteil aus. Beim Zweitplatzierten im MDax, Nemetschek, ging es auf Wochensicht um 10,6 Prozent nach oben, die Anteilsscheine des Bausoftware-Anbieters setzten damit ihre jüngste Kursrally fort.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche nach schwankendem Verlauf nachgegeben. Ursächlich hierfür waren in erster Linie Inflationssorgen, die von neuen Teuerungsdaten zusätzliche Nahrung erhielten, und die Erwartung einer strafferen Geldpolitik zumindest in den USA und Großbritannien. Zeitweilige Unterstützung erhielten die Bundespapiere von einigen schwach ausgefallenen Konjunkturzahlen. Die Rendite der marktbestimmenden zehnjährigen Bundesanleihe zog im Wochenvergleich von -0,17 auf -0,10 Prozent. Die Umlaufrendite erhöhte sich von -0,26 auf -0,19 Prozent.
Die US-Börsen haben in der vergangenen Handelswoche erneut zugelegt und dabei auch neue Rekordstände markiert. Zu Ende der Handelswoche belasteten allerdings einige mit Enttäuschung aufgenommene Quartalszahlen und Unternehmensausblicke sowie die Erwartung einer strafferen US-Geldpolitik. Vor allem Technologiewerte litten. Der Dow-Jones-Index, der am Freitag im Verlauf ein neues Rekordhoch verzeichnete, gewann im Wochenvergleich 1,1 Prozent auf 35.677,02 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index, ebenfalls mit Rekordstand während des vergangenen Freitags, stieg um 1,6 Prozent auf 4.544,90 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index rückte um 1,4 Prozent auf 15.355,06 Punkte vor.
Ausblick
Beim Blick auf die aktuelle Woche an den deutschen Aktienbörsen zeigen sich professionelle Beobachter uneins. Optimistisch Gesinnte glauben trotz des zuletzt etwas schwunglosen Dax an neue Gewinne, während sich andere vor allem mit Verweis auf übergeordnete anhaltende Belastungsfaktoren skeptischer geben. Letztlich dürfte es wohl von Unternehmensnachrichten ebenso wie von Konjunkturdaten abhängen, wohin die Reise in den kommenden Tagen geht.
Wie bereits in der Vorwoche könnten Quartalszahlen und Ausblicke wieder eine merkliche Rolle spielen. Dabei ist die Agenda gut gefüllt, so legen aus dem Dax beispielsweise Airbus, BASF, Deutsche Bank, Linde, MTU Aero Engines, Puma und Volkswagen ihre Quartalsberichte vor. Die bisher im Rahmen der Berichtssaison vorgestellten Daten hatten vielfach überzeugt, doch warnen Beobachter, dass es angesichts der Lieferkettenschwierigkeiten auch zu Enttäuschungen gerade bei den Ausblicken kommen könnten. Solche könnten dann wiederum die Stimmung insgesamt trüben.
Belastungspotenzial sehen skeptischer Gestimmte auch bei den anstehenden Wirtschaftsdaten. Hier könnten Lieferengpässe und steigende Energiekosten den Optimismus bremsen, heißt es. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen in den kommenden Tagen gehören aus Deutschland das Ifo-Geschäftsklima und das GfK-Verbrauchervertrauen, aus den USA die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter, die persönlichen Einkommen und Ausgaben sowie das Verbrauchervertrauen.
Und auch in Bezug auf Inflation und Geldpolitik wird es Neues geben. So stehen einige Daten zur Teuerung an, zudem tagt die Europäische Zentralbank. Bei der Vorstellung der Ergebnisse der Ratssitzung dürften die Marktteilnehmer genau auf etwaige Änderungen beim geldpolitischen Ton achten, wobei derzeit kaum einer mit Hinweisen auf eine Straffung der Geldpolitik rechnet.
Wieder stärker in den Vordergrund könnte zudem die Corona-Pandemie rücken, nachdem vielerorts die Infektionszahlen spürbar steigen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 25.10.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Nationaler Aktivitätsindex der Chicago Fed (USA); Dallas Fed Herstellungsindex (USA)
Dienstag, 26.10.: Verbrauchervertrauen in den USA; Verkäufe neuer Häuser in den USA; S&P/Case-Shiller-Hauspreisindex (USA)
Mittwoch, 27.10.: GfK-Verbrauchervertrauen (Deutschland); Bruttoinlandsprodukt der USA
Donnerstag, 28.10.: Arbeitslosenzahlen für Deutschland; Ergebnis der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank; Geschäftsklimaindex für die Eurozone; Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA; Persönliche Konsumausgaben in den USA; Schwebende Hausverkäufe in den USA
Freitag, 29.10.: Verbraucherpreise in Deutschland; Bruttoinlandsprodukt Deutschlands; Importpreise in Deutschland; Verbraucherpreise in der Eurozone; Bruttoinlandsprodukt der Eurozone; Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Chicagoer Einkaufsmanagerindex (USA)
Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG