China: PMIs signalisieren intakte Erholung, besonders bei Dienstleistungen - Nord LB Kolumne
In den letzten Stunden wurden wichtige Stimmungsumfragen aus China für den Monat August vorgelegt. Für die internationalen Finanzmärkte sind die Einschätzungen der chinesischen Unternehmen zur Lage im Reich der Mitte von besonderem Interesse – können daraus doch Hinweise abgeleitet werden, wie lange die wirtschaftliche Krise im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus anhalten kann. China gilt diesbezüglich schließlich als „Vorreiter“ der Entwicklungen auch in Europa und Nordamerika, so dass ein Blick ins Reich der Mitte zusätzliche Hinweise liefern kann.
Festzustellen ist, dass die Umfragewerte erstens nun seit bereits wieder sechs Monaten über der Expansionsschwelle von 50 Punkten notieren. Zweitens scheint der Erholungsprozess maßgeblich vom Dienstleistungssektor getrieben zu werden, dagegen nimmt der verarbeitende Sektor etwas moderater an Fahrt auf. Insgesamt hellt sich die Lage in China aber weiter auf.
Konkret liegt der CFLP Einkaufsmanagerindex der China Federation of Logistics and Purchasing für den verarbeitenden Sektor marginal niedriger als im Vormonat bei 51,0 Punkten, das CFLP Pendant für den Dienstleistungssektor stieg um einen Zähler auf 55,2 Punkte. Die Einbrüche im Februar auf 35,7 bzw. auf 29,6 Punkte sind also längst Geschichte. Damit halten sich die Veränderungen zu den Juli-Werten in engen Grenzen, womit auch gerechnet worden ist. Es gilt – neben diesen „offiziellen“ Werten vom CFLP – in der kommenden Nacht noch auf die Umfrageergebnisse des Caixin Index zu schauen, der verstärkt kleinere Unternehmen als Teilnehmer umfasst.
Das Land ist auf den Pfad einer signifikanten Erholung eingeschwenkt. Das belegen ja zudem auch die vorgelegten BIP-Wachstumszahlen für das II. Quartal, in dem das Reich der Mitte einen Zuwachs von 11,5% Q/Q vorlegen konnte und in der Jahresrate sogar mit 3,2% bereits wieder in den Positivbereich gelangte. Notwendig bleibt aber, neue Hotspots des Coronavirus schnell einzudämmen, was Peking im Juni offenbar gelungen ist. Ein Hemmnis für die chinesische Volkswirtschaft bildet weiterhin die schwache Nachfrage nach chinesischen Gütern aus anderen Ländern, welche zeitverzögert vom Virus betroffen waren. Es wird abzuwarten sein, inwieweit es gelingt, einen neuen globalen Exportschwung zu generieren – und da ist China wiederum abhängig von den Erfolgen beim Pandemiekampf in den anderen Ländern.
Diese Tendenz in den chinesischen Umfragen hält die Zuversicht auch für die Entwicklungen in Europa und Nordamerika aufrecht: Eine Aufhellung nach der Krise kann erfolgen. Andererseits zeigen die heutigen Daten „nur“, dass in China Ende des I. Quartals ein Boden gefunden wurde – die heutigen PMI-Werte von knapp über 50 Punkten signalisieren einzig, dass die Befragten sukzessive gewisse Verbesserungen gegenüber den beängstigend niedrigen Werten von Februar konstatieren! China scheint nunmehr sechs Monate nach dem Höhepunkt der dortigen Katastrophe langsam, aber halbwegs sicher, aus der Krise zu kommen!
Fazit: Die Stimmung unter chinesischen Unternehmen bleibt nach dem Einbruch im Februar weiterhin aufgehellt. Die CFLP Unternehmensumfragen für den verarbeitenden Sektor bei 51,0 Punkten und für den Dienstleitungssektor bei 55,2 Punkten notieren mittlerweile den sechsten Monat in Folge im Expansionsbereich von über 50 Punkten. Der Erholungsprozess geht dabei vom Dienstleistungssektor aus, dagegen scheint der verarbeitende Sektor etwas moderater an Fahrt aufzunehmen. Die Zahlen machen einerseits Hoffnung, dass die Coronakrise wirtschaftlich überwunden werden kann. Andererseits ist der Schwung bei nur knapp über 50 Punkten noch recht moderat. China wird abhängig sein nicht nur von seiner Binnenwirtschaft, sondern von anderen Ländern. Ein halbes Jahr nach dem Höhepunkt der Katastrophe in China kommt das Land aber immerhin vergleichsweise sicher aus der Krise. Im III. Quartal rechnen wir mit einem BIP-Wachstum von immerhin 7% Q/Q.