Italien ist wieder ein Thema an den Märkten - Commerzbank Kolumne
Die Spreads italienischer Staatsanleihen, aber auch fast aller anderen Euro-Länder, haben sich wieder ausgeweitet. Der Spread 10-jähriger italienischer Staatspapiere ggü. Bundesanleihen erreichte gestern zwischenzeitlich mit 290 Bp. ein neues Jahreshoch. Der italienische Vizepremierminister, Matteo Salvini, betonte am Dienstag, dass er einen Anstieg des Defizits über 3% und eine Schuldenquote von über 140% des BIP nicht ausschließe. Der italienische Staat werde alle fiskalpolitischen Maßnahmen ergreifen, um Italiens Arbeitslosenquote zu halbieren. Damit könnte ein neuer Streit mit der EU aufkommen, der die Einleitung eines des Defizitverfahrens gegen Italien zur Folge hätte, was bisher vermieden wurde.
Anleihen
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
USA: Philadelphia-Fed-Index (Mai), 14:30 Uhr
USA: Wohnungsbaubeginne (April), 14:30 Uhr
Die Nervosität an den Finanzmärkten trieb gestern Anleger in sichere Staatsanleihen. So sank die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von -0,07% zwischenzeitlich auf -0,13%, dem tiefsten Stand seit Oktober 2016. Zehnjährige US-Treasuries wiesen eine laufende Verzinsung von 2,36% aus – im November letzten Jahres sahen wir hier noch 3,23%. Erst als am Nachmittag die Meldung kam, US-Präsident Trump würde die Frist zur Entscheidung über die Einführung höherer Autozölle verlängern, setzte eine Gegenbewegung ein. Die Kursgewinne sicherer Staatsanleihen gingen wieder zurück. Italienische Staatsanleihen standen weiter unter Druck. Die Aussagen des italienischen Vizepremierministers Salvini vom Dienstag, die europäischen Stabilitätsregeln in Frage zu stellen, wirkten nach. Die Risikoaufschläge zehnjähriger italienischer Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen weiteten sich auf ein neues Jahreshoch von 290 Basispunkten (BP) aus. Anfang Mai lag der Aufschlag noch bei rund 250 BP. Auch der Sektor von Unternehmensanleihen wurde in Mitleidenschaft gezogen. Die Risikoaufschläge des iBoxx Euro Corporate Index stiegen weiter an; sie liegen bei den Non Financials mit über 80 Basispunkten über 10 BP höher als letzten Freitag, bei den Financials waren es fast 10 BP. Zum negativen Bild passten ebenfalls die schlechten Einzelhandelsumsätze aus den USA. Diese gingen im April überraschend um 0,2% M/M zurück. Volkswirte hatten mit einem Anstieg um 0,2% gerechnet. Immerhin wurde der Zuwachs im März leicht von 1,6% auf 1,7% nach oben revidiert. Auch die US-Industrieproduktion ging im April zurück. Gegenüber dem Vormonat sank sie um 0,5%. Damit wiesen nun drei Monate im laufenden Jahr einen Rückgang aus, lediglich der März verzeichnete einen leichten Anstieg um 0,2%.
Aktien
Südzucker, Bilanz-PK
Thomas Cook, Halbjahreszahlen
Walmart, Ergebnis Q1
Die europäischen Börsen tendierten gestern lange Zeit schwach. Die Leitindizes verloren bis zum Nachmittag in der Spitze um mehr 1,2%. Der Dax lugte nur kurz nach Handelseröffnung über die Marke von 12.000 Punkten. Dann setzte Verkaufsdruck ein, der sich am frühen Nachmittag verstärkte und den deutschen Leitindex unter die Marke von 11.900 Punkten drückte. Verantwortlich für die schwache Börsentendenz zeichneten insbesondere der zuletzt wieder deutlich schärfer geführte Handelsstreit zwischen den USA und China sowie schwache Makrodaten aus dem Reich der Mitte. Dann drehte sich plötzlich das Bild. Die Meldung, wonach US-Präsident Trump die Entscheidung über europäische Strafzölle für Autos um bis zu sechs Monaten verschieben könnte, ließ v.a. die zuvor arg gebeutelten Autoaktien binnen Sekun-den ins Plus drehen. Schließlich ging der Dax mit einem Plus von 0,9% aus dem Handel. Tagesgewinner im Dax war die Aktie von BMW mit einem Aufschlag von 3,1%. Tagesverlierer war hingegen ThyssenKrupp (-5%), die damit weiter kräftig nachgab. In der zweiten Reihe geriet die Aktie von Leoni abermals unter massiven Verkaufsdruck. Sie verlor nach Vorlage von enttäuschenden Quartalszahlen rd. 11%. Auf europäischer Sektorenebene waren insbesondere Automobilwerte gefragt, die im Schnitt um 2% zulegen konnten. Am Ende der Performancerangliste lagen Telekommunikationswerte mit durchschnittlichen Verlusten in Höhe von 0,2%. Die Börsen in den USA tendierten trotz des an Schärfe gewinnenden Handelsstreits angeführt von Werten aus den Bereichen IT (+1%) und Kommunikationsdienstleistungen (+2,1%) freundlicher. Für Rückenwind sorgte die Hoffnung auf eine Einigung im Zollstreit mit Kanada und Mexiko. Die Börsen in Asien tendierten dagegen zumeist etwas schwächer.