Google und Oracle: Erleichterung in der IT-Branche nach einem vielleicht richtungsweisenden Urteil - Commerzbank
Den jahrelangen Rechtsstreit zwischen der Alphabet-Tochter Google und Oracle hat der US-Supreme Court final entschieden. Ein Großteil der Technologie-Branche hat dies mit Erleichterung aufgenommen. Im Kern ging es um die Nutzung von Java-APIs im Android-Betriebssystem, deren lizenzfreie Verwendung nun bestätigt wurde. API (Application Programming Interface) bezeichnet allgemein eine Programmierschnittstelle. Diese verbindet Soft- und Hardwarekomponenten, beispielsweise Anwendungen, Festplatten oder Benutzeroberflächen. Vereinfacht gesagt, wird Software in Maschinensprache umgewandelt und für Komponenten lesbar gemacht. Das Gericht bezieht sich in seiner Entscheidung darauf, dass Java „angemessen verwendet“ und damit nicht gegen Urheberrecht verstoßen wurde. Jetzt liegt der gerichtlich entschiedene Präzedenzfall vor, wenngleich das Urteil wegen fehlender Allgemeingültigkeit auch weitreichender hätte ausfallen können. Ob APIs nun generell dem Urheberrecht unterliegen, bleibt ungeklärt. Die Auswirkungen des Urteils auf die IT-Landschaft sind noch nicht absehbar. Jahrzehntelang war es geübte Praxis der System-Entwickler, APIs anderer Hersteller - bzw. auch die der Konkurrenten - nachzubauen und einzusetzen. Der Boom der frühen IBM-kompatiblen PCs in den 80er Jahren wurde damit erst ausgelöst. Auch Erfolge freier Softwareentwickler basieren regelmäßig auf dem Nachbau-Prinzip. Den Rechtsstreit hatte Oracle schon im Jahr 2010 ausgelöst, nachdem das Unternehmen Sun Microsystems gekauft und damit auch die Rechte an der Java-Technologie erworben hatte. Google nutzte schon damals eine nicht von Sun offiziell lizenzierte Java-Version unter Android. Oracle reichte Klage ein und beschuldigte Google, diverse Patent- und Urheberrechte verletzt zu haben. Mit dem aktuellen Urteil wurde die Handhabung nun erstmals höchstrichterlich entschieden, was übrigens auch mit der Rechtsauffassung der EU einhergeht. Gleichzeitig erspart sich Google erhebliche Lizenz- bzw. Schadensersatzzahlungen (in einer Größenordnung von mehr als 8 Mrd. USD) an Oracle.
Anleihen
Euroraum: Industrieproduktion (Feb), 11:00 Uhr
USA: Importpreise (Mrz), 14:30 Uhr
USA: Fed Beige Book, 20:00 Uhr
Das Bundeskabinett hat ein neues Infektionsschutzgesetz verabschiedet, das bundeseinheitliche Beschränkungen zur Eindämmung von Covid-19 vorsieht. Dies ist der Fall, wenn die 7-Tage-Inzidenz an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 100 liegt. Wenn das Gesetz das Parlament und den Bundesrat passieren sollte, drohen weitere Lockdowns. Der ZEW-Index für die Wirtschaftsentwicklung ist im April überraschend von 76,6 auf 70,7 Punkte zurückgegangen, gerechnet wurde mit einem Anstieg. Das Bundeswirtschaftsministerium geht im Monatsbericht für April davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im 1. Quartal wieder geschrumpft ist. Für das Gesamtjahr wird aber wegen der Impfkampagnen und der starken Weltwirtschaft von einer wirtschaftlichen Erholung ausgegangen. Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 3,5% für Deutschland. Wir unterstellen dabei aber, dass der Lockdown nicht länger als bis Ende Mai dauert Im Fokus waren gestern die US-Verbraucherpreise, die im März kräftig angestiegen sind. Grund dafür waren steigende Rohstoffpreise und Engpässe bei der Produktion und dem Transport. Vor allem die Benzinpreise erhöhte sich kräftig (+9,1% M/M). Dies liegt auch an einem Basiseffekt, denn im März 2020 fiel der Rohölpreis drastisch, die als Vergleichsbasis zum Vorjahr dient. Dadurch sprang die US-Inflationsrate im jetzt im März 2021 von 1,7% auf 2,6% J/J. Die Kernrate erhöhte sich von 1,3% auf 1,6% moderater. Der Preisanstieg war leicht stärker als erwartet. Die Fed wird aber nach Aussagen von Fed-Chef Powell noch sehr lange sehr expansiv bleiben. Die Rentenmärkte reagierten mit rückläufigen Renditen, offenbar sind die Inflationserwartungen der Marktteilnehmer inzwischen überzogen.
Aktien
Goldman Sachs, JP Morgan Chase, Wells Fargo, Q1
Die europäischen Aktienmärkte waren gestern erneut bewegungsarm auf der Suche nach neuen Einflussfaktoren. Dabei blieb die Grundstimmung positiv: Der DAX, der Euro Stoxx 50 und der europaweite Stoxx 600 legten 0,1% zu. Der Schweizer SMI gab 0,5% aufgrund schwächerer Finanzwerte ab. Europaweit notierten diese 0,3% schwächer. Nur Telekommunikation und Versorger verloren mit je 0,5% mehr. Dagegen legten Immobilien (+1%) und IT (+0,9%) am stärksten zu. Im DAX lag Delivery Hero. (+3,3%) ganz vorn, gefolgt von Covestro und Continental (je +1,9%). Ein Schlusstrio (-1,3%) bildete sich mit VW Vz., MTU und Dt. Telekom. Die US-Indizes zeigten sich uneinheitlich: Der Dow Jones gab 0,2% ab, S&P 500 (+0,3%) und Nasdaq (+1,1%) stiegen. Letztere profitierten von den Branchenentwicklungen. Versorger (+1,2%) waren zwar bester Sektor, allerdings beeinflusste das Plus beim zyklischen Konsum und IT (je +1%) erheblich stärker. Prominenter Tagesgewinner war Tesla (+8,6%). Apple (+2,4%) lag im Dow ganz vorn, aber dort drückten Titel wie IBM (-2,5%) und Nike (-2,3%) stärker. J&J (-1,3%) war nach Stopp seines Vakzins wegen Thrombosefällen unter Druck, was andere Impfstoffhersteller haussieren ließ. Vor US-Börsenbeginn starten heute u.a. 3 Großbanken die Berichtssaison für das erste Quartal 2021. Finanzwerte hatten im Schlussquartal die größten Überraschungen gebracht. Insgesamt wird für die USA mit einem Anstieg des Quartalsgewinns im S&P 500 von 21% gerechnet, bei Banken wird gar fast eine Verdoppelung erwartet. Die Messlatte hängt damit hoch für weitere positive Überraschungen. In Asien handeln die Märkte heute uneinheitlich. In Japan liegen die Indizes etwas tiefer, China verzeichnet zum Teil Gewinne von über 1%. Für Europa sieht es in den vorbörslichen Indikationen nach neuen Rekorden aus. Positiv wird die Prognoseanhebung von SAP und Covestro aufgenommen.