Finanzwerte haben sich in der Corona-Krise ganz unterschiedlich geschlagen - Commerzbank Kolumne

Die mit Jahresende 2019 bzw. Start 2020 von vielen Unternehmen des Sektors gegebenen kurz- und zum Teil auch mittelfristigen Ausblicke wurden mit der Corona-Pandemie bereits früh im Jahr über den Haufen geworfen. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen waren einfach zu gravierend. Banken haben am meisten gelitten, Versicherungen und Finanzdienstleister konnten sich besser halten. Dabei ist das Bild für die Geldhäuser nicht einheitlich. Immerhin zeigten sich Regulatoren weltweit u.a. mit Blick auf Eigenkapitalanforderungen überraschend flexibel. Auch stieg die Kreditnachfrage vor allem im gewerblichen Bereich deutlich und das Handelsgeschäft brummte. Aber alleine die Sorge vor sehr hohen Kreditausfällen, einer nur aufgeschobenen – aber nicht aufgehobenen – Risikovorsorge (Staatsgarantien auf Kredite kaufen nur Zeit) und nicht zuletzt Margendruck und das als Gebot getarnte Verbot zur Ausschüttung von Bardividenden hielten den Sektor zurück. Versicherer dagegen kämpften lange mit den Marktverwerfungen, die merklich die Solvabilität drückten. Hinzu kam die Sorge vor hohen Corona-Schäden. Dazu zählen im gewerblichen Bereich u.a. Haftungen aus Betriebsunterbrechungen, Ausfälle von Veranstaltungen und Auswirkungen im Leben-Bereich (erhöhte Sterblichkeit oder Berufsunfähigkeit). Aber auch mögliche Bondausfälle im Investmentportfolio im Rahmen der Rezession trieben Anleger um. Gleichwohl zeigten viele Versicherer recht gute operative Entwicklungen, Preistrends im gewerblichen Bereich haben sich durch Schäden zudem gefestigt. Vor allem aber blieb die Eigenkapitalsituation oft ausreichend solide, in manchen Ländern wurden sogar Bardividenden durch den Regulator erlaubt. Finanzdienstleister wie Kreditkartenfirmen litten unter den Einbrüchen im Frühjahr, als z.B. Reisen und wegen des zeitweisen Lockdowns Einkäufe in Geschäften nicht möglich waren. Seit diesen Tiefs haben sich die Umsätze aber erholt. Gewinner waren Unternehmen, die gänzlich digital unterwegs waren. Zudem haben Börsen von den Volatilitäten und Asset Manager von der rasanten Kurserholung nach den Märztiefs an den Börsen profitiert.
Anleihen
Großbritannien: Bruttoinlandsprodukt (Jul), 8:00 Uhr
USA: Verbraucherpreise (Jul), 14:30 Uhr
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält an ihrem geldpolitischen Kurs fest. Insbesondere die Hoffnung, man würde die Banken bei den negativen Einlagenzins stärker entlasten, wurde enttäuscht. Die aktuell entspannte Haltung der EZB verkörperte auch Präsidentin Christine Lagarde während der Pressekonferenz gestern gut. Man habe im Rat ausführlich über die jüngste Aufwertung des US-Dollar zum Euro gesprochen, es sei aber nicht Aufgabe der EZB, auf die Wechselkurse Einfluss zu nehmen – so das politisch korrekte Statement von Lagarde. Auch die zuletzt sehr niedrigen Inflationsraten seien nicht beunruhigend. Schließlich habe insbesondere die Mehrwertsteuersenkung in Deutschland zu der rückläufigen Inflation geführt. Der geldpolitische Rat schaue vor allem auf die mittelfristige Preisentwicklung – und nicht auf kurzfristige Bewegungen. Noch im September dürfte die EZB erste Ergebnisse ihres „Strategy Reviews“ präsentieren. Lagarde nannte 9 Arbeitsgruppen, die an der Strategieüberprüfung mitwirken (u.a. Inflationsmessung, Digitalisierung, Kommunikation, Modellierung). In China lagen die Autoverkäufe im August erneut deutlich über dem Vorjahr (+11,6%) und in Frankreich legte die Industrieproduktion im Juli um moderate 3,8% zum Vormonat zu, sodass der Rückstand zum Vorjahr noch 8,3% beträgt. Eher schwach waren dagegen die wöchentlichen Daten zum US-Arbeitsmarkt. Die Erstanträge auf Arbeitslosengeld liegen mit 884.000 praktisch unverändert zum Vormonat und damit auf hohem Niveau, während die Zahl der Arbeitslosen zur Vorwoche sogar leicht auf 13,385 Mio. zulegte. Der Preisauftrieb bei den Erzeugerpreisen war in den USA im Juli mit 0,3% zum Juni etwas kräftiger als erwartet. Entsprechend könnten auch die Verbraucherpreise heute etwas höher ausfallen.
Aktien
Keine relevanten Unternehmenstermine
Nach einigen bewegten Tagen für die Aktienindizes entschieden sich die Märkte wenigstens in Europa für einen Ruhetag. Die EZB behielt wie erwartet eine ruhige aber grundsätzlich helfende Hand. So etwa interpretierten die Marktteilnehmer gelassen die Aussagen auf der Pressekonferenz der Notenbank. Der Dax landete am Ende -0,2% tiefer, in Europa waren die Verluste geringfügig höher: EuroStoxx 50 -0,4%, Stoxx 600 -0,6%. Im breiten Europaindex lagen sämtliche Sektoren im Minus. Am schwächsten schnitten Versorger und Gesundheit mit -0,8% ab. Nach einer Verkaufsempfehlung der UBS lagen Covestro (-2,3%) und nach dem starken Vortag Münchener Rück (-2,4%) am DAX-Ende. Henkel (+3,3%) und adidas (+1,9%) legten dagegen zu. Continental (+1,7%) profitierten von einem positiven Analystenkommentar. In den USA gab es einen insgesamt bewegteren Handelsverlauf. Nach unverändertem Beginn bröckelten die Kurse sukzessive ab und schlossen nahe der Tiefs. Der Dow Jones gab letztlich 1,5% ab, S&P 500 (-1,8%) und die Nasdaq (-2%) verloren etwas stärker. Schwächster Sektor mit dem erneut tieferen Ölpreis war Energie (-3,6%), aber auch IT (-2,3%) gab deutlich nach. Relativ am besten waren die Grundstoffe, die nur 1% verloren. Im Dow Jones rangierten vor allem Konsumtitel ganz vorne, nur McDonalds (+0,7%) schaffte es aber in die Pluszone. Dagegen führten Apple (-3,3%) und Microsoft (-2,8%) die Verliererliste an. Nachbörslich überraschte Oracle positiv. In Asien legen die Märkte meist zu. Korea stagniert heute, während Japan und die chinesischen Börsen um 0,7% zulegen können. In Europa deuten die vorbörslichen Taxen auf eine wenigstens gehaltene Eröffnung.