Aktienmarkt: Anleger blicken auf Handelsstreit zwischen den USA und China - Börse München Kolumne
Rückblick: Widererstarkte Konjunktursorgen: An den deutschen Aktienbörsen ist es in der vergangenen Woche unter dem Strich erneut abwärts gegangen. Schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus der Eurozone und vor allem aus den bislang wirtschaftlich stabilen USA verdarben den Anlegern die Kauflaune. Die Auswirkungen des Handelskonflikts zwischen den USA und China scheinen nun auch in der Realwirtschaft anzukommen, kommentierten Beobachter. Die Befürchtungen einer wirtschaftlichen Abschwächung oder gar Rezession nahmen zu. Zu Ende der Handelswoche hellten zwar als stabil eingeordnete US-Arbeitsmarktdaten die Stimmung an den Märkten wieder auf, die Gewinne reichten aber nicht aus, um die Wochenbilanz ins Positive zu wenden.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor im Wochenvergleich 3,0 Prozent auf 12.012,81 Punkte, konnte am Freitag aber immerhin die zuvor unterschrittene Marke von 12.000 Zählern zurückerobern. Stärker als der Gesamtindex sanken die Titel von Indexwert Volkswagen. Der Autobauer litt unter den Konjunktursorgen ebenso wie unter schwachen Absatzzahlen in den USA. Der MDax gab im Wochenvergleich 1,2 Prozent ab auf 25.533,50 Zähler. Der Tec-Dax büßte 1,9 Prozent auf 2.770,00 Punkte ein. Der HAFIX-Deutschland reduzierte sich um 1,7 Prozent auf 3.515,31 Zähler, der HAFIX-Europa rutschte um 2,6 Prozent auf 2.876,75 Punkte ab.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche in begrenztem Maße geschwankt, sich letztlich aber nur wenig verändert. Die Auswirkungen von Konjunkturdaten wie auch die zeitweilige Schwäche an den Aktienmärkten hielten sich in Grenzen. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe sank im Wochenvergleich von -0,57 auf -0,59 Prozent. Die Umlaufrendite reduzierte sich leicht von -0,58 auf -0,59 Prozent.
In den USA begann die Kurserholung an den Aktienbörsen bereits am hierzulande handelsfreien Donnerstag, die Wochenbilanz fiel damit besser aus. Der Dow-Jones-Index gab im Wochenvergleich um 0,9 Prozent auf 26.573,72 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500-Index ging um 0,3 Prozent auf 2.952,01 Zähler zurück. Der technologielastige Nasdaq-100-Index dagegen legte um 0,9 Prozent auf 7.754,10 Punkte zu.
Ausblick: In der aktuellen Woche dürften die Anleger an den deutschen Aktienmärkten wieder verstärkt auf Entwicklungen im Handelsstreit zwischen den USA und China blicken. Nachdem es hier zuletzt Signale der Entspannung auf beiden Seiten gegeben hatte, richten sich die Erwartungen nun auf die anstehenden Gespräche. Viele Beobachter rechnen dabei zwar nicht mit einer umfassenden Lösung, aber mit einer weiteren Annährung und Deeskalation des Konflikts. Gleichzeitig dürfte der Handel zwischen den USA und der EU in den Fokus rücken, nachdem hier von US-Seite Strafzölle auf EU-Waren wegen unzulässiger Subventionen für Airbus angekündigt worden waren.
Hinsichtlich der Konjunkturdaten dürften die Marktteilnehmer hauptsächlich auf die aus den USA anstehenden Veröffentlichungen wie das Verbrauchervertrauen und die Verbraucherkredite achten. Dabei dürfte es einerseits darum gehen, ob die Zahlen die jüngsten Befürchtungen einer schwächelnden US-Wirtschaft untermauern oder diese dämpfen. Andererseits dürften die Daten auch dahingehend analysiert werden, welchen Einfluss sie auf die weitere Geldpolitik der US-Notenbank Fed haben könnten. Hier steht die Frage im Raum, ob es noch zu einer dritten Zinssenkung in diesem Jahr kommen wird. Hinweise darauf erhoffen sich die Anleger auch von dem Protokoll der jüngsten Ratssitzung der Fed, das am Mittwoch vorgelegt wird. Aus Deutschland werden unter anderem die Werksaufträge und die Industrieproduktion bekannt gegeben.
Einfluss könnten zudem wieder politische Themen wie das von den US-Demokraten angestrebte Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump haben. Dabei rechnet zwar kaum ein Beobachter damit, dass dieses erfolgreich sein wird, für Unsicherheit an den Märkten könnte das Verfahren aber dennoch sorgen. Auch der Brexit bleibt ein Faktor, der die Märkte weiter beschäftigen wird.
Hinsichtlich der Einzelwerte könnte zu Beginn der Handelswoche Bayer im Fokus stehen. Berichten zufolge wird im Fall der Glyphosat-Verfahren in den USA eine außergerichtliche Einigung zwischen dem Konzern und den Klägern wahrscheinlicher.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Dienstag, 08.10.: Industrieproduktion in Deutschland; Erzeugerpreise in den USA;
Mittwoch, 09.10.: Protokoll der vergangenen Sitzung der US-Notenbank; US-Hypothekenanträge
Donnerstag, 10.10.: Handelsbilanz für Deutschland; Verbraucherpreise in den USA
Freitag, 11.10.: Verbraucherpreise in Deutschland; US-Verbrauchervertrauen der Universität Michigan; Import- und Exportpreise in den USA
Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG