USA: Arbeitsmarkt etwas weniger dynamisch – Löhne ziehen aber stärker an - Nord LB Kolumne
Soeben sind in den USA aktuelle Daten zur Lage am Arbeitsmarkt gemeldet worden. Demnach sind im Berichtsmonat August 130.000 neue Jobs entstanden. In den beiden Vormonaten wurden zusammen 20.000 Stellen weniger geschaffen als ursprünglich gemeldet. 25.000 Stellen sind im Rahmen der Volkszählung entstanden. Dieser wichtige makroökonomische Indikator ist damit leicht unter den Erwartungen ausgefallen. Verglichen mit den Vorjahren nimmt die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt zwar tatsächlich etwas ab, letztlich gehen diese Werte aber mit einer als ordentlich zu bezeichnenden Entwicklung einher. Eine derzeit zu beobachtende mangelnde Verfügbarkeit von geeigneten Arbeitnehmern dürfte den Jobaufbau sogar etwas bremsen.
Die Arbeitslosenquote ist im vergangenen Monat bei 3,7% geblieben. Es darf hierbei aber angemerkt werden, dass sowohl ein Anstieg der Labor Force – also der Erwerbstätigen (Beschäftigten plus Arbeitslose) – als auch der Beschäftigten in der Haushaltsumfrage zu verzeichnen war. Entsprechend ging die Arbeitslosenquote bei Betrachtung von drei Nachkommastellen tatsächlich von 3,712% auf 3,687% zurück! Die Arbeitslosenquote notiert somit weiterhin auf dem niedrigsten Niveau seit Ende der 60er-Jahre!
Auch die Lohnentwicklung stand im Fokus. Im August sind die durchschnittlichen Stundenlöhne um deutliche 0,4% M/M angezogen. Die Jahresrate liegt bei 3,2%. Die Wochenstunden zogen auf 34,4 an. Der Beschäftigungsaufbau, der Lohnanstieg und der Wochenstundenzuwachs tragen zusammen zu einem erhöhten verfügbaren Einkommen bei, was dem privaten Konsum zu Gute kommt.
Der Job-Report lässt zwar einige Bremsspuren beim Beschäftigungszuwachs erkennen, allerdings ist dies bei der leergefegten Lage auf dem Arbeitsmarkt und dem Fachkräftemangel eine fast schon logische Folge. Der Handelskonflikt und die weltweiten Konjunktursorgen dürften in einigen Unternehmen schon zu einem gewissen Abwarten führen – weit verbreitet scheint diese vorsichtige Vorgehensweise aber nicht verbreitet zu sein. Der Lohnzuwachs folgt ebenfalls langsam aber sicher der seit Jahren starken Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt – mit möglichen Folgen für die Inflation.
Im Grunde könnte die Fed bei Betrachtung der meisten Konjunkturdaten in den USA abwarten. Allerdings ist die „Unfallgefahr“ tatsächlich auch für die USA etwas gestiegen, da viele andere Länder weltweit zum Teil deutliche konjunkturelle Abschwächungstendenzen aufweisen. Aus diesem Grund wird die Federal Reserve auf der nächsten FOMC-Sitzung am 18.09. nochmals agieren. Ob sie diesen Zinssenkungstrend fortführt, wird von weiteren Konjunkturdaten (data-dependent), dem Verlauf im Handelskonflikt und den Brexit-Entwicklungen abhängen. Der Fed ist in diesem Zusammenhang aber auch bewusst, dass zu rasante Zinssenkungen die Gefahr einer Vermögenpreisblase erhöhten und damit den Nährboden für eine Rezession in 2020/21 legen könnten.
Fazit: Der Beschäftigungszuwachs fiel mit 130.000 Personen und den Revisionen der beiden Vormonate nach unten etwas schwächer als erwartet aus, eine konstante Arbeitslosenquote bei 3,7%, ein deutlicherer Lohnzuwachs und der Wochenstundenanstieg verbessern den Eindruck von der Lage auf dem Arbeitsmarkt aber wieder. Der Jobmotor in den USA läuft, wenngleich etwas weniger dynamisch als noch in den Vorjahren. Der Konsum erhält damit weiterhin Rückenwind. Der Arbeitsmarktbericht bestätigt die hohe Widerstandskraft der US-Wirtschaft gegen globale Abschwächungstrends. Die Notenbanker werden am 18. September aufgrund der zugenommenen weltweiten Konjunktursorgen eine weitere Zinssenkung durchführen. Ob weitere Zinssenkungen folgen, wird von den Konjunkturdaten (data-dependent), dem Verlauf im Handelskonflikt und den Brexit-Entwicklungen abhängen.