Hochstufung des Aktienmarktes in Brasilien auf Neutral - Commerzbank Kolumne

Die Covid-19-Pandemie setzte die Kapitalmärkte und die Konjunktur in Brasilien stärker unter Druck als in vielen anderen Ländern. Das zeigen die Performancezahlen der MSCI-Indizes für 2020. Der MSCI Brasilien-Index verlor im Berichtszeitraum trotz einer deutlichen Aufholjagd in Q3 2020 satte 20,9% an Wert. Damit ergibt sich ggü. dem MSCI Welt-Index (+14,3%) und dem MSCI EM-Index (+15,8%) eine kräftige Underperformance. Diese resultiert v.a. aus der zeitweisen starken Abwertung des brasilianischen Real ggü. dem USD und dem Preiseinbruch bei vielen Rohstoffen, was Brasilien überproportional stark belastet. Da wir jedoch 2021 eine Fortsetzung der globalen konjunkturellen Erholung erwarten, stufen wir unser Votum für den Aktienmarkt in Brasilien auf Neutral herauf. Eine verstärkte weltweite Impftätigkeit dürfte zu einer Normalisierung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens führen mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Weltkonjunktur und die Firmengewinne. Hiervon sollten zyklische Sektoren (Energie, Rohstoffe, Banken etc.) überproportional profitieren. Steigende Rohstoffpreise sollten v.a. rohstoffreicheren Ländern wie u.a. Brasilien Rückenwind verleihen. Die global (über-)reichlich vorhandene Liquidität dürfte zusehends in die Aktienmärkte fließen, die im Jahr 2020 zu den schlechtesten zählten, wie Brasilien. Die Umschichtung von Anlagegeldern raus aus niedrigverzinslichen Anleihen und hinein in risikoreichere Aktienengagements dürfte sich – auch getragen von einem möglicherweise wieder verstärkten Engagement von Privatkunden – fortsetzen. Ein positiver Treiber dürfte 2021 auch das prognostizierte starke Wachstum der Firmengewinne sein, das in Brasilien nach einem sehr schwachen Vorjahr zu den stärksten innerhalb der EM zählen sollte. Da wir jedoch nach wie vor recht skeptisch in Bezug auf die Wertentwicklung des brasilianischen Reals sind (siehe Votentext BRL), ist eine Übergewichtung für den Aktienmarkt in Brasilien u.E. noch zu früh.
Anleihen
Deutschland: Industrieproduktion (Dez), 08:00 Uhr
Deutschland: Exporte (Dez), 08:00 Uhr
Euroraum: Arbeitslosenquote (Nov), 11:00 Uhr
USA: Arbeitsmarktbericht (Dez), 14:30 Uhr
Während in den USA die Renditen angesichts wachsender Inflationssorgen gestern weiter anzogen – auf 1,09% bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen – waren im Euroraum die Verbraucherpreise mit -0,3% zum Vorjahr erneut negativ. Zum Vormonat war allerdings ein Anstieg um 0,3% zu verzeichnen. Zudem ist zu bedenken, dass u.a. die deutsche Mehrwertsteuersenkung die Inflation künstlich niedrig gehalten hat. Der Preistrend dürfte eher bei 0,5% liegen. In Frankreich wurden bereits im November strikte Beschränkungen erlassen und die Infektionszahlen zu senken. In der Folge sind die Einzelhandelsumsätze merklich zurückgegangen – um 18% zum Vorjahr, wie gestern gemeldet wurde. Trotz überraschend guter Zahlen aus Deutschland, waren die Umsatzzahlen deshalb auch für den gesamten Euroraum schwach (-6,1% M/M bzw. -2,9% J/J). Über einen Mangel an Aufträgen dürften sich die wenigsten Produzenten in Deutschland beklagen: Im November legten die Bestellungen kräftig um 2,3% zu. War die hohe Integration der Industrie zu Beginn der Pandemie ein Nachteil, so stützt die zurückkehrende Auslandsnachfrage derzeit die Konjunktur. Die Exporte legten im November mit 2,2% zum Vormonat überraschend kräftig zu. Für die Produktion lag das heute Morgen gemeldete Plus bei 0,9%. In den USA stehen die immer weiter steigenden Infektionszahlen im klaren Gegensatz zur Unternehmensstimmung: Nachdem bereits das verarbeitende Gewerbe die besten Werte seit 2018 lieferte – legte gestern auch der Dienstleistungsbereich gute Ergebnisse vor: Der Gesamtindex stieg sogar unerwartet von 55,9 Punkte auf 57,2 Punkte. Nur die Beschäftigungskomponente enttäuschte.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Nach einem noch vergleichsweise verhaltenen Handelsstart konnten die europäischen Aktienbörsen vor allem am Donnerstagnachmittag weitere Kursgewinne verbuchen. Für Auftrieb sorgten vor allem die Zulassung eines zweiten Impfstoffs in der Europäischen Union sowie die Erwartung zusätzlicher Stützungsprogramme durch den designierten US-Präsidenten Joe Biden. Positiv wirkten auch die starken Auftragseingänge der deutschen Industrie. In diesem Umfeld setzte der deutsche Leitindex Dax 30 seinen jüngsten Rekordlauf weiter fort. Deutliche Kursgewinne verbuchten neben den Aktien der Deutschen Post (+3,0%) vor allem die Titel von HeidelbergCement (+3,9%), nachdem eine Investmentbank eine Kaufempfehlung für den Baustoffhersteller ausgesprochen hatte. Am unteren Ende der Performanceliste fanden sich nach den zuletzt erlebten deutlichen Kursavancen und der am Vorabend bekannt gegebenen Kapitalerhöhung die Anteilscheine von Delivery Hero (-2,9%) wieder. Im Rahmen der steigenden Rohstoffpreise verzeichneten im Euroraum vor allem die zyklischen Branchen Grundstoffe (+4,1%), Baumaterialien (+2,1%) sowie Öl & Gas (+1,7%) deutlichere Gewinne. Dagegen tendierten Technologiewerte (-1,0%) schwächer. Trotz der erschreckenden Vorkommnisse in Washington setzte auch die Wall Street ihren Rekordlauf weiter fort. Vor allem der technologielastige Nasdaq 100, der am Vortag noch gegen den Trend Kursverluste verzeichnete, legte deutlicher zu. Zusätzlichen Auftrieb für die Anlegerstimmung kam auch von den Konjunkturdaten. So überraschte vor allem der Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen positiv. In diesem Umfeld konnten fast alle Branchen zulegen, allen voran die Informationstechnologie (+2,7%). Lediglich die defensiven Sektoren Versorger (-1,3%) und Verbrauchsgüter (-0,3%) tendierten schwächer. Die asiatischen Börsen weisen heute Morgen ein gemischtes Bild auf. Besonders der Nikkei legt deutlich zu.