ifo-Geschäftsklima: Iran und Handelskrieg schlagen auf den Magen - Nord LB Kolumne
Das vom Münchner ifo-Institut erhobene Geschäftsklima hat sich im Berichtsmonat Juni erneut – diesmal um 0,5 Punkte – verschlechtert. Dabei war es insbesondere die Erwartungskomponente, die um einen Zähler nachgab und so für das wenig erbauliche Ergebnis sorgte, während sich die Beurteilung der aktuellen Lage sogar unerwartet marginal verbesserte.
Bereits vorab deutete sich bei den Sentix und ZEW Befragungen eine zunehmend eingetrübte Stimmung für die deutsche Wirtschaft an. Der Sentix ist so niedrig wie zuletzt im März 2010 und indiziert mit dem negativen Vorzeichen die Möglichkeit einer Rezession. Bei beiden Indikatoren waren es vor allem die Erwartungskomponenten, die stark fielen – im Falle des ZEW drastisch und unerwartet von -2,1 auf -21,1.
Im Juni schlug neben den Dauerdrohkulissen Brexit und Handelskrieg mit der Eskalation des Konflikts mit dem Iran ein weiterer Stimmungskiller auf den Magen. Entsprechend überrascht es auch nicht, dass beim ifo-Geschäftsklima ebenfalls die Erwartungskomponente deutlich nachließ.
Nach vorn betrachtet haben Optimisten ein wenig Hoffnung, dass es Ende dieser Woche beim G20 Gipfel zu einer Annäherung zwischen China und den USA kommt. Zumindest reden Trump und Xi am Rande der Veranstaltung miteinander. Die Eskalation des Handelskrieges gilt für uns derzeit als das größte Downside-Risiko. Gerade der kalte Handelskrieg wie etwa die Aktionen gegen Huawei sind äußerst destruktiv. So werden Lieferketten unterbrochen und Fortschritt behindert. Zölle sind da eher verkraftbar – solange sie nicht ausufern.
Angesichts der geringeren wirtschaftlichen Dynamik kann sich eigentlich niemand eine Verschärfung leisten. Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er berechenbar wäre. Insbesondere im Wahlkampfmodus ist es schwer einzuschätzen, ob eine Einigung möglich ist. Die letzten Tweets machen wenig Hoffnung, da er nach wie vor Zölle als das Allheilmittel sieht.
Die negativere Wirtschaftsentwicklung hat nun auch die Notenbanken erreicht. Sowohl EZB als auch Fed haben zuletzt angedeutet, dass sie mit Stimuli reagieren könnten, vor allem, wenn sich der Handelskrieg ausweiten sollte. Allerdings ist es auch an der Zeit, dass die Konjunkturpolitik mit stützenden Maßnahmen beginnt. Frankreich spielt hier derzeit eine Vorbildrolle, andere europäische Länder sollten folgen.
Fazit: Vor allem die Erwartungskomponente des ifo-Geschäftsklima-Indexes zeugt von einer düstereren Stimmung der deutschen Wirtschaft. Die negative Entwicklung des wichtigsten deutschen Konjunkturindikators setzt sich fort. Angesichts dessen, dass die USA kurz vor einem Krieg mit dem Iran standen und weiter stehen, angesichts der geringen globalen Wirtschaftsdynamik und angesichts der anhaltenden Drohkulissen Handelskrieg und Brexit ist es auch wenig verwunderlich, dass die Wirtschaft nicht in Feierlaune ist. Es bleibt zu hoffen, dass sich Trump und Xi auf dem G20 Gipfel zu einer Annäherung durchringen können.