Value Chain Automation: Automatisierung wie bei Daimler, Bosch oder Microsoft
Automatisierung findet in modernen Firmen nicht nur in der Produktion und Fertigung statt, sondern über alle Bereiche eines Unternehmens. Firmen wie Daimler, Bosch oder Microsoft machen es vor: Ganz im Sinne von Michael Porter´s Wertschöpfungskette (Value Chain), gilt es zwischen sowie innerhalb aller Abteilungen und Prozesse die Produktivität zu steigern, Qualitäten zu standardisieren, Menschen zu entlasten, riesige Datenmengen zu verarbeiten, Verbesserungspotentiale zu identifizieren und komplexe Systeme überhaupt zu steuern.
Egal ob in der Forschung und Entwicklung, der Logistik, dem Vertrieb und Service, Recht und Einkauf, dem Finanz- und Personalwesen, alle Unternehmensbereiche können dank der Automatisierung zentrale Wettbewerbsvorteile als Kosten- UND Nutzenführer erreichen. Starten wir mit der Forschung und Entwicklung mit vielen automatisierbaren Aufgaben, wie der Trend-Identifikation (z.B. anhand Patent-Recherchen), Steuerung von Massentest oder automatisiertem Workflow bei Auftragsarbeiten. In der Produktion gilt es die Produktionsplanung (mit Losgrößen, Terminen, Reihenfolgen und Materialbedarf) als auch die Produktionssteuerung (mit Auftragsfreigabe und -Überwachung) zu rationalisieren. In der Logistik geht es um die Vorrats-, Lager-, Transport-, Fuhrpark und Personalsteuerung, im Vertrieb (sog. Robotic Selling) und Marketing um alle Arbeitsschritte der Lead Generation, Sammlung und Verwaltung von Kundendaten (inkl. Customer Data Platform), Vertriebs- und Werbeerfolgsmessung sowie um die Analyse von Preiselastizitäten und Preisschwellen, und im Service um Self Service, Predictive Maintenance und um ein automatisiertes Order-, Reklamations- und Dokumentenmanagement.
Betrachtet man die eher administrativen (Backoffice-) Tätigkeiten eines Unternehmens, so lassen sich auch dort viele Funktionen automatisieren, wie im Bereichen Finanzen die Rechnungs- und Bestellprüfung, das Mahn- und Zahlungswesen, die Überwachung der Bonität und Liquidität, das Reporting aber auch die Identifikation krimineller Handlungen (Fraud). Im Personalwesen hilft neben der Lohnabrechnung und Personalverwaltung das sogenannte Robot Recruiting bei der Suche, Auswahl und On-Boarding neuer Mitarbeiter, während im Rechtswesen die Vertragserfassung und Verwaltung nicht nur digitalisiert, sondern auch im Rahmen der aktuellen Rechtsprechung optimiert werden kann. Im Einlauf lassen sich Lieferanten in ihrer Qualität kontinuierlich bewerten (sog. Lieferantenrating) und im Facility Management (wie Reinigung und Müllentsorgung) übernehmen immer mehr Roboter Funktionen, die entweder für die Menschen körperlich zu schwer oder vom Umfeld zu unangenehm sind.
Aber gerade die Menschen dürfen wir bei all der Automatisierung nicht vergessen: Denn die Automatisierung verschiebt die Funktionen der Menschen weg von Routinetätigkeiten hin zu Projektaufgaben. Dieser Effekt der Projektifizierung überlässt uns Menschen nur noch jene Aufgaben, bei denen wir dank unserer Kreativität, Intuition, Erfahrungen und dem kritischen Denken Mehrwerte in die Unternehmensprozesse und Leistungen bringen. Neben der (hoffentlich!) Steuerung von Gesamtsystemen, geht es mehr und mehr darum, dass wir als Menschen Ausnahmesituationen (wie eine besondere Kundenreklamation, eine neuartige Produkt- oder Prozessentwicklung, die Akquisition einer weiteren Kundengruppe oder den Aufbau eines neuen Geschäftsmodells) am besten proaktiv erfassen und im Rahmen von Projekten erfolgreich meistern.