MSCI Indien-Index weist trotz Erholung weiterhin eine Underperformance auf - Commerzbank Kolumne
Der weltweite Ausbruch der Coronavirus-Pandemie im Februar/März 2020 hat auch den indischen Aktienmarkt in die Knie gezwungen. Der MSCI Indien-Index büßte im März/April 2020 kräftig ein, bevor es dann (global) zu einer starken Erholung der Börsen kam. Um die negativen ökonomischen Konsequenzen ein wenig abzufedern, senkte die indische Notenbank den Leitzins mehrmals auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren. Im August 2020 beließ die Notenbank den Leitzins aber unverändert bei 4%. Sie behielt jedoch ihre akkommodierende Wirkung bei und erklärte, dies werde so lange wie möglich der Fall sein, um das Wachstum wieder anzukurbeln. Im Juli 2020 gewann der MSCI Indien-Index 10,1%. Damit wies er sowohl gegenüber dem MSCI EM-Index (+8,4%) als auch gegenüber dem MSCI Welt-Index (+5,1%) eine deutliche Outperformance aus. Dies gilt jedoch nicht für den Zeitraum von Januar bis Juli 2020, in dem der MSCI Indien-Index rd. 9,1% an Wert einbüßte (MSCI EMIndex: -3,2%). Die starke Performance im Juli 2020 erklärt sich vor allem aus dem kräftigen Kursanstieg der Bereiche Software (+24,1%) sowie Energie (+18,8%), die zusammen für ein hohes Indexgewicht von rd. 36% verantwortlich zeichnen. Die indische Währung zeigt sich unterdessen weiterhin recht stabil (-4% ggü. dem USD seit Anfang 2020). Indien hat trotz vieler (hausgemachter) Probleme den Vorteil, dass es nicht so stark in die Weltwirtschaft einbezogen ist, wie bspw. Südkorea oder Taiwan. Zudem profitiert Indien wie auch viele andere Länder in der Region von den zum Teil deutlich gesunkenen Rohstoffpreisen. Die Ölimporte machen einen signifikanten Teil der Importrechnung Indiens aus. Dadurch, dass sich die indische Rupie nicht so stark abgewertet hat, steigt die importierte Inflation nicht so schnell an, was der Zentralbank mehr Spielraum für weitere konjunkturunterstützende Zinssenkungen gibt. Wir bestätigen unser Votum für den indischen Aktienmarkt mit Neutral.
Anleihen
Frankreich: Verbraucherpreise (Aug), 8:45 Uhr
Euroraum: Wirtschaftsvertrauen (Aug), 11:00 Uhr
USA: Ausgaben der priv. Haushalte (Jul), 14:30 Uhr
USA: Chicago-Einkaufsmanagerindex (Aug), 15:45 Uhr
Fed-Chef Powell hat gestern im Rahmen des virtuellen Symposiums in Jackson Hole Änderungen der Notenbankstrategie vorgestellt: Die Fed wolle künftig die durchschnittliche Inflation steuern – wörtlich: "... nach Perioden, in denen die Inflation unter 2% liegt, wird eine angemessene Geldpolitik wahrscheinlich darauf abzielen, eine Inflation zu erreichen, die für einige Zeit moderat über 2% liegt." Bei einem starken Anstieg der Inflation werde man aber handeln. Ferner bekommt das Ziel, Vollbeschäftigung zu schaffen, ein noch höheres Gewicht. Die Fed schafft so mehr Flexibilität, was jedoch allenfalls mittel- bzw. langfristig geldpolitische Folgen haben sollte. Die Gewinne der US-Unternehmen sind im zweiten Quartal nur um 11,8% gefallen. Analystenschätzungen sahen einen Rückgang um annualisiert gut 25%. Zudem liefert der Immobilienmarkt weiter gute Daten. Das Wachstum der Geldmenge hat sich nach den neuesten Daten der Europäischen Zentralbank weiter beschleunigt. Gegenüber dem Vorjahr ist es im Juli zu einem Zuwachs von 10,2% gekommen (Juni: +9,2 %). Die Haushalte fragen seit Beginn der Coronapandemie deutlich weniger Kredite nach. Im Januar lag die Zuwachsrate noch bei 3,7% aktuell erreicht sie nur 3%. Für eine weitere Erholung des privaten Konsums sollte laue Kreditvergabe aber kein Hindernis darstellen: Die Haushalte haben während des Lockdowns Geld zur Seite gelegt, das sie jetzt ausgeben – wie z.B. die guten Einzelhandelsdaten in Deutschland zeigen. In Frankreich stieg der Geschäftsklimaindex (INSEE) von 84 auf 91 Punkte im August und reflektiert somit eine ähnliche Erholung wie in Deutschland.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Die europäischen Aktienmärkte konnten den leichten Aufwärtstrend der vergangenen Handelstage trotz teilweise positiver Vorgaben aus Übersee am gestrigen Donnerstag nicht fortsetzen. Die relevanten europäischen Leitindizes fielen in der Spitze um bis zu 1,4% (Italien; -15,6% seit Jahresanfang). Auf Indexebene stechen in Europa weiterhin die extremen Performanceunterschiede seit Jahresbeginn ins Auge. Während der Dax als bester großer Index lediglich 1,2% seit Anfang 2020 verlor, beträgt das Minus des Leitindex in Österreich (ATX) satte 30%. Auch der Ibex in Spanien zählt mit einem Verlust von 25,8% seit Jahresbeginn zu den deutlichen Underperformern (Stoxx Europe 50-Index: -11,9%). In einem insgesamt recht ruhigen Handel büßte der Dax in diesem wenig inspirierenden Umfeld rd. 0,7% ein. Gesucht waren vor allem Automobilwerte, die seit Jahresbeginn nach wie vor zu den Underperformern zählen. So stieg die Aktie von BMW um 0,3% (VW: +0,8%; Continental: +0,1%). Mit Abstand stärkster Verlierer im Dax war das neue Indexmitglied Delivery Hero mit einem Minus von 4,7%. Auf europäischer Sektorenebene waren gestern v.a. Werte aus dem Bereich Reise & Freizeit (+2%) gefragt, wohingegen Rohstoffwerte im Schnitt 1,4% verloren. Die US-Börsen tendierten nach der mit Spannung erwarteten Rede des US-Notenbankpräsidenten Jerome Powell, der u.a. ein neues Inflationsziel ankündigte, uneinheitlich. Während der Dow Jones-Index um 0,6% zulegte, verlor der Nasdaq Composite-Index 0,3%. Auf Sektorenebene waren v.a. Finanzwerte gefragt (+1,7%), wohingegen Kommunikationsdienstleistungswerte im Schnitt 1,3% verloren. Die Aktienmärkte in Asien tendierten zum Wochenschluss uneinheitlich. Nach der Meldung eines möglichen gesundheitsbedingten Rücktritts von Ministerpräsident Abe fiel der japanische Nikkei 225-Index um 1,4%. Chinesische AAktien stiegen u.a. wegen guter Makrodaten.