Europa leidet – USA setzt Erholung fort - VP Bank Kolumne
Das US-BIP wächst im 4. Quartal mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate (annualisiert) von 4.0% gegenüber dem 3. Quartal. Im Gesamtjahr 2020 geht das BIP um 3.5% zurück.
Die US-Wirtschaft schafft es immer wieder aufs Neue, gut aus Krisen zu kommen. Trotz einer intensiven Corona-Welle und trotz ausgelaufener öffentlicher Hilfszahlungen an private Haushalte schlägt sich die US-Wirtschaft erstaunlich solide. Sicherlich kann das Wachstum nicht mehr an die Vorgaben des dritten Quartals anknüpfen, doch in Anbetracht der widrigen Umstände ist alleine die Tatsache eines positiven BIP-Zuwachs ein Erfolg. Während viele Länder Europas in eine neuerliche Rezession verfallen, setzt sich jenseits des Atlantiks die Erholung fort.
Schmerzlich ist hingegen der Rückgang des BIP für das Gesamtjahr. Soviel steht fest: Das Jahr 2020 hat seinen Platz in den Geschichtsbüchern auch aus wirtschaftlicher Sicht gesichert.
Die Bauinvestitionen florierten in Anbetracht niedriger Zinsen (33.5%). Auch die Anlageinvestitionen schoben das Wachstum an. Die Exportwirtschaft des Landes konnte sich ebenfalls über erfreuliche Zuwächse freuen. Der private Konsum verbucht dagegen eher ein mageres Plus von annualisierten 3.2%. In Anbetracht fehlender staatlicher Hilfszahlungen kann aber selbst der Zuwachs des privaten Konsums als Erfolg gewertet werden.
Die US-Wirtschaft hat das Corona-Loch trotz der hohen Arbeitslosigkeit verhältnismässig gut verdaut. Da nun die Zahlungen des zweiten Hilfspaketes hinzukommen, bleibt die US-Wirtschaft auch im ersten Quartal auf Erholungskurs. Die Wirtschaft ist allerdings stark fragmentiert. Während die Bauwirtschaft weiterhin von niedrigen Zinsen profitiert, werden Teile des Einzelhandelshandel unter den Kontaktbeschränkungen leiden.
Schreitet die Impfkampagne voran, wird aber auch der stationäre Einzelhandel wieder in den Genuss von höheren Umsätzen kommen. Gehen Unternehmen auf Eis gelegte Investitionsvorhaben wieder an oder fassen sogar neue ins Auge, würde der Aufschwung an Breite gewinnen. Investitionen machen zwar einen deutlich geringeren Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage aus als der Privatkonsum, sie sind aber aufgrund ihrer starken Ausschläge nach unten und nach oben wichtiger für den Konjunkturverlauf als etwa der verhältnismässig träge Privatkonsum. Das von Joe Biden geplante Investitionsprogramm wird genau hier ansetzen: mit öffentlichen Mitteln die unternehmerische Zuversicht stärken und dem Aufschwung Kraft verleihen.
Auch wenn die Fed es weit von sich weist, positive Wirtschaftsdaten nähren Spekulationen über eine mögliche Reduktion der Anleihekäufe im weiteren Jahresverlauf. Die Diskussionen um einen möglichen Einstieg in den Ausstieg werden sich schon bald wieder intensivieren.