Renditen im Aufwind - Commerzbank
Die Renditen stiegen auch gestern weiter an. So erreichte die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen den höchsten Stand seit Mai diesen Jahres, entsprechende britische Gilts sogar den höchsten Stand seit Mai 2019. Ein Inflationstreiber ist der Ölpreis, der gestern mit fast 85 US-Dollar pro Barrel (Brent) ein neues Dreijahreshoch erreichte. Angebotsengpässe und eine höhere Nachfrage sorgen für kräftig steigende Energiepreise. Die Inflationserwartungen erhöhten sich deutlich, insbesondere im Euroraum. Inzwischen nehmen auch die Spekulationen auf Leitzinserhöhungen zu. Für die EZB rechnet der Markt jetzt bereits für das erste Quartal 2023 mit einem solchen Schritt. Für die BoE wird teilweise aber schon für Dezember damit gerechnet.
Anleihen
Großbritannien: Arbeitslose (Sep), 08:00 Uhr
Deutschland: Großhandelspreise (Okt), 08:00 Uhr
Deutschland: ZEW-Index (Okt), 11:00 Uhr
USA: Offene Stellen (Aug), 16:30 Uhr
Die Kurse am Rentenmarkt standen gestern weiter unter Abwärtsdruck. Jedoch nicht in den USA, denn dort feierte man den Columbus Day. Allerdings war nur der Rentenhandel geschlossen, nicht die Aktienbörse. Der Nobelpreis für Wirtschaft geht 2021 zu einer Hälfte an David Card für seine Forschungen zur Arbeitsmarktökonomik und zur anderen Hälfte an Joshua Angrist und Guido Imbens. Das verbindende Element ihrer Forschung ist die Arbeit mit „Natural Experiments“. Während Naturwissenschaftler ihre Experimente kontrollieren können, ist dies Wirtschaftswissenschaftlern bei vielen wichtigen Fragen nicht möglich. Sie müssen auf Situationen hoffen, in denen z.B. eine zufällige Gruppe von einer politischen Maßnahme betroffen ist und eine andere nicht. Card konnte die Beschäftigungswirkung einer Mindestlohnerhöhung von 4,25 USD auf 5,05 USD in New Jersey vergleichen mit der Entwicklung in Pennsylvania, wo der Mindestlohn unverändert bei 4,25 USD blieb. Angrist und Imbens haben den Preis erhalten aufgrund ihrer Arbeiten zur Kausalität. Viele Untersuchung kranken daran, dass eine Korrelation mit Kausalität verwechselt wird. Häufig wird die Wirkungsrichtung verwechselt oder übersehen, dass eine dritte Variable für den gleichgerichteten Effekt verantwortlich ist. In Großbritannien ist die Zahl der Arbeitslosengeldbezieher im September den siebten Monat in Folge zurückgegangen - um 51 Tausend. Die Arbeitslosenquote fiel auf 4,5%. Die Zahlen stellten somit eine leicht positive Überraschung dar. Stärker als erwartet stiegen in Deutschland die ebenfalls heute Morgen gemeldeten Großhandelspreise. Diese zogen im September um 0,8% zum Vormonat an. Die Jahresrate stieg damit auf beachtliche 13,2%.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Zu Wochenbeginn starteten die europäischen Börsen zunächst wenig verändert. Gegen Mittag weiteten sich die Minuszeichen aus, aber nicht nachhaltig. Unterstützung kam von einer zunächst freundlichen Eröffnung der Wall Street. Diese verflüchtigte sich jedoch im weiteren Handelsverlauf. Zunächst nährte die Hoffnung, dass der aktuelle Inflationsdruck vorübergehender Natur sei, die Kursentwicklung. Doch später trat in Übersee die Sorge vor einem abgebremsten Konjunkturaufschwung angesichts steigender Inflation und fortgesetzter Ölpreisrally in den Vordergrund. Die europäischen Aktienmärkt schlossen noch überwiegend im positiven Terrain. Angeführt von Großbritannien mit +0,7% belegten die hinteren Ränge Italien (-0,6%) und Spanien (-0,9%). Auf europäischer Sektorenebene führten Energiewerte und Basismetalle (jeweils +1,2%) die Hitliste an, während die Versorger (-1%) hinten lagen. Der deutsche Leitindex schloss nahezu unverändert (-0,1%). Daimler führte den Dax 40 an (+2,8%), gefolgt von Siemens Energy (+2,4%) und BMW (+2,2%). Seit Jahresbeginn hat Daimler damit rd. 40% zugelegt. Hellofresh dagegen bildete mit -5,1% das Schlusslicht. Im leicht besseren MDax (+0,4%) lag ThyssenKrupp mit +4,8% vorn. Nach einer Brokerherabstufung sackte TeamViewer um fast 11% ab. Die US-Börsen starteten zunächst mit Plus in die neue Börsenwoche. Nach dem Stimmungsumschwung schlossen der Dow Jones-Index und S&P 500 um jeweils -0,7% leichter. Der technologielastige Nasdaq 100 musste sogar 1,2% abgeben. Auf Sektorenebene (S&P 500) verloren bis auf Immobilientitel (+0,2%) alle Branchen, am meisten Versorger (-1,1%) und Finanzwerte (-1%). Börsen Asiens mit roten Vorzeichen: der Nikkei 225 war 0,9% leichter, auch China, Hongkong und Korea schlossen tiefer. Damit dürften die Märkte Europas heute unter Druck geraten.