DAX: Nach dem neuen Allzeithoch nun der Sprung über die Marke von 15.000? - Nord LB
Heute konnte der deutsche Aktienleitindex DAX ein neues Allzeithoch erklimmen. Die Stimmung an der Börse in Frankfurt profitierte unter anderem von den aktuellen Nachrichten aus Ägypten. Das im Sueskanal auf Grund gelaufene Containerschiff ist Medienberichten folgend inzwischen wieder teilweise manövrierfähig. Nach Schätzungen der ägyptischen Behörden dürfte es aber wohl noch Tage dauern, bis sich die Lage im Kanal nachhaltiger normalisieren kann. Die Finanzmärkte blicken dennoch mit großem Optimismus auf diese Nachricht, weil sich nun zumindest eine baldige Problemlösung klar abzeichnet. Entsprechend treten die Sorgen bezüglich noch stärker gestresster Lieferketten bei den global agierenden Wirtschaftsunternehmen wieder in den Hintergrund. In der Summe dürfte die Sueskanalkrise zwar zu weiteren Belastungen der globalen Ökonomie geführt haben, die von einigen Pessimisten befürchtete große Krise scheint auf Basis der aktuellen Nachrichtenlage aber doch vermeidbar zu sein. Aus japanischen Regierungskreisen kamen beispielsweise bereits positive Signale. So sieht man in Tokio beim Blick auf die heimische Ökonomie allenfalls leichte Belastungen durch die jüngsten Probleme am Sueskanal.
Auch die Hoffnungen auf eine sehr kräftige Erholung der Wirtschaft der Vereinigten Staaten stützen die globalen Aktienmärkte inzwischen sehr nachhaltig. Hilfreich ist in diesem Kontext auch, dass die Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren zuletzt nicht mehr weiter angezogen ist und sich damit nun zunächst unterhalb der Marke von 1,70% zu stabilisieren scheint. Der Rentenmarkt in den USA scheint inzwischen die Angst vor überbordenden Inflationsraten wieder etwas verloren zu haben, wobei jedem Beobachter klar sein dürfte, dass es kurzfristig schon zu einem deutlichen Anstieg der Jahresraten des US-Konsumentenpreisindexes kommen wird. In diesem Kontext sollte der Aktienmarkt mit ganz besonderem Interesse auf die am Donnerstag zur Meldung anstehenden Zahlen zur Preiskomponente des ISM PMI Manufacturing blicken, die allerdings bekanntlich sehr volatil ist.
Es gibt aber durchaus gute Gründe, die zumindest kurzfristig gegen einen Sprung des deutschen Leitindexes DAX über die psychologisch wichtige Marke von 15.000 Punkten sprechen. In den USA scheint ein Hedgefond in Schieflage geraten zu sein. In diesem Kontext sind am Markt Sorgen bezüglich drohender Verluste bei einigen großen Investmentbanken ausgebrochen. In Deutschland rücken zudem Lockerungen der Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus wieder in weitere Ferne. Ob Anleger in diesem Umfeld – und angesichts des aktuellen Kursniveaus – unbedingt noch vor dem Osterfest größere neue Positionen in deutschen Dividendenpapieren aufbauen wollen werden, kann unserer Auffassung nach durchaus kritisch hinterfragt werden.
Fazit: Der DAX konnte heute im frühen Handel ein neues Allzeithoch erreichen. Einige Anleger scheinen nun auch auf einen zügigen Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 15.000 Punkten zu hoffen. Wir blicken aktuell aber eher skeptisch auf den deutschen Aktienmarkt. So ist zunächst beispielsweise fraglich, ob Investoren in einer verkürzten Handelswoche – auch angesichts einer möglicherweise erhöhten Volatilität durch die am Freitag zur Meldung anstehenden US-Arbeitsmarktdaten – wirklich größere neue Positionen in deutschen Aktien aufbauen werden wollen.