DAX30 oder DAX40? Und in den USA dreht sich alles um Thanksgiving - Börse München Kolumne
Trotz unklarer Stimmungslage im Plus: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche nach uneinheitlichem Verlauf Gewinne verzeichnet. Die Anleger waren dabei hin- und hergerissen zwischen Hoffnungen auf einen bald verfügbaren Impfstoff gegen das Coronavirus und den Sorgen vor neuen Beschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie, die die Wirtschaft beeinträchtigen würden. Die Ausschläge nach oben wie nach unten hielten sich allerdings in Grenzen. Gleiches galt für die Reaktionen auf Konjunkturdaten. Unternehmensnachrichten und -zahlen sorgten zwar bei den jeweiligen Titeln für Bewegung, weitergehende Auswirkungen auf den Gesamtmarkt gab es aber nicht.
Der deutsche Aktienindex (Dax) legte im Wochenvergleich um 0,5 Prozent auf 13.137,25 Punkte zu. Der MDax stieg um 1,7 Prozent auf 28.998,47 Zähler. Überdurchschnittlich entwickelten sich hier einige Werte, die bislang besonders unter den Corona-Folgen gelitten hatten, wie Airbus, CTS Eventim oder Lufthansa. Der TecDax verbesserte sich im Wochenvergleich um 0,9 Prozent auf 3.066,35 Punkte. Der m:access All-Share kam um 0,3 Prozent voran auf 2.747,55 Zähler.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche zugelegt. Der Handel verlief dabei über weite Strecken recht ruhig. Neuigkeiten in Sachen Corona-Impfstoffentwicklung blieben ohne größere Auswirkungen auf die Bundespapiere, dagegen lieferten Hinweise auf eine weitere geldpolitische Lockerung der Europäischen Zentralbank im Dezember Aufwärtsimpulse. Im Wochenvergleich sank die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe von -0,55 auf -0,59 Prozent. Die Umlaufrendite ging von -0,55 auf -0,58 Prozent zurück.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche einen Zickzack-Kurs vollführt und dabei letztlich nachgegeben. Neben hohen Corona-Infektionszahlen drückte vor allem zu Wochenausklang eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem US-Finanzministerium und der US-Notenbank über Corona-Finanzhilfen auf die Stimmung. Der Dow-Jones-Index ging im Wochenvergleich um 0,7 Prozent zurück auf 29.263,48 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index gab 0,8 Prozent auf 3.557,54 Zähler ab. Der technologielastige Nasdaq-100 reduzierte sich um 0,3 Prozent auf 11.906,44 Punkte.
Ausblick
In der aktuellen Woche dürfte das Geschehen an den deutschen Aktienmärkten wieder einmal stark von Corona und den Auswirkungen der Pandemie bestimmt werden. Denn auch wenn zuletzt Nachrichten zur Impfstoffentwicklung und mögliche erste Impfungen noch in diesem Jahr für Optimismus unter den Anlegern gesorgt hatten, rückten zuletzt wieder die steigenden Infektionszahlen in den Fokus. Da es selbst mit einem oder mehreren Impfstoffen eine Weile dauern dürfte, Corona einigermaßen in den Griff zu bekommen, nehmen die Sorgen über die kurz- und mittelfristige wirtschaftliche Entwicklung zu. Auch aus diesem Grund dürften die Marktteilnehmer auf die Fülle der Stimmungsbarometer in den kommenden Tagen achten. Hier stehen die Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland und der Eurozone sowie das Ifo-Geschäftsklima im Vordergrund. Für diese erwarten sich die meisten Experten Rückgänge. Aus den USA wiederum kommt unter anderem das Verbrauchervertrauen, zudem Zahlen zu den Auftragseingängen für langlebige Wirtschaftsgüter sowie die persönlichen Einkommen und Ausgaben.
Daneben werden die Marktteilnehmer hierzulande mit Spannung auf die am Mittwoch anstehenden Beratungen der Bundesregierung mit den Ländern über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise blicken. Etliche Beobachter erwarten sich eine Verlängerung oder sogar Verschärfung der Beschränkungen, was sich negativ auf die Konjunkturentwicklung auswirken könnte.
Am Donnerstag dreht sich dann in den USA alles um den Feiertag Thanksgiving, was mehrere Folgen haben dürfte oder könnte. So müssen die europäischen Märkte an diesem Tag ohne Impulse von ihren US-Pendants auskommen, am Freitag wird dort dann nur verkürzt gehandelt. Mittelfristig könnten die Feiertagsfestlichkeiten zudem – wenn sich Befürchtungen von Fachleuten bewahrheiten sollten – zu steigenden Corona-Infektionszahlen führen. Auf der anderen Seite dürften die Anleger gespannt auf die Ergebnisse des US-Einzelhandels am sogenannten „Black Friday“ warten, der traditionell dem Feiertag folgt.
Potenziell marktbewegende Impulse könnten am Dienstag von der Deutschen Börse kommen, die über Überlegungen informieren will, ob im Dax in Zukunft 40 statt 30 Werte einhalten sein sollen. Hinsichtlich von Unternehmenszahlen stehen nur noch wenige Veröffentlichungen aus der zweiten und dritten Börsenreihe an, die kaum Auswirkungen auf den Gesamtmarkt haben dürften.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag. 23.11.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Markit PMI Gesamtindex (USA); Chicago Fed nationaler Aktivitätsindex (USA)
Dienstag, 24.11.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Bruttoinlandsprodukt Deutschlands; US-Verbrauchervertrauen; S&P/Case-Shiller-Hauspreisindex (USA)
Mittwoch, 25.11.: Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA; Bruttoinlandsprodukt der USA; Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Verkäufe neuer Häuser in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA)
Donnerstag, 26.11.: GfK-Verbrauchervertrauen (Deutschland); Zusammenfassung der jüngsten geldpolitischen Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB Accounts); US-Börsen wegen Feiertag Thanksgiving geschlossen
Freitag, 27.11.: Geschäftsklima in der Eurozone; Verbrauchervertrauen in der Eurozone
Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG