US-Handelspolitik: Hoffnungen auf „den Deal“ bringen die Börsen in Wallung - Nord LB Kolumne
Nachdem Donald Trump über Twitter verkündet hat, dass er ein konstruktives Telefonat mit dem chinesischen Regierungschef Xi Jinping geführt habe und es nun zu einem Treffen der beiden Politiker anlässlich des Gipfels der G-20 in Japan kommen werde, sind an den Finanzmärkten Hoffnungen auf ein Ende des Handelskonfliktes zwischen Peking und Washington aufgekeimt. Staatliche Medien in China haben dies inzwischen bestätigt. Zudem beginnen nun wieder die Gespräche der Experten beider Seiten. Entsprechend sind die Low-Beta-Währungen – zum Beispiel der Yen – unter Druck geraten. Zudem haben die internationalen Aktienmärkte von der erhöhten Risikofreude der Investoren profitiert. So konnte sich der DAX inzwischen recht nachhaltig oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 12.000 Punkten stabilisieren. Heute eröffnete der deutsche Leitindex bei über 12.300 Zählern. Neben den Nachrichten zur Lage an der „Handelskriegsfront“ halfen Hoffnungen auf Zinssenkungen durch die Fed und die EZB.
Wir gehen nun in der Tat davon aus, dass anlässlich des G-20 Gipfels zwischen Peking und Washington zumindest ein sehr konkreter Fahrplan für weitere Verhandlungen verabredet werden kann. Möglicherweise kommt es sogar zu einer Art Waffenstillstand im Handelskonflikt zwischen den beiden Ländern. Nach dem Tweet von Donald Trump scheinen die Finanzmärkte dieses Szenario inzwischen bereits sehr weitgehend einzupreisen. Nicht abwegig wäre auch eine medienwirksam verkündete grundsätzliche Einigung zwischen den beiden Regierungschefs. Eine entsprechende Nachricht wäre wohl eine positive Überraschung für die Marktteilnehmer und müsste daher etwas weiteren Druck auf die Low-Beta-Währungen auslösen. Die internationalen Aktienmärkte würden von einem solchen Deal wohl noch weiter profitieren können. Das Eintreten von noch positiveren Szenarien im Handelskonflikt scheint unwahrscheinlich. In der Tat sind wohl noch einige komplexe Detailfragen zu klären. Folglich wird es wahrscheinlich noch weitere Gespräche der Vertreter von beiden Ländern nach dem Gipfel geben müssen. Natürlich besteht auch weiterhin ein Restrisiko des Scheiterns der Verhandlungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem katastrophalen Handelskrieg zwischen Washington und Peking kommt, hat sich zuletzt aber wohl deutlicher reduziert. Die Finanzmarktpreise scheinen mittlerweile auch sehr angemessen zu reflektieren, dass sich das Risiko eines die Weltwirtschaft nachhaltig belastenden Konfliktes jüngst signifikant verringert hat.
Mit Blick auf die Aktienmärkte bleibt in diesem Kontext festzuhalten, dass sich in der US-Notenbank nach einer Einigung im Handelskonflikt wohl keine Mehrheit für Zinssenkungen mehr finden wird. Etwas pointierter formuliert dürfte Donald Trump letztendlich wohl zwischen einem Handelsdeal mit China und einer Leitzinssenkung der Fed wählen dürfen. Wenn Peking ein attraktives Angebot macht, dürfte der US-Präsident dies annehmen und damit implizit auf eine Senkung der Fed Funds Target Rate verzichten. Szenarien, die einen konstruktiven Handelsdeal und eine Fed-Zinssenkung beinhalten, halten wir in der Tat für eher unrealistisch.
Fazit: Donald Trump scheint im Handelsstreit mit China auf eine konstruktive Lösung zu setzen. Inzwischen preisen die Finanzmärkte entsprechende Szenarien wohl sehr weitgehend ein. Positive Überraschungen – also mehr als „nur“ ein Waffenstillstand – könnten nun noch zusätzliche Impulse bringen. Wenn der Deal mit Peking gelingen sollte, wird die US-Notenbank jedoch kaum mehr zu Zinssenkungen zu bewegen sein. In jedem Fall dürfte nun mit ganz besonderem Interesse auf die heutige FOMC-Sitzung zu warten sein!