Japans Ministerpräsident Abe tritt zurück, Nachfolger wird wohl Kabinettschef Suga - Commerzbank Kolumne
Japans Ministerpräsident Abe hat angekündigt, aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus seinem Amt auszuscheiden. Sein Kabinettschef Suga (71 Jahre) hat seine Kandidatur für Abes Nachfolge als Parteivorsitzender der LDP und Regierungschef erklärt. Suga sagte, dass er Abes Politik fortführen und weiterentwickeln wolle. Er präferiert einen „Dreiklang aus Selbsthilfe, Gemeinschaftshilfe und staatlicher Hilfe“ und dürfte die ländlichen Regionen stärken. Wird Suga von der LDP am 14. September 2020 als Parteichef gewählt, dürfte dieser bis zum Ende der regulären Amtszeit Abes im September 2021 regieren. Die japanische Börse reagierte nur kurz auf die Rücktrittsankündigung von Premier Abe. Die Kurse erholten sich in den darauffolgenden Sitzungen wieder. Wir gehen nicht davon aus, dass sich bis zu den nächsten Wahlen im Herbst 2021 an der Fiskal- und Geldpolitik viel ändern wird. Die Politik dürfte vorrangig mit der Eindämmung der negativen Auswirkungen aus der Covid-19-Krise befasst sein. Auch für den japanischen Yen erwarten wir zunächst keine wesentlichen Änderungen, weshalb wir unser Votum für den japanischen Aktienmarkt innerhalb unseres Regionenrankings unverändert mit Neutral bestätigen. Die Würdigung der sogenannten „Abenomics“ (Dreiklang aus expansiver Geld- und Fiskalpolitik sowie Strukturreformen) fällt je nach Betrachtungsweise sehr gemischt aus. Gewinner der Abenomics sind v.a. Investoren und Großkonzerne. Die Dividendensumme der japanischen Firmen verdoppelte sich, das Volumen der Aktienrückkäufe stieg um das Vierfache und die Corporate Governance wurde spürbar verbessert. Die Beschäftigung (auch die der Frauen) konnte deutlich ausgeweitet werden. Abe brachte zudem Stabilität und Berechenbarkeit zurück in die Politik. Negativ zu Buche schlägt allerdings der Mangel an substanziellen Strukturreformen. Die Qualität der Arbeitsplätze ist oft gering. Durch die Abenomics stieg die Verschuldung weiter an.
Anleihen
Euroraum: Zinsentscheid der EZB, 13:45 Uhr
USA: Erzeugerpreise (August), 14:30 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
Die Marktstimmung hellte sich gestern wieder auf. Die Renditen erstklassiger Staatsanleihen stiegen wieder an und die Spreads der Staatsanleihen der Euro-Peripherie engsten sich wieder ein. Nachdem der Euro auf 1,1750 US-Dollar gesunken war, erholte er sich wieder und stieg über 1,18 US-Dollar. Auf der heutigen turnusmäßigen Ratssitzung dürfte die EZB eine abwartende Haltung einnehmen. In der Juni-Sitzung wurde zwar betont, dass bis September zusätzliche Informationen verfügbar seien, was mehr Klarheit über die mittelfristigen Inflationsaussichten schaffen würde. Jüngste Aussagen von EZB-Ratsmitgliedern deuten allerdings auf ein Stillhalten hin, da die jüngsten Daten wohl im Einklang mit den EZB-Erwartungen stünden. Auch eine Erhöhung der Freibeträge für Banken von den negativen Einlagenzinsen scheint nicht dringlich. So hat EZB-.Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel den Negativzins erneut verteidigt und hervorgehoben, dass die Auswirkungen auf die Bankenprofitabilität vernachlässigbar gewesen seien. Die britische Regierung plant mit Hilfe eines Gesetzes, Veränderungen an dem mit der EU geschlossenen Brexit-Vertrag vorzunehmen. Der Nordirlandminister Brandon räumte sogar ein, damit internationales Recht zu verletzen, allerdings nur in begrenztem Maße. Streitpunkt ist wieder die Grenze zwischen Irland und Nordirland. Das Gesetz sieht vor, dass Irland weiterhin uneingeschränkten Zugang zum britischen Binnenmarkt haben soll. Damit müsse aber eine harte Zollgrenze zwischen Irland und Nordirland verlaufen. Das BrexitAbkommen sieht aber vor, dass eine solche Grenze in jedem Fall vermieden werden soll. Das britische Pfund hat sich gestern ggü. Euro und US-Dollar erneut abgewertet. In dem Umfeld dürfte es weiter zur Schwäche neigen.
Aktien
Knorr-Bremse Zwischenbericht Q2
Die europäischen Aktienmärkte erholten sich zur Wochenmitte vom jüngsten Rückschlag dank positiver Impulse von der Wall Street. Der deutsche Leitindex stieg um rd. 2% und befand sich im Reigen mit der Niederlande (+2,1%) und Italien (+2,0%). Mit 13.237 Punkten konnte der Dax 30 die Marke von 13.000 wieder überwinden. Auf Platz 1 lag Munich Re (+4,2%), gefolgt von Infineon (+3,9%). Das Schlusslicht bildetete MTU (-2,8%). Im freundlich verlaufenden EuroStoxx 50 (+1,8%) war Orange (+4,8%) ganz vorn, Airbus (-2%) ganz hinten. Der französische Luxusgüterkonzern LVMH hat die Übernahme der Juwelierkette Tiffany in Frage gestellt. Tiffany schloss mit Kursverlusten von 6,4%, bei LVMH glätteten sich die Wogen, die Aktie war zum Schluss kaum verändert. Der MDax legte um 1,2% zu. Qiagen konnte sich temporär an die Spitze des Index hieven, das Unternehmen will einen Covid19- Schnelltest – Ergebnis binnen 15 Minuten - in Q4 einführen. Doch Hellofresh landete mit +6,4% auf Platz 1 nach der jüngsten Schwächephase. Schlechtester Wert war wieder einmal Fraport (-2,3%). Der marktbreite Stoxx Europe 600-Index stieg um 1,8%. Sämtliche Branchen waren im Plus, Telekommunikation (+2,4%), Basiskonsum (2,1%) und Technologie (+1,9%) führten die Hitliste an. An den US-Börsen ging es nach dreitägiger Kurskorrektur wieder aufwärts. Der Dow Jones gewann 1,6% und der marktbreite S&P 500 rd. 2,0%. V.a. Basismetalle (+2,7%), Gesundheit und Versorger (je 1,4%) legten zu. Aber auch Technologietitel waren gefragt. Der Nasdaq 100, der binnen einer Woche gut 10% vom Allzeithoch (12,420 Punkte 02.09.20) einbüßte, stieg 3% auf knapp 11.400 Punkte. Tesla stach mit +11% nach abgeschlossener Kapitalspritze hervor. Asiens Börsen waren auch tendenziell freundlicher, der Nikkei 225 stieg um +0,7%.Der Dax dürfte heute weiter um die 13.000 Punkte-Marke kämpfen, die EZB im Blick.