ifo-Geschäftsklima: Die deutsche Wirtschaft ist skeptisch - Nord LB Kolumne

Das Münchner ifo-Institut veröffentlichte soeben die Ergebnisse der aktuellen Geschäftsklima-Umfrage. Danach hat der wichtigste deutsche Konjunkturindikator im Januar überraschend nachgegeben. Dies lag vor allem am deutlichen Rückgang der ifo-Geschäftserwartungen, die von 93,9 auf 92,9 Indexzähler sanken und damit den Analysten-Konsens deutlich verfehlten. Die Beurteilung der Geschäftslage blieb im Rahmen der Prognose und konnte sich leicht verbessern.
Somit setzt sich die im Dezember begonnene Stimmungsaufhellung der deutschen Wirtschaft nicht fort. Die vergangene Woche veröffentlichte Umfrage des Mannheimer ZEW unter den Finanzexperten und die von Markit erhobenen Einkaufsmanagerindizes (PMI) hätten eine stärkere Zunahme erwarten lassen. Allerdings versprühte der PMI Manufacturing noch immer nicht überbordenden Optimismus – trotz dessen, dass der PMI Indexstand zulegte, verblieb er bei der Industrie unter der kritischen Marke von 50, weswegen für das ifo-Geschäftsklima auch durchaus Vorsicht angebracht war.
Die Kehrtwende bei den Stimmungsindikatoren im Dezember wurde durch zwei geopolitische Ereignisse ausgelöst. So herrscht nun deutlich höhere Sicherheit in Bezug auf den Brexit – und vielleicht noch maßgeblicher – die USA und China haben sich über einen ersten Deal zum Thema Handelskrieg verständigt.
Die deutsche Wirtschaft bleibt nun aber anscheinend doch skeptisch. Vielleicht auch zurecht, denn die Industrie verharrt weiter in der Rezession. Die Auftragslage ist alles andere als überzeugend. Zudem bleiben viele geopolitische Risiken: Der Handelskrieg kann wieder zum Thema werden, wenn nicht China, dann möchte Donald Trump vielleicht nun die EU ins Visier nehmen. Zudem ist weiter nicht klar, wann und auf welches Handelsmodell sich die Briten mit Brüssel einigen werden. Die zwar nur sehr kurzfristige Auseinandersetzung des Iran mit den USA zeigt zudem, dass auch andere Risikoherde weiter präsent sind.
Aktuell ist auch ein weiteres Risiko aufgetaucht: Der Coronavirus. Derzeit werden deutliche Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft erwartet. Der Ausbruch kommt gerade zum Neujahrsfest, das für den Binnenkonsum von großer Bedeutung ist. Damit sind selbst, wenn die Volksrepublik den Ausbruch in den Griff bekommt, Folgen vorprogrammiert. China hat übrigens die Feiertage sogar ausgedehnt, um den Ausbruch zu bekämpfen. Was eine Pandemie bedeuten könnte mag man sich aktuell nicht ausmalen. Die Märkte sind jedenfalls derzeit schon einmal in deutlicher Moll-Stimmung.
Fazit: Der wichtigste deutsche Konjunkturindikator – der ifo-Geschäftsklimaindex – mahnt zur Vorsicht. Die Geschäftslage der Unternehmen hat sich zwar leicht von 98,8 auf 99,1 verbessert, die Geschäftserwartungen haben sich jedoch überraschend deutlich von 93,9 auf 92,9 verschlechtert. Damit kann man wohl festhalten, dass die deutsche Wirtschaft hinsichtlich der Zukunftsaussichten skeptisch bleibt. Die positiven Nachrichten vom Dezember hinsichtlich des Brexit und des Handelsstreits bedeuten eben noch nicht, dass sich eine verbesserte Auftragslage einstellt. Zudem bleiben die Risiken ja weiter präsent. Am aktuellen Rand ist auch ein neuer Risikoherd in Form des Coronavirus aufgetaucht. Auch wenn es möglicherweise in der Umfrage noch nicht so die Rolle gespielt haben mag, wären die Folgen einer möglichen Pandemie erheblich. Eine gewisse Vorsicht ist entsprechend sogar angebracht.