China: Stimmungsumfragen steigen weiter: Wachstum ist wieder möglich - Nord LB Kolumne
In den letzten Stunden wurden wichtige Stimmungsumfragen aus China für den Monat Juni vorgelegt. Für die internationalen Finanzmärkte sind die Einschätzungen der chinesischen Unternehmen zur Lage im Reich der Mitte von besonderem Interesse – können daraus doch Hinweise abgeleitet werden, wie lange die wirtschaftliche Krise im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus anhalten kann. China gilt diesbezüglich schließlich als „Vorreiter“ der Entwicklungen auch in Europa und Nordamerika, so dass ein Blick ins Reich der Mitte durchaus zusätzliche Hinweise liefern kann.
Die Erkenntnisse sind folgende: Erstens ist eine signifikante Erholung im Gange, denn die Umfragewerte legten alle noch einmal ein wenig zu und notieren sogar seit nun bereits wieder zwei Monaten über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Zweitens scheint der tertiäre Sektor stärker als der sekundäre Sektor an Fahrt aufnehmen zu können, wobei letzterer im Winter auch etwas weniger deutlich in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Konkret liegt der CFLP Einkaufsmanagerindex der China Federation of Logistics and Purchasing für den verarbeitenden Sektor bei 50,9 Punkten, das CFLP Pendant für den Dienstleistungssektor bei 54,4 Punkten. Die Einbrüche im Februar auf 35,7 bzw. auf 29,6 Punkte sind damit Vergangenheit. Ähnlich sieht es beim Caixin Index aus, der verstärkt kleinere Unternehmen als Teilnehmer umfasst: Dieser zog etwas deutlicher auf 51,2 Punkte an und notiert auf dem Höchststand dieses Jahres. Immerhin! Insgesamt halten sich die Veränderungen zu den Mai-Werten in engen Grenzen, womit auch gerechnet worden ist.
Das Land scheint damit auf dem Pfad einer signifikanten Erholung eingeschwenkt zu sein. Das kann nur gelingen, wenn neue Hotspots des Coronavirus – wie im Juni in Peking geschehen – schnell eingedämmt werden. Das ist gelungen, was die Binnenwirtschaft stabilisiert. Ein Hemmnis für die chinesische Volkswirtschaft bildet allerdings weiterhin die eingebrochene Nachfrage nach chinesischen Gütern aus anderen Ländern, welche zeitverzögert vom Virus betroffen sind. Es wird abzuwarten sein, inwieweit es gelingt, einen neuen globalen Exportschwung zu generieren – und da ist China wiederum abhängig von den Erfolgen beim Pandemiekampf in den anderen Ländern.
Die Tendenz in den Umfragen sollte durchaus etwas Zuversicht auch für die zu erwartenden Entwicklungen in Europa und Nordamerika geben. Immerhin kann nach der Krise eine Verbesserung folgen. Andererseits zeigen die heutigen Daten aber auch „nur“, dass in China Ende des Monats März ein Boden gefunden wurde – die heutigen PMI-Werte von knapp über 50 Punkten signalisieren einzig, dass die Befragten eine gewisse Verbesserung gegenüber den beängstigend niedrigen Werten von Februar konstatieren! China scheint nunmehr vier Monate nach dem Hochpunkt der dortigen Katastrophe langsam, aber vergleichsweise sicher, aus der Krise zu kommen!
Fazit: Die chinesischen Stimmungsumfragen konnten nach dem Einbruch im Februar wieder ihre Niveaus von vor der Corona-Krise erreichen. Der CFLP PMI und der Caixin PMI zogen allesamt nochmals leicht an und notieren mittlerweile den zweiten Monat in Folge wieder im Expansionsbereich von über 50 Punkten. Der Dienstleistungssektor scheint zwar etwas mehr Wachstumsdynamik als der Produktionsbereich aufzuweisen, war aber auch stärker eingebrochen. Die Zahlen machen einerseits Hoffnung, dass die Coronakrise überwunden werden kann. Andererseits ist der zu beobachtende Schwung noch moderat, so dass man wohl kaum bereits von einem richtig starken Aufholen sprechen kann. China wird auch abhängig sein von der Nachfragesituation im eigenen Land aber auch in anderen Ländern, die noch mit der Pandemie zu kämpfen haben. Vier Monate nach dem Hochpunkt der Katastrophe kommt China aber immerhin vergleichsweise sicher aus der Krise!