Deutschland: Erholung in der Industrie kommt ins Stocken - VP Bank Kolumne

Die deutsche Industrieproduktion legt im Juli um 1.2 % gegenüber dem Vormonat zu. Der Zuwachs bleibt damit deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Erholung in der Industrie kommt ins Stocken. Zwar steigt die Industrieproduktion bereits den dritten Monat in Folge, allerdings scheint es zu einer Drosselung des Erholungstempos zu kommen. Erfreulich ist derweil, dass die Automobilindustrie ihre Produktion im Juli um 6.9 % zum Vormonat hochgefahren hat.
Die Industrieproduktion für den Juli gibt auch einen ersten Blick auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum im dritten Quartal frei. Nach dem massiven Einbruch im März und April stieg der Ausstoss in der Industrie seither drei Mal in Folge. Das jetzt erreichte Produktionsniveau liegt klar über dem Durchschnitt des zweiten Quartals. Kann sich die Industrieproduktion im August und September weiter erholen, dürfte trotz der enttäuschenden Produktionssteigerung im Juli ein ansehnlicher BIP-Zuwachs von über 6 % im dritten Quartal auf der Agenda stehen.
Allerdings sagen Wachstumsraten derzeit nur bedingt etwas über den tatsächlichen Zustand der deutschen Volkswirtschaft aus. Aufgrund des tiefen Falls im zweiten Quartal bedarf es nur einer leichten Verbesserung, um auf entsprechend hohe gesamtwirtschaftliche Wachstumsraten zu kommen.
Wie es um die Wirtschaft steht, offenbart sich dann im vierten Quartal. Das Erholungstempo dürfte deutlich zurückgehen. Verbraucher und Unternehmen sind verunsichert. Das drückt auf den Konsum und die Investitionen. Da es auch im europäischen Ausland und in Übersee nicht besonders rosig aussieht, wird der Aussenhandel keine grossen positiven Akzente setzen können. Hoffnungsschimmer bleibt derweil die mittlerweile gut erholte chinesische Wirtschaft. Die deutschen Unternehmen können zumindest auf Bestellungen aus Asien setzen.
Kurzum: Wir dürfen uns trotz der enttäuschenden Produktionszahlen im Juli auf ein kräftiges Wachstum im dritten Quartal freuen. Darüber hinaus blickend bleibt die Situation vorerst eine schwierige.