Kehren Inflation und Zinsen zurück? - BÖAG Kolumne
In den letzten Wochen war viel von der Rückkehr der Inflation zu lesen. Sie erinnern sich? Diese allgemeine Teuerungsrate, welche die Europäische Notenbank mit ihren Maßnahmen bei idealtypischen ca. 2 Prozent aussteuern möchte. Nur dass ihr dieses Ziel trotz mehr als einer Dekade expansiver Geldpolitik für die Eurozone eben nicht so lehrbuchhaft gelingt und es mit der Bekämpfung der Corona-Folgen für Wirtschaft sowie Staatshaushalte bis auf Weiteres unerreichbar erscheint.
In den USA war man auf der Zinstreppe schon ein paar Stufen höher. Und eben hier machte die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen, welche als sichere Anlage am Kapitalmarkt gelten, letzte Woche einen Sprung auf beachtliche 1,7 Prozent. Auf einmal sind für große Investoren die als langweilig geltenden Anleihen eine Alternative zum tendenziell überbewerteten "alternativlosen" Aktienmarkt.
Dieser Liebesentzug tut weh. Denn wenn für die Geldbeschaffung auf einmal wieder relevante Zinsen aufgerufen werden, leiden die mit reichlich Fremdkapital finanzierten Technologieunternehmen, was man an fallenden Nasdaq-Kursen ablesen konnte. Die Diskussion um Zombie-Unternehmen dürfte also wieder an Fahrt gewinnen. Aber von nennenswerten Zinsen auf Spareinlagen können Privatanleger weiterhin nur träumen.
Autor: Thomas Strelow, Börse Düsseldorf