Auftragseingänge der deutschen Industrie steigen im Juni - Commerzbank Kolumne
Die Auftragseingänge der deutschen Industrie haben sich im Juni deutlich besser als erwartet entwickelt: Sie stiegen insgesamt um 2,5% gegenüber dem Vormonat. Unter Herausrechnung der Großaufträge lagen die Auftragseingänge jedoch um 0,4% niedriger als im Mai. Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich ein Minus von 3,6% nach einem Rückgang von 8,4% im Mai. Der Auftragszuwachs wurde im Juni durch das Ausland (Nicht-Euroraum) – u.a. unterstützt durch umfangreiche Großaufträge – angekurbelt (+8,6% M/M).
Leider glauben wir hier noch keine positive Wende zu erkennen, denn die jüngsten Stimmungsindikatoren haben sich noch einmal verschlechtert.
Anleihen
Deutschland: Industrieproduktion (Juni), 8:00 Uhr
Die Risikoaversion – gemessen an der erwarteten Volatilität – ging gestern etwas zurück. Zwar erreichte der Bundfuture kurzfristig ein neues Allzeithoch bei 176,74 – dementsprechend sank die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf fast minus 0,55% – insgesamt entspannte sich die nervöse Lage jedoch etwas. Mit zur Beruhigung trug der schwächere Kurs des Yuan bei, er notierte aber immer noch mit 7,02 Yuan je US-Dollar über der wichtigen „7er-Schwelle“. Die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe gehören zu den wichtigsten Frühindikatoren für die Konjunkturentwicklung Deutschlands. Die gestern früh vermeldeten Auftragseingänge der deutschen Industrie überraschten nur auf den ersten Blick positiv. Mit den nun vorliegenden Junidaten zeigt sich, dass die Auftragseingänge insgesamt im zweiten Quartal um ein Prozent zurückgingen. Das ist weniger als der Rückgang im ersten Quartal mit 4,2 Prozent, sodass das Bundeswirtschaftsministerium von einer merklichen Verlangsamung der Abwärtstendenz spricht. Wir sehen eine Trendwende aber noch nicht gekommen. Zum einen sprechen die zuletzt vermeldeten schlechten Stimmungsindikatoren dagegen, zum anderen sorgt der wieder aufgeflammte Handelsstreit zwischen den USA und China für berechtigte Zweifel an einer Erholung (siehe auch „Im Blickpunkt“). Die heute früh bekanntgegebenen Daten zur deutschen Industrieproduktion bestätigen das negative Gesamtbild: Sie weisen für Juni ein Minus von 1,5% gegenüber dem Vormonat aus (-5,2% J/J). Die deutsche Wirtschaft dürfte somit im zweiten Quartal kaum gewachsen sein. Die BIP-Zahlen werden am 14. August veröffentlicht. Das Edelmetall Gold bleibt als „Fluchtwährung“ gefragt und stieg mit über 1.470 US-Dollar je Feinunze auf den höchsten Kurs seit April 2013. Die abwertende US-Währung bremste jedoch etwas den Preisanstieg von Gold in Euro gerechnet.
Aktien
Quartalszahlen 2. Quartal
Deutschland: Brenntag, Commerzbank, Continental, Dürr, E.On, Fraport, Münchener Rück, Porsche SE, ProSiebenSat1, Wirecard
Europa: Ahold Delhaize, Glencore, Unicredit
USA: CVS Health
Nach dem großen Rutsch fühlten sich Anleger offenbar noch nicht wohl, bei Aktien wieder zuzugreifen. Der Fortgang im Handelsstreit liegt weiter völlig im Dunkeln, auch wenn der Yuan sich leicht stabilisiert hat. Der DAX bewegte sich die größte Zeit in positivem Territorium, schwächelte am Ende aber doch und verlor bis Handelsschluss 0,8% mit der zu diesem Zeitpunkt schwächelnden Wall Street. Immerhin gelang die Differenzierung nach Fundamentalmeldungen: Gute Zahlen wie von der Deutschen Post (+2,3%) oder Beiersdorf (+3,2%) wurden gewürdigt, oder die Hoffnung auf dynamische Zahlen wie bei Wirecard (+3,5%) heute. Umgekehrt gab es mit der am Vortag noch gefeierten Linde (-3,2%), Deutsche Bank (-2,4%) oder SAP (-2.1%) auch deutliche Verlierer. Im MDAX profitierte Gea (+6,1%) vom Zwischenbericht, Metro (-8,1%) kam wegen der Auseinandersetzung mit dem Großaktionär unter die Räder. In den USA weitete sich die anfangs vorsichtige Stabilisierung zu einer Befestigung aus. Unter Führung der Technologietitel legte der Dow Jones 1,2% zu, die Nasdaq stieg um 1,4%. Beste Branchen waren die am Montag so gebeutelten IT (+1,6%), Finanzen (+1,5%) und Industrie (+1,5%). Größter Gewinner war Nike (+3%), aber auch Disney, United Technologies, Cisco, Goldman und Visa legten jeweils über 2% zu. In Asien bewegen sich die Märkte wenig und schließen uneinheitlich. Für Verunsicherung könnte der leicht abgeschwächte Yuan sorgen, wozu heute in Deutschland viele Zwischenberichte treten.