Der US-Konsummotor war im vierten Quartal 2020 abgestellt - VP Bank Kolumne
In den USA fallen die Einzelhandelsumsätze im Dezember gegenüber dem Vormonat um 0.7 %. Der Rückgang war nicht erwartet worden. Die Vormonatszahlen wurden nach unten revidiert.
Der Konsumrausch des Sommers 2020 ist vorüber. Die US-Einzelhandelsumsätze fallen den dritten Monat in Folge und verbuchen damit insgesamt im Schlussquartal ein Minus. Die sogenannte «Kontrollgruppe» verbuchte sogar einen deutlichen Rückgang von 1.9 % gegenüber dem Vormonat. Zur Kontrollgruppe gehören alle US-Einzelhändler mit Ausnahme der Kategorien Lebensmittel, Autos, Baumaterialien und Kraftstoffe.
In den letzten Monaten des Jahres kam es zu einer Lücke zwischen dem ersten und dem zweiten Hilfspaket der Regierung. Diejenigen US-Haushalte, die auf die staatlichen Sonderzahlungen angewiesen waren, mussten ihren Konsum auf das Nötigste beschränken. Darüber hinaus schlagen sich Eindämmungsmassnahmen negativ nieder und auch der Verzicht auf den Ladenbesuch aus Furcht vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.
Der Rückgang der Einzelhandelsumsätze macht deutlich, wie abhängig die US-Wirtschaft derzeit von staatlichen Hilfszahlungen ist. Joe Biden ist sich dessen bewusst und wagt deshalb mit seinem USD 1.9 Billionen Rettungspaket den grossen Wurf – auch wenn der Kongress dem zukünftigen Präsidenten bei Teilen des Plans nicht folgen wird.
Das Zahlenwerk unterstreicht, dass das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal 2020 äusserst mager ausgefallen ist. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) der USA dürfte per saldo in den Monaten Oktober und November nicht vom Fleck gekommen sein, wie das vom Researchspezialisten Macroeconomic Advisers berechnete monatliche BIP nahelegt. Die Einzelhandelsumsätze geben wenig Anlass zur Hoffnung, dass es im Dezember deutlich voranging. Die Hoffnungen ruhen deshalb einmal mehr auf dem laufenden Jahr.