Allianz & Co.: Wenn nichts einheitlich ist, Ausschüttungswirren und Solvabilitätssorgen - Commerzbank Kolumne
Die Chance einer weiteren Profilierung hat die Europäische Versicherungsaufsicht EIOPA aus unserer Sicht leider nicht genutzt. Offenbar ohne weitere Abstimmung mit nationalen Aufsichtsbehörden empfahl sie europäischen Versicherern, auf Dividenden zu verzichten. Aus Anlegersicht hatte die bisher verlässliche Ausschüttung einen hohen Stellenwert. Jetzt ist aber in dieser Hinsicht das europäische Chaos perfekt. Die deutsche Aufsicht (BaFin) hält nichts von einer pauschalen Regelung und bevorzugt eine fallweise Betrachtung. Dagegen sind Behörden in den meisten „Euroländern“ der EIOPA-Empfehlung gefolgt, Versicherer haben geplante Ausschüttungen verschoben. Auch außerhalb der europäischen Union ist das Bild uneinheitlich. In Großbritannien geht man EIOPA-konform vor, die Schweiz folgt nicht. Wie gerechtfertigt und sinnvoll die jeweiligen Entscheidungen sind, ist wohl nur im Nachgang zu bewerten. Fest steht, dass die Verwerfungen an den Kapitalmärkten deutlich negative Effekte auf die Eigenkapitalposition (Solvabilität) von Versicherern haben. Dazu kommt, dass die Gewinnbasis mindestens im laufenden Jahr durch höhere Schäden (wie Entschädigung bei Veranstaltungsausfall) gedrückt wird. Ein wesentlicher Einflussfaktor für die Solvabilität ist - neben Zinsniveau und Verlauf der Aktienmärkte - die Entwicklung der „Credit-Spreads“, also die Veränderung von Renditen bei Staats- und Unternehmensanleihen. Hier ist wegen der Ratingentwicklung maßgebend, wie stark ein Versicherer mit welchen Laufzeiten in welchen Segmenten (z.B. Öl-Gas-Engagements, italienische Staatsanleihen) engagiert ist. Über Sensitivitätsanalysen werden Anleger über verschiedene negative (und auch positive) Szenarien informiert. Immerhin - und das sollte Investoren beruhigen - scheinen bei den großen deutschen Versicherern der Puffer und die Finanzkraft auch aus Sicht des Regulators ausreichend, so dass Dividenden gezahlt werden sollen.
Anleihen
China: BIP-Wachstum (1. Quartal), 04:00 Uhr
China: Industrieproduktion (März), 04:00 Uhr
USA: Frühindikator (März), 16:00 Uhr
Die Risikoaversion an den Märkten hat sich auf erhöhtem Niveau stabilisiert. Es greift die Sorge um sich, ob die Hilfspakete der Regierungen und Notenbanken ausreichen. Gestern kam die Nachricht, dass das erste vor wenigen Wochen beschlossene US-Kreditprogramm für Kleinunternehmen bereits ausgeschöpft sei. So wird bereits über ein zweites Hilfspaket in den USA, aber auch in Japan und Europa diskutiert. Der starke Renditerückgang am Mittwoch setzte sich gestern langsamer fort. Die Spreads im Euroraum ggü. Bundesanleihen gingen erfreulicherweise wieder zurück. Der Spread 10-jähriger italienischer Staatsanleihen ggü. Bundesanleihen schmolz bis zu 10 Bp. Der Euro schwächte auf unter 1,085 US-Dollar ab. In den USA wurden gestern erneut sehr schwache Konjunkturdaten gemeldet. So blieb die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenversicherung mit 5,25 Mio. weiterhin sehr hoch, ging jedoch von 6,62 Mio. in der Vorwoche zurück. In den letzten vier Wochen meldeten sich insgesamt 21 Mio. Beschäftigte arbeitslos. Man rechnet, dass die Arbeitslosenquote in den USA mittlerweile zwischen 15% und 20% liegen dürfte. Im März gingen die Hausbaubeginne um 22,3% M/M auf 1,216 Mio. (annualisiert) zurück. Der März war in den USA mit Ausgangsbeschränkungen nur zur Hälfte betroffen. In China schrumpfte das reale BIP im ersten Quartal um 9,8% Q/Q bzw. 6,8% J/J, der schlechteste Wert seit Aufzeichnung der Daten. Die Konjunkturerholung ist aber im Gange. Die Industrieproduktion ging im März um 1,1% J/J zurück (nach minus 13,5% J/J im Januar/Februar). Der Einzelhandel hat sich im März etwas erholt, er hinkt der Entwicklung in der Produktion aber hinterher. Momentan bremst auch die Auslandsnachfrage wegen des weltweiten Lockdowns.
Aktien
Honeywell, Schlumberger, Ergebnis Q1
Schneider Electric, Umsatz Q1
Volkswagen, Konzernabsatz Q1
Nach den starken Kursrückgängen am Mittwoch stabilisierten sich die Märkte an den meisten europäischen Börsen wieder ein wenig. Die relevanten Leitindizes kletterten in der Spitze um 1,3% (Schweiz). Für etwas Rückenwind sorgten zunächst die von der deutschen Regierung verkündeten Corona-Beschlüsse, auch wenn es diesbezüglich von verschiedenen Seiten Kritik gab. Für die Anleger ist es wichtig zu sehen, dass die Wirtschaft Schritt für Schritt wieder in Richtung eines Normalmodus schreitet und gleichzeitig die Zahl der Neuansteckungen mit Covid-19 unter Kontrolle gehalten wird. Derweil verschlimmert sich die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt weiter. Es gab gestern 5,25 Mio. Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Damit summiert sich die Zahl der Erstanträge innerhalb von vier Wochen auf 22 Millionen. Der Grat, auf dem die Aktienmärkte nach der kräftigen Rally mittlerweile wandeln (Dax: +25% seit dem 16. März 2020), dürfte recht schmal sein. Die ungewöhnlich hohe Unsicherheit sollte die Börsianer in Anbetracht dieser Ausnahmesituation noch länger begleiten. Daran werden auch die wahrscheinlich oftmals wagen Firmenausblicke der laufenden Berichtssaison nicht viel ändern. „Seltsam, im Nebel zu wandern!“ (Hermann Hesse). In diesem Umfeld gewann der Dax gestern 0,2%. In Europa waren v.a. IT-Werte gesucht (+2,8%). Öl- & Gaswerte verloren im Schnitt 2,2%. Die Börsen in den USA tendierten freundlicher, wobei Pharmaaktien (+2,2%) am stärksten gesucht waren (Energie: -4%). Die Börsen in Asien tendierten zum Wochenschluss fester. Der Nikkei 225-Index gewann 3,2%. Die Empfehlungen von US-Präsident Trump zur schrittweisen Rücknahme der Beschränkungen des öffentlichen Lebens sorgten ebenso für Rückenwind wie Anzeichen für eine Konjunkturerholung in China im März.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Allianz.