US-Einzelhandelsumsätze: Revisionen retten den Tag - Nord LB Kolumne
Heute sind in den USA aktuelle Daten zu den Einzelhandelsumsätzen veröffentlicht worden. Berichtsmonat war bereits der Juli. Es ergab sich ein Anstieg um immerhin 1,2% M/M. Zudem wurden die bereits erfreulichen Angaben für den Juni noch deutlich nach oben revidiert (auf eine Veränderungsrate von nun 8,4% M/M). In der Summe darf die aktuelle Entwicklung damit zweifellos als gut bezeichnet werden. Die Erholung der US-Wirtschaft nach den sehr schwierigen Monaten April und Mai scheint somit anzuhalten. Auch das Wiederaufflammen der Infektionen mit dem neuen Coronavirus, welches in einigen US-Bundesstaaten sogar neue Gegenmaßnahmen nötig werden lassen hat, führte bisher nicht zu wirklich nachhaltigen Belastungen.
Der Blick auf die Details der Zahlen zeigt, dass die Umsätze der US-Autohäuser am aktuellen Rand etwas um 1,2% M/M nachgegeben haben. Diese Nachricht stellt zwar eine gewisse negative Überraschung dar, nach den ausgeprägten Anstiegen in den beiden Vormonat handelt es sich aber keinesfalls um eine nachhaltig unerfreuliche Entwicklung. Für diese Einschätzung spricht auch der Blick auf die Jahresrate; auf Basis der saisonal nicht bereinigten Zeitreihe notiert diese für den Sub-Index Kraftfahrzeuge und Teile bei weiterhin beachtlichen 7,0%. Exklusive Automobile lag der Zuwachs der Einzelhandelsumsätze im Berichtsmonat Juli bei 1,9% M/M.
Die beiden eng mit dem US-Immobilienmarkt verknüpften Untergruppen Möbel und Baumaterialien konnten am aktuellen Rand keine positiven Impulse für die Zeitreihe der Einzelhandelsumsätze liefern. Während bei ersterem Sub-Index eine Veränderungsrate von 0,0% M/M zu beobachten war, gaben die Absatzzahlen mit Baumaterialien im Juli sogar um 2,9% M/M nach. Aus diesen Informationen sollte man aber noch keine negativen Rückschlüsse bezüglich der aktuellen Lage am US-Immobilienmarkt ziehen. In der kommenden Woche wird nun in jedem Fall mit besonderer Aufmerksamkeit auf die neuen Zahlen zum NAHB-Wohnbauklima zu achten sein.
Erwartungsgemäß sind die Umsätze an den Tankstellen im Berichtsmonat Juli deutlich gestiegen. Der höhere Benzinpreis scheint diesen Sub-Index am aktuellen Rand allerdings regelrecht aufzublähen. Die Veränderungsrate der entsprechenden Zeitreihe lag bei +6,2% M/M. Dies muss keine gute Nachricht für den Konsum in Nordamerika sein, da die US-Verbraucher durch die gestiegenen Kosten für Kraftstoff doch in gewissem Umfang an finanziellem Spielraum verlieren.
Die für die BIP-Erhebung in den USA zentralen Zahlen zur Entwicklung der Kontrollgruppe der Einzelhandelsumsätze zeigen im Juli einen Zuwachs von immerhin 1,4% M/M. Der Start in das III. Quartal ist dem US-Konsumenten also offenbar doch recht gut geglückt. Die Jahresrate dieser Zeitreihe (nicht-saisonbereinigt) notiert bei sehr beachtlichen +9,2%.
Fazit: Die Zahlen zur Entwicklung der US-Einzelhandelsumsätze im Juli haben uns eher positiv überrascht. Dies gilt insbesondere unter Berücksichtigung der Revisionen an den Juni-Daten. Der US-Konsument bleibt somit – trotz der neuen Probleme mit dem Coronavirus im Juli – eine verlässliche tragende Säule für die Erholung der Ökonomie der Vereinigten Staaten.