Deutschland: Das Minus kann verschmerzt werden - VP Bank
Die deutschen Auftragseingänge gehen im April um 0.2 % gegenüber dem Vormonat zurück. Das leichte Minus im April kann verschmerzt werden. Vermutlich spielt beim leichten Rückgang der Auftragseingänge die Materialknappheiten eine Rolle. Ist Material knapp, leidet die Produktion. Leidet die Produktion wiederum, leiden die Auftragseingänge. Die Vormonatsdaten wurden allerdings deutlich nach oben revidiert, was das geringfügige Minus im April einmal mehr relativiert.
Was zählt, ist der gute Lauf der Auftragseingänge über einen sehr langen Zeithorizont hinweg. Seit Mai des vergangenen Jahres lagen die Auftragseingänge mit Ausnahme des Dezembers und jetzt im April im Plus. Während es im März des vergangenen Jahres so schien, als ob in Anbetracht des Virus-Geschehens die Welt aus den Angeln gehoben werden würde, steht Deutschland ein gutes Jahr später vor einem Boom. Die Auftragsbücher sind wesentlich besser gefüllt als noch vor der Corona-Krise. Damit ist die Industrieproduktion für dieses Jahr gesichert. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag die Auftragsreichweite zuletzt bei 7.1 Monaten.
Der hohe Auftragsbestand ist auch eine gute Nachrichten für die deutschen Arbeitnehmer. Die Schäden am Arbeitsmarkt werden begrenzt bleiben. Statt Kurzarbeit stehen jetzt wohl Überstunden an.
Die Nach-Corona-Erholung entpuppt sich für Deutschland als Glücksfall. Es scheint nicht so, dass das Minus im April der Auftakt einer Negativserie ist. Die Weltwirtschaft kommt in weiter in Fahrt, was für die industrielastige deutsche Wirtschaft ein Segen ist. Die Geschäfte werden deshalb weiterhin gut laufen, was derzeit nicht hoch genug bewertet werden kann.
Die deutsche Industrie steht in Anbetracht der Umstellung auf die Elektroautomobilität vor einem Strukturwandel. Sowohl die Automobilindustrie als auch Teile des Maschinenbaus sind davon betroffen. Je besser das Geschäft derzeit läuft, desto besser kann der Wandel vollzogen werden. Gute Umsätze versprechen gute Gewinne. Mit den Erträgen wiederum kann in Entwicklung und Forschung investiert werden. Die deutschen Automobilhersteller werden somit den Anschluss an die Elektroautomobilität nicht verlieren. Mehr noch, sie können gar zum Taktgeber werden.