ifo-Geschäftsklima: Auslandsnachfrage und Politik drücken die Stimmung - Nord LB Kolumne
Soeben wurde vom Münchner ifo-Institut das Geschäftsklima für den Berichtsmonat April veröffentlicht. Wie von uns prognostiziert deutet sich eine Eintrübung der Stimmung in deutschen Unternehmen an. Die Erwartungen verschlechterten sich auf 95,2 Punkte, die Beurteilung der aktuellen Lage auf 103,3 Punkte, das macht für das Klima dann ein Minus von 0,5 Punkten auf den revidierten Vormonatswert. Der Indexstand ist hier nun bei 99,2 Zählern.
Für uns ist der ifo-Index der bedeutendste Indikator für die Konjunktur in Deutschland. Andere Sentiment-Indizes lieferten zuvor ein eher uneindeutiges Bild: Während der Sentix sich in der Beurteilung der aktuellen Situation verschlechterte, die sentix-Erwartungen sich aber verbesserten, war es bei den vom Mannheimer ZEW befragten Analysten und Experten genau anders herum. Die Erwartungen verbesserten sich und die aktuelle Lage wurde kritischer beurteilt. Die von Markit befragten Einkaufsmanager zeigten sich schließlich sowohl im Produktionsbereich als auch bei den Dienstleistern optimistischer. Allerdings darf hier nicht vergessen werden, dass ein Wert von 44,5 bei der Industrie immer noch deutlich unter der kritischen 50-ger Marke notiert.
Ausschlaggebend für die Verschlechterung beim ifo-Index dürften mehrere Faktoren sein: Zum einen gab es bei den Auftragseingängen im Februar einen deutlichen Rücksetzer (-8,4% Y/Y) und auch die Exportentwicklung stellte eine negative Überraschung dar. Beide Zahlen deuten eine geringere globale Nachfrage zumindest zum Jahresstart an.
Zum anderen gibt es einige politische Faktoren, die auf die Stimmung, aber auch effektiv auf das Wirtschaftsgeschehen drücken dürften. Zum einen ist da der Brexit, der zwar zum 29. März nicht eingetreten ist, jedoch aufgrund der Vorbereitungen auf das Event Folgen gehabt haben dürfte. Da das Thema weiter nicht vom Tisch ist, sorgt es anhaltend für Unsicherheit, was auch nicht ohne Folgen bleiben dürfte.
Dann ist da auch noch Präsident Trump: Während es so aussieht, als ob es zu einer Einigung zwischen den USA und China kommen könnte – insofern man bei Trump im Wahlkampfmodus sicher sein kann – brachte Washington den Handel mit Europa wieder auf die Agenda und macht Druck. Trump drohte vor Ostern mit Zöllen auf ein Importvolumen über USD 11 Mrd. – der Fokus dabei auf Flugzeugen und Agrargütern. Diese Woche schoss er abermals verbal auf die EU – es könnte also ungemütlicher werden.
Dennoch sind wir optimistisch für den weiteren Jahresverlauf. Eine nun sehr wahrscheinliche Einigung zwischen den beiden größten Wirtschaftsnationen und die Konjunkturmaßnahmen in der Volksrepublik bedeuten positivere Aussichten für deutsche Exporteure. Noch ist zudem der deutsche Verbraucher auch dank hoher Beschäftigung und positiver Lohnentwicklung in guter Laune und trägt weiter zum Wachstum bei. Die Gefahr einer Rezession sehen wir als gering an.
Die Märkte reagierten dennoch etwas verschnupft auf die vermeintliche negative Überraschung. Der Euro notierte kurzzeitig etwas schwächer, die Bund-Renditen sanken leicht, der DAX verlor temporär ein paar Punkte.
Fazit: Der ifo-Geschäftsklimaindex hat sich – wie zumindest von uns erwartet – leicht verschlechtert. Aktuell dürften neben der nicht berauschenden Auftragslage und einer entsprechenden Exportentwicklung weiterhin politische Themen auf die Stimmung drücken. Der Brexit ist nach wie vor ungelöst und Donald Trump entdeckt gerade das Thema Handel mit der EU neu. Immerhin scheint sich mit China eine Einigung abzuzeichnen, was uns zusammen mit den Konjunkturprogrammen der Volksrepublik vor allem für das zweite Halbjahr optimistisch stimmt.