Geniale Rendite - Börse München
„Anleger blicken auf Jackson Hole“ hieß es in der Börsen-Zeitung und das Notenbanker-Treffen in den Rocky Mountains steht tatsächlich im Zentrum des Interesses von Investoren. Denn in dem idyllischen Ski-Ort verkündet der Chef der US-Notenbank gerne seine zukünftige Strategie, meist so verklausuliert, dass viel Raum zur Interpretation bleibt. Rückschläge für die inländischen Aktienmärkte bereitete die verschlechtere Stimmung der deutschen Wirtschaft, wie sie sich im ifo-Geschäftsklimaindex widerspiegelt. Im Gegensatz dazu brummte die Quartalssaison, „DAX-Konzerne machen mehr Gewinn denn je“ schrieb die Börsen-Zeitung und „Rekordgewinne im DAX“ das Handelsblatt. Zurück geht dies auf eine Untersuchung von EY. Führend waren im Übrigen die Autokonzerne Volkswagen, Daimler und BMW, gefolgt von Vonovia, Deutsche Telekom und Deutsche Wohnen! Und, die Meme-Aktien kamen zurück, „Neue Attacke auf Shortseller“ lautete die entsprechende Headline im Handelsblatt.
Geniales Fressen
Mit einem Filmtitel aus den 1970ern machte (unbewusst?) Börse Online auf: „Das große Fressen“. Im Kino ging es damals um ein genüsslich zelebriertes Fressen bis hin zum Selbstmord mit Schauspielergrößen wie Marcello Mastroianni, Michel Piccoli, Philippe Noiret und Ugo Tognazzi. Börse Online berichtet profaner über „Deutschland im Übernahmefieber: Die heißesten Kandidaten“. Nüchterner gibt sich Focus Money mit „Das Dividenden Anlage System“, bei dem Bulle und Bär in Gold auf einem Schachbrettmuster stehen. Die „Geniale Strategie“ bringe in 5 Jahren eine Rendite von 207 Prozent, in 20 Jahren sogar von 1.003 Prozent! Eine interessante Koinzidenz gab das September-Titelbild des EURO Magazins her: Während ein Foto von Altbundeskanzler Gerhard Schröder mit „Warum Gerhard Schröder noch an die SPD glaubt“ unterschrieben war – geschrieben offensichtlich noch vor dem aktuellen Aufwärtstrend der Sozialdemokraten – stand dick daneben: „Retten Sie Ihr Geld“! Nun denn.
Romantischer Ausblick
Das mit Abstand schönste Titelbild der Woche zeigt das heutige Handelsblatt: Kanzlerin Angela Merkel in Rückenansicht auf einem Stück Felsen, blickt sie auf eine Hügellandschaft mit dem Reichstagsgebäude, Windrädern, Brücken, Hochhäusern, einem Braunkohleschaufelbagger und Kühltürmen eines Atomkraftwerks. Entlehnt dem berühmten Gemälde von Caspar David Friedrich „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ von 1818 in der Hamburger Kunsthalle. Weniger schmeichelhaft für die Kanzlerin und ganz und gar unromantisch ist der Titel dazu: „Unsere besten Jahre – und wie wir sie verschwendet haben“.
A wie Aktie
Ab 2022 soll es eine neue „Buchstabiertafel“ geben. Beim telefonischen Ordern ist eine deutliche Aussprache nicht ganz unwichtig, sonst kommt noch die falsche Aktie ins Depot. „Schluss mit ‚N wie Nordpol‘“ titelte der Stern. Das Deutsche Institut für Normung will die Namen verbannen, weil mit bisher nur sechs weiblichen Vornamen diese in der Unterzahl waren. Man könne das Problem kaum gerecht lösen, weder geschlechterspezifisch noch ausgewogen nach religiösen oder ethnischen Gruppen, hieß es. Nun gilt es, sich beim Buchstabieren umzustellen, jetzt sind Städtenamen angesagt. Wer viel buchstabiert, hat deshalb bei Stadt, Land, Fluss eindeutig Vorteile. Aber auch mit Städtenamen funktioniert die Ausgewogenheit noch nicht richtig: Während NRW gleich sieben Städte abbekommt und Bayern immerhin vier, gehen Bundesländer wie das Saarland, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt sowie die Stadtstaaten Bremen und Hamburg leer aus. Was wir definitiv nicht wussten, dass die Umlaute bisher „Ärger“, „Ökonom“ und „Übermut“ buchstabiert wurden – in Börse München also Ökonomie und Übermut vorkommen. Künftig brauchen wir nur noch "Umlaut O" und "Umlaut U“ sagen, wobei im Unklaren bleibt, ob wir dafür wiederum "Umlaut" buchstabieren müssen, von Ulm bis Trier, äh Tübingen mit Umlaut U?
Autor der Presseschau: Ulrich Kirstein, Bayerische Börse AG