Am Morgen: Evergrande, Daimler, Continental, American Express und Ölpreis im Blickpunkt - Nord LB
Die deutsche Wirtschaft hat im Oktober überraschend deutlich an Schwung verloren und marschiert offenbar Richtung Stagnation. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft fiel um 3,5 Punkte auf 52,0 Zähler, wie das Institut IHS Markit zu seiner monatlichen Umfrage unter Hunderten Unternehmen aus Industrie und Dienstleistungssektor mitteilte. Dies ist ein Acht-Monats-Tief. Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang auf 54,0 Punkte erwartet. Das Barometer hält sich aber noch über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern.
Der Aufschwung in der Euro-Zone hat im Oktober unerwartet kräftig an Tempo eingebüßt. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - fiel um 1,9 auf 54,3 Punkte, wie das Institut Markit IHS zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer hielt sich aber noch über der Marke von 50, ab der es Wachstum anzeigt. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 55,2 Zähler gerechnet.
Die Inflationserwartungen im Euro-Raum haben erstmals seit September 2014 die Zielmarke der EZB von zwei Prozent erreicht. Noch zu Beginn des Jahres waren es nur 1,3 Prozent. Doch die zuletzt in Folge von Materialengpässen und rasant gestiegenen Energiepreisen erhöhte Teuerungsrate wirkt sich nun auch auf die Inflationserwartungen aus.
Rentenmarkt
Die Kurse deutscher und amerikanischer Staatsanleihen legten etwas zu. Eine freundliche Stimmung an den Aktienmärkten belastete die Anleihen kaum.
Aktienmarkt
Der deutsche Aktienmarkt notierte freundlicher. Investoren schüttelten die Furcht vor einer steigenden Inflation und einer strafferen Geldpolitik ab. Mut machte Investoren auch die vorerst abgewendete Zahlungsunfähigkeit des chinesischen Immobilienkonzerns China Evergrande. Das sei aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein, warnten Marktteilnehmer. Bereits in der kommenden Woche wird die nächste Zinszahlung fällig. DAX +0,46%, MDAX +0,31%, TecDAX +0,43%.
Am amerikanischen Aktienmarkt breiteten sich zum Wochenschluss Störfeuer aus unterschiedlichen Richtungen aus. Zum einen enttäuschten Meldungen des Chip-Herstellers Intel (-12%) und des Snapchat-Betreibers Snap (-27%) und zum anderen vermasselten Aussagen des US-Notenbankchefs Powell zur nahenden Drosselung der Fed-Wertpapierkäufe die Stimmung. Der Dow Jones und der breiter gefasste S&P 500 konnten ihre anfänglichen Rekordhochs von 35.765 und 4.559 P. nicht halten. Dow Jones +0,2%, S&P-500 -0,1%, Nasdaq -0,8%. Nikkei-225 etwas schwächer bei aktuell 28.574,11 Punkten.
Unternehmen
Daimler hofft auf eine Stabilisierung der Lieferketten für Halbleiter in den kommenden Wochen. „Wir hoffen, dass wir die Situation im vierten Quartal stabilisieren und 2022 auf die nächste Stufe heben können”, sagte Konzernchef Källenius. Jedoch hätten die großen Chiphersteller gewarnt, dass Probleme noch bis ins Jahr 2023 anhalten könnten. „Wir müssen flexibel bleiben.”
Der akute Chipmangel und brüchige Lieferketten zwingen Continental erneut, den Geschäftsausblick zu senken. Der Konzernumsatz werde nun voraussichtlich bei 32,5 - 33,5 Mrd. EUR liegen und damit eine Milliarde Euro niedriger als bisher in Aussicht gestellt. Für die bereinigte operative Rendite stellte Conti eine Spanne zwischen 5,2 und 5,6% in Aussicht. Höhere Kosten für wichtige Elektronikbauteile und elektromechanische Komponenten, Rohstoffe und Energie und Logistik schlügen immer stärker zu Buche, hieß es.
Ein globaler Anstieg der Verbraucherausgaben dank der allgemeinen Lockerung von Corona-Beschränkungen und immer mehr Impfungen geben American Express Schub. Der Nettogewinn schnellte im vierten Quartal um 70% auf 1,83 Mrd. USD. Damit übertraf das Unternehmen die Konsensschätzung der Analysten im vierten Quartal in Folge.
Devisen
Der Euro notierte weiter stabil. Ein etwas unter Druck geratener USD sorgte für Unterstützung.
Öl / Gold
Bei den Ölpreisen war die jüngste Gegenbewegung nur von kurzer Dauer. Nach Kursverlusten im frühen Handel drehte sich die Stimmung am Ölmarkt, und die Notierungen schafften den Sprung zurück in die Gewinnzone. Der Goldpreis zog an und setzte sich über 1.800 USD fest.