Übernahmekarussell dreht sich im Pharmasektor mit Höchstgeschwindigkeit - Commerzbank Kolumne
Nahezu im Wochenrhythmus werden derzeit Übernahmen von Biotechfirmen, die auf Onkologie spezialisiert sind, durch die Pharmakonzerne verkündet. Der Bereich der Krebsmittel ist seit längerem das größte Teilsegment im Pharmasektor. Zu Beginn des Jahrzehnts machte dieses Gebiet weniger als 10% des Pharma-Gesamtmarktes aus, mittlerweile beträgt der Anteil über 14%, bis Mitte des nächsten Jahrzehnts wird er auf rund 20% des gesamten Pharma-Marktes zulegen. Dieser Pharma-Teilbereich dürfte demnach dann mehr als 230 Mrd. USD Umsatz generieren. Die Hauptursache für dieses Wachstum sind ohne Zweifel wissenschaftliche Fortschritte, die neue Optionen für die Medikamenten-Entwicklung eröffnet haben. Die Immuntherapie ist dafür ein Beispiel von vielen. Innerhalb von nur einem halben Jahrzehnt hat sie sich zu einem Schwerpunkt der klinischen Forschung entwickelt, auch wenn die neue Therapieform bisher längst nicht alle Hoffnungen erfüllen konnte. Rund 42% der gesamten Forschungs- und Entwicklungspipeline der Branche entfällt inzwischen auf Krebsmittel. Insgesamt hat sich die Zahl der neu eingeführten Krebs-Medikamente im Laufe des Jahrzehnts mehr als verdreifacht.
Der Bereich gilt auf absehbare Zeit als der wichtigste Wachstumstreiber für die globale Pharmaindustrie. Doch nicht nur die enormen Investitionen in die Produktentwicklung, sondern auch die zahlreichen Übernahme-Aktivitäten sprechen dafür, dass die Pharmaindustrie hier weiterhin noch großes Potenzial erwartet. Zahlreiche Forschungsallianzen unterstreichen diese These ebenfalls. Strategisch ist die Übernahmewelle also nachvollziehbar, allerdings erreichen die zu zahlenden Bewertungs-Multiples unterdessen ein sehr hohes Niveau. Aus ökonomischer Sicht werden wohl nicht alle dieser Akquisitionen erfolgreich sein. Grundsätzlich sehen wir in dem Segment Onkologie Konzerne wie Roche, Novartis, J&J, Pfizer, Merck KGaA in einer guten Ausgangsposition.
Anleihen
China: PMI Dienstleistungen Caixin (Juni), 03:45 Uhr
USA: ADP Beschäftigungsänderung (Juni), 14:15 Uhr
USA: Auftragseingang (Mai), 16:00 Uhr
USA: ISM-Index nichtverab. Gewerbe (Juni), 16:00 Uhr
Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen ging bereits am Dienstag auf -0,37%, ein neues Rekordtief. Der Abwärtstrend der Rendite 10-jähriger Bundesanleihen bleibt damit intakt. Seit Oktober 2018 ist sie um 95 Bp. gesunken. Treiber dafür war vor allem die globale Notenbankpolitik. Bei dem Notenbanktreffen in Sintra im Juni erklärte EZB-Chef Mario Draghi, dass ohne eine konjunkturelle Besserung zusätzliche geldpolitische Instrumente erforderlich seien. Dabei könne die EZB ihre Forward Guidance zu den Leitzinsen anpassen, den Einlagenzins senken und über einen Staffelzins für die Banken nachdenken, um die negativen Nebenwirkungen einzudämmen. Auch für die Wiederaufnahme von Anleihekäufen verfüge die Notenbank über einen beträchtlichen Spielraum. Gestern wurde jedoch aus EZB-Kreisen bekannt, dass EZB-Notenbanker keine Eile mit einer Zinssenkung im Juli hätten. Derzeit tendiere man offenbar zum Septembertermin, wenn die EZB die neuen Konjunkturprognosen zur Verfügung hat, die ihre Entscheidung untermauern könnten. Die Rentenmärkte reagierten kaum auf die Aussagen. Auch die Nominierung der derzeitigen Direktorin des IWF, Christine Largarde, zur neuen EZB-Chefin hatte keine Auswirkungen auf die Märkte. Die Aussicht auf eine expansivere Geldpolitik führte zu einem weiteren Rückgang der Risikoaufschläge von Euro-Staatsanleihen ggü. Bundesanleihen. Besonders kräftig gingen in Italien die Renditen zurück. So sank die Rendite 2-jähriger italienischer Staatsanleihen gestern erstmals nach den Parlamentswahlen im Mai 2018 unter die 0%-Marke. Die Rendite 10-jähriger italienischer Staatsanleihen sank gestern auf 1,84% den niedrigsten Stand seit Mai 2018.
Aktien
BMW, Kapitalmarkttage (Tag 1)
Trotz des Burgfriedens im Handelsstreit zwischen den USA und China bleibt das Thema Strafzölle an den Aktienbörsen weiterhin präsent. Nachdem die versöhnlichen Gesten zwischen den beiden wichtigsten Handelsnationen für einen starken Wochenauftakt gesorgt hatten, kommt nun der US-Zollkonflikt mit der Europäischen Union auf die Tagesordnung. Bereits am Montagabend hatte die US-Regierung eine Liste mit EU-Waren vorgestellt, auf welche Vergeltungszölle für verbotene Flugzeugsubventionen verhängt werden könnten. Damit wurde die Euphorie an den europäischen Aktienmärkten wieder komplett eingedämmt. Fast während des gesamten Handelsverlaufs traten die wichtigsten Indizes auf der Stelle. Im Dax 30 sorgten zumindest die Aktien von Hen-kel (+3,8%) für ein positives Highlight. Der Konsumgüterkonzern hatte Investoren und Analysten zu einem Kapitalmarkttag seiner Klebstoffsparte eingeladen. Etwas besser als der träge Dax hielt sich der Leitindex des Euroraums, der EURO-STOXX 50. Hier führten defensive Titel wie Enel (2,2%) und AB InBev (+2,1%) die Performanceliste an. Während Grund-stoffe (-2,3%) ihre Vortagsgewinne wieder komplett einbüßten, konnten sich insbesondere Versorger (+1,8%) deutlich erholen, womit Gewinner und Verlierer vom Wochenstart die Rollen tauschten. Auch an der Wall Street bremsten die neuen Zolldrohungen die Euphorie. Insbesondere Energietitel wie Chevron (-1,5%) und Exxon (-1,1%) litten an rückläufigen Ölpreisen. Im Fokus stand der Telekommunikationssektor, nachdem ein Journalist die Hoffnungen auf Fortschritte in der angepeilten Fusion von Sprint und T-Mobile US geschürt hatte. Während somit vor allem Kommunikationsdienstleistungen (+1,1%) positiv tendierten, bremste der Energiesektor (-1,7%) die Indizes. Die asiatischen Märkte entwickeln sich heute Morgen in der Breite schwächer. Die europäischen Börsen werden gut behauptet erwartet.