Apple & Co: US-Berichtssaison profitiert von gesenkten Erwartungen - Commerzbank Kolumne
Die laufende US-Berichtssaison geht langsam in ihre finale Phase über. Bisher haben knapp 80 % der Konzerne des S&P 500 ihre Zahlen für das erste Quartal 2019 vorgelegt und konnten damit die allerdings im Vorfeld mehrfach gesenkten Gewinnprognosen im Schnitt um 5,8% übertreffen. Gegenüber Vorjahr stiegen die Gewinnzahlen nur noch um 6,1% (Vorquartal: +13,4%, Q3 2018: +29,8%), ein weiteres Indiz dafür, dass die Effekte der Steuerreform langsam ausgelaufen sind. Positiv kann konstatiert werden, dass ca. 76% der Unternehmen die Erwartungen übertroffen haben und nur 18% sie verfehlten. Bemerkenswert ist die Umsatzstatistik. Hier liegen die Werte immerhin um 5% über den Vorjahreswerten (Vorquartal +6%). Eindeutig ist, dass defensive Sektoren besser abschneiden als die zyklischen. Insgesamt hinterlassen Gesundheit und Kommunikationsdienste den besten Eindruck, während die rohstoffbasierenden Branchen Energie und Grundstoffe sowohl bei Gewinnen als auch Umsätzen die schwächste Entwicklung aufweisen. Allerdings ist die Spannbreite zwischen den Branchenergebnissen nicht sehr groß. Dies zeigt sich auch in dem Umstand, dass sich die Durchschnittswerte dieser Berichtssaison im Laufe der drei Wochen (die von unterschiedlichen Branchen dominiert werden: zu Beginn berichten hauptsächlich Finanzinstitute, zum Ende insbesondere der Einzelhandel) kaum verändert haben. Normalerweise gibt es da deutliche Unterschiede. Unter den großen Konzernen des S&P 100 gibt es nur wenige negative Ausreißer. Die schwächsten Gesamtpakete legten wohl die beiden Einheiten des aufgespalteten Chemiekonzerns DowDuPont vor, enttäuscht aufgenommen wurden die gekappten Prognosen von Intel sowie die schwache Umsatzentwicklung bei Alphabet (Google). Dagegen sorgten die Zahlen von Apple nach dem schwachen Weihnachtsgeschäft nun für Erleichterung bei den Anlegern.
Anleihen
China: Verbraucherpreise (April), 3:30 Uhr
Norwegen: Norgesbank Zinsankündigung 10:00 Uhr
USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
USA: Handelsbilanz (März), 14:30 Uhr
USA: Erzeugerpreise (April), 14:30 Uhr
Die Risikoaversion setzte sich auch gestern an den Märkten fort, was die Kurse von sicheren Staatsanleihen in die Höhe trieb. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sank im Tief auf -0,06%. Zum Handelsbeginn überraschten zwar die deutlich besser als erwarteten Märzdaten zur deutschen Industrieproduktion (+0,5% M/M, erwartet -0,5%), dies wurden jedoch eher als „Eintagsfliege“ wahrgenommen. Denn die seit Monaten herrschende schlechte Stimmung bei den Unternehmen und die schwache Entwicklung der Aufträge sprechen dafür, dass die Produktion in der Industrie in den kommenden Monaten vermutlich noch einmal merklich zurückgehen wird. Des Weiteren kamen schlechte Daten aus China: So sind die chinesischen Exporte im April überraschend stark gefallen. In US-Dollar gerechnet gingen sie um 2,7% im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück, im März hatte es noch einen starken Anstieg um über 14% gegeben. Weil die Importe anstiegen (+4,0% nach -7,9% J/J), reduzierte sich der Handelsbilanzüberschuss kräftig von 32,4 Mrd. auf 13,8 Mrd. US-Dollar und liegt somit deutlich unter dem Zwölf-Monats-Durchschnitt von rund 31 Mrd. US-Dollar. Einen weiteren schlechten Tag erlebten die Staatsanleihen Italiens und Griechenlands. Hier weiteten sich die Risikoaufschläge gegenüber Bundesanleihen erneut aus. So erwartet die EU-Kommission in ihrer Frühjahrs-Konjunkturprognose, dass das italienische Staatsdefizit im kommenden Jahr erstmals seit 2014 wieder über den Maastrichter Referenzwert von 3% des BIP steigen wird. Griechenland plant eine deutliche Senkung der Mehrwertsteuer und Rentenerhöhungen.
Aktien
Continental, Deutsche Telekom, Ergebnis Q1
HeidelbergCement, Ergebnis Q1 und HV
Aareal Bank, Brenntag, HHLA, Metro, Ergebnis Q1
ProSiebenSat1, Rheinmetall, Ergebnis Q1
Telefonica Deutschland, Talanx, Ergebnis Q1
ArcelorMittal, UniCredit Group, Ergebnis Q1
Zurich Insurance Group, Ergebnis Q1
Die europäischen Aktienbörsen konnten sich zur Wochenmitte nur mühsam von den bisherigen Abschlägen der ersten beiden Handelstage erholen. Vor dem nächsten Zusammen-treffen der Verhandlungsführer der beiden mächtigen Han-delsnationen USA und China beruhigten sich die Gemüter der Anleger etwas. Stärker im Fokus standen allerdings an diesem Tag die zahlreichen Quartalsvorlagen. So standen die Aktien von Siemens (+4,6%) mit an der Spitze des deutschen Leitindex Dax 30. Das Industriekonglomerat konnte leicht besser als erwartete Gewinnzahlen ausweisen, doch wesentlich stärker goutiert wurde die Ankündigung, dass man künftig die Energie- und Gassparte ausgliedern und an die Börse bringen wird. Auch die Aktien von Wirecard (+4,9%) wurden von einer positiv aufgenommene Quartalsvorlage beflügelt. Neben starken Q1-Zahlen überraschte der Zahlungsabwickler mit einem angehobenen Ausblick. Dagegen fand sich die Aktie von Munich Re (-1,0%) im hinteren Bereich der Kursliste wieder. Der Rückversicherer erlebte wegen hohen Katastrophenschäden einen deutlichen Gewinnrückgang. Auf Branchenebene konnten sich im Euroraum vor allem Industrie (+1,1%) und Medien (+1,0%) erholen, während Versorger (-0,9%) schwächer tendierten. An der Wall Street konnte sich der Dow Jones zumindest leicht stabilisieren. An den asiatischen Börsen herrschen heute Morgen angesichts der drohenden Eskalation im Handelskonflikt wieder die Molltöne vor. Vor allem die chinesischen Märkte tendieren deutlich schwächer. Auch Europa wird mit leichten Verlusten eröffnen.